Headlines

Das Massenaussterben beschleunigt sich

Das Massenaussterben beschleunigt sich

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Nashörner, Gorillas, aber auch Löwen … die Massenauslöschung von Tieren beschleunigt sich und es bleiben wahrscheinlich nicht mehr als 20 oder 30 Jahre, um dieser „biologischen Vernichtung“ Einhalt zu gebieten. Diese droht damit, „die Grundlagen der menschlichen Zivilisation“ zu gefährden.

Über 30 Prozent der Wirbeltierarten wären im Rückgang begriffen, sowohl in Bezug auf die Bevölkerung als auch auf die geografische Verteilung, so eine Studie, die in der Zeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) veröffentlicht wurde. «Es handelt sich dabei um eine biologische Vernichtung, die weltweit auftritt, auch wenn verschiedene Arten dieser Tierbevölkerungen immer noch irgendwo auf der Erde existieren», sagte einer der Autoren der Studie, Rodolfo Dirzo, Biologie-Professor an der Stanford University. „Das sechste Massenaussterben hat schon begonnen und das Zeitfenster, um etwas dagegen zu unternehmen, ist sehr eng, wahrscheinlich höchstens zwei oder drei Jahrzehnte“, warnen die Autoren der Studie. Dies ist ein „erschreckender Angriff gegen die Grundlagen der menschlichen Zivilisation“.

Die Erde hat bisher fünf Massensterben erlebt, zum ersten Mal, als die Dinosaurier vor 66 Millionen Jahre ausstarben. Nach Ansicht der meisten Wissenschaftler befinden wir uns gerade im sechsten Massenaussterben. Für die Autoren der Studie ist dieses schon „weiter fortgeschritten“ als zunächst angenommen, besonders im Hinblick auf vorangegangene Studien, die sich ausschließlich auf das Artensterben konzentrierten, und nicht nur auf die Größe und die Verbreitung der Tierbevölkerungen.

Forscher der Stanford University und der Universidad Nacional Autónoma de México haben Wildtierarten genauer untersucht. Sie kartierten die geografische Verteilung von 27.600 Arten von Vögeln, Amphibien, Säugetieren und Reptilien – eine Stichprobe steht hier für fast die Hälfte aller bekannten Landwirbeltiere. Sie untersuchten auch den Bevölkerungsrückgang in einer Stichprobe von 177 Säugetierarten. Dafür sammelten sie Daten über einen Zeitraum von 1900 bis 2015. Von diesen 177 Säugetieren haben alle mindestens 30 Prozent ihrer geografischen Verteilung eingebüßt, bei über 40 Prozent waren es sogar mehr als 80 Prozent.

Kein Platz mehr für die Tiere

Säugetiere aus Süd- und Südostasien sind besonders stark betroffen: Alle untersuchten Arten haben mehr als 80 Prozent ihrer geografischen Verbreitung verloren, erklären die Forscher. Etwa 40 Prozent der Säugetiere – einschließlich Nashörner, Orang-Utans, Gorillas und viele Großkatzen – leben jetzt nur noch auf 20 Prozent ihres ehemaligen Gebietes. Der Rückgang der wilden Tiere ist hauptsächlich auf den Verlust des Lebensraums, den Überkonsum von Ressourcen, die Umweltverschmutzung und die Ausbreitung von invasiven Arten und Krankheiten zurückzuführen. Auch der Klimawandel trägt immer mehr dazu bei.

Dieser alarmierende Trend hat sich in jüngster Zeit beschleunigt. „Mehrere Tierarten, die vor zehn oder zwanzig Jahren nicht als bedroht eingestuft waren“, wie Löwen und Giraffen, „sind jetzt in Gefahr“, so die Studie. Der Löwe („Panthera leo“) war zum Beispiel in einem Großteil Afrikas, Südeuropas, dem Nahen Osten und im Nordwesten Indiens verbreitet. „Es gibt jetzt nur noch vereinzelte Populationen in Afrika südlich der Sahara, eine Restpopulation befindet sich in Gir Forest (Westindien). Eine große Mehrheit der Löwenpopulationen sind verschwunden“, schreiben die Autoren.

Nach Angaben der „Internationalen Union für die Erhaltung der Natur“ (IUCN) gibt es nur noch 20.000 Löwen auf der Welt. Diese „massiven“ Verluste in Bezug auf die Artenvielfalt sind „ein Vorspiel für das Verschwinden vieler Arten sowie für den Rückgang von Ökosystemen, welche die Zivilisation aufrechterhalten“, warnt der Biologe Gerardo Ceballos. Die Forscher fordern Maßnahmen gegen die Ursachen des Rückgangs von Wildtieren: Übervölkerung und exzessiven Konsum.