Sensation: Muller schlägt Nadal

Im Achtelfinale von Wimbledon hat Gilles Muller die Nummer zwei im Tennis, Rafael Nadal, in fünf Sätzen (6:3, 6:4, 3:6, 4:6, 15:13) besiegt. Damit steht der Luxemburger im Viertelfinale und trifft dort auf Marin Cilic. Die Partie vor über 11.000 Zuschauern dauert fast fünf Stunden.

Muller fand direkt ins Spiel und konnte sich dabei auf seinen ersten Aufschlag verlassen. Der Luxemburger zeigte sich risikofreudig, suchte früh den Weg ans Netz und schaffte es so, Nadal immer wieder unter Druck zu setzen. Nach einem brenzligen Aufschlagspiel beim Stand von 2:2, bei dem er einen Breakball abwehren konnte, gelang Muller dann beim folgenden Aufschlagspiel seines Gegners ein erster Coup. Der 34-Jährige variierte sein Spiel und nutzte den schwächeren zweiten Aufschlag des Spaniers, um sich durch einen ersten Break mit 4:2 abzusetzen. Muller zeigte bei seinem ersten Aufschlag weiterhin kaum Schwächen und holte sich den ersten Satz zur Überraschung der Zuschauer mit 6:3.

The moment Gilles Muller got the win over Nadal after 4h48 of play. Tennis is a beautiful sport [via @DriveCruzado] pic.twitter.com/3SvZcZWSQH

— Gaspar Ribeiro Lança (@gasparlanca) 10. Juli 2017

Nerven aus Stahl

Im zweiten Satz steigerte der Spanier seine Quote beim ersten Aufschlag. Die Nummer zwei der Welt holte sich drei seiner vier ersten Aufschlagspiele ohne Punktverlust. Muller musste hingegen eine weitere schwierigere Phase überwinden. Beim Stand von 3:4 erspielte sich Nadal zwei Breakchancen.

Doch der Luxemburger zeigte Nerven aus Stahl, wehrte die erste Chance des Spaniers mit einem Ass und die zweite mit einem weiteren fast unerreichbaren Aufschlag ab. „Mulles“ glich auf 4:4 aus und nutzte direkt im Anschluss die erste Schwächephase Nadals im zweiten Satz. Ein starker Return, etwas Glück mit einem Netzroller und folglich ein cleverer flacher gespielter Stoppball. Muller schnappte sich das zweite Break des Spiels und machte mit einem weiteren starken Aufschlagspiel Satz zwei zu. Der Luxemburger Sportler des Jahres lag gegen den großen Favoriten plötzlich mit zwei Sätzen in Führung.

2:0-Führung

Nadal fand folglich jedoch seinen ersten Aufschlag, der Spanier wurde in seinem Spiel immer sicherer. Sieben von bis dahin elf Assen sicherte er sich im dritten Satz. Für Muller ergaben sich beim Aufschlagspiel des Spaniers kaum noch Möglichkeiten. Beim Stand von 1:2 schaffte Nadal seinen ersten Breakball. Das Momentum war nun auf der Seite des Spaniers, der sich den Satz mit 6:3 sicherte. Für Muller wurde es auch im vierten Durchgang immer schwieriger, die eigenen Aufschlagspiele durchzubringen. Nadal agierte aggressiver, attackierte den zweiten Aufschlag des Luxemburgers direkt.

Gilles Muller is feeling tired. We can’t blame himhttps://t.co/EsvxXM0DNu #Wimbledon pic.twitter.com/VRpvkvmAuQ

— BBC Tennis (@bbctennis) 10. Juli 2017

Beim Stand von 2:2 wehrte die Nummer 26 der Weltrangliste zwar drei Breakbälle ab, doch Nadal nutzte den vierten. Der Favorit lag mit 3:2 in Führung und holte sich Satz vier nach 2:33 Stunden Spielzeit mit 6:4. Nadal schaffte es immer häufiger, Muller am Netz mit einem Passierball zu überwinden.

Das Spiel war wieder offen; der fünfte Satz, in dem in Wimbledon kein Tiebreak gespielt wird, musste die Entscheidung bringen. Beim Stand von 4:5 erspielte sich Muller bei Aufschlag des Gegners zwei Matchbälle. Nadal wehrte diese aber mit souveränen Services ab und glich auf 5:5 aus.

Krimi

Es folgte ein reiner Nervenkrimi. Beim Stand von 9:9 erspielte sich Nadal viermal eine Breakmöglichkeit, alle wehrte der Luxemburger ab. Direkt im darauffolgenden Aufschlagspiel von Nadal, nach 4:10 Stunden, erspielte sich Muller dann Matchball Nummer drei, doch der Spanier bewies sich erneut nervenstark, glich auf 40:40 aus.

Muller erspielte sich aber einen weiteren Vorteil, aber auch die vierte Chance, das Spiel zu entscheiden, wehrte Nadal ab. Matchball Nummer fünf gab es beim Stand von 14:13, und nach 4:48 Stunden durfte „Mulles“ dann endlich jubeln.

Damit hat Gilles Muller zum zweiten Mal, nach Wimbledon im Jahr 2005, den Spanier geschlagen.