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Eine einzige Farce

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Weshalb fast jede Dimension des G20 lächerlich ist.

Eigentlich haben Politiker es leicht. Man nehme nur den G20-Gipfel in Hamburg. Während die Demos auf die genau richtigen Problematiken aufmerksam machen, gelingt den Staatenlenkern immer häufiger ein stumpfes, aber offenbar effektives Spiel. Die breite Öffentlichkeit beschäftigt sich nur noch am Rande mit den Inhalten des Gipfels. Viel wichtiger scheinen Fragen zu sein wie: Wer hat zuerst mit der Gewalt angefangen? Die Polizei oder die Protestierenden? Nun sollte man diese Fragen nicht unbeantwortet lassen und die Brutalität der Polizisten nicht kleinreden, geschweige denn gutheißen. Allerdings führt die Fokussierung der öffentlichen Debatte auf die Reibereien lediglich zu etwas: Die G20 lenken von ihrer Politik ab. Besonders feige ist zudem die Tatsache, dass durch das Gegeneinander-Ausspielen von Demonstrierenden und Polizei die Verantwortung von der Politik ganz locker-flockig auf die Polizei übertragen wird. Denn die Konfrontation findet nicht mehr zwischen Volksvertretern und Bürgern statt, sondern zwischen Ordnungskräften und Zivilisten.

Welche Folgen diese Form von Sozialkonflikten hat, lässt sich besonders mit Blick auf Jugendliche feststellen. Wer nicht zwingend zum schwarzen Block gehört und sich friedlich an den Protesten beteiligen wollte, wird den Rechtsstaat mit anderen Augen sehen. Dass diese Diskreditierung keine Übertreibung ist, lässt sich alleine an der Tatsache erkennen, dass etwa jede Form von Autorität in Russland als Auswuchs eines Polizeistaats kommentiert wird und in Deutschland … ja, in Deutschland wird die Verletzung des Grundrechts auf Versammlungsfreiheit durch die Polizei von den Medien als Kavaliersdelikt dargestellt. Dabei lässt der Staat unter dem Deckmantel der Prävention jede Verhältnismäßigkeit vermissen.

Dass allerdings die neoliberale Agenda, die allem voran von Deutschland bei seinem „Marshall“-Plan für Afrika betrieben wird, kaum noch ein Thema ist, schmerzt. Anstatt sich mit Inhalten zu befassen, lässt die Politik es geradezu darauf ankommen, dass sich die Fronten verhärten. Die damit einhergehende Radikalisierung der Protestierenden und der Polizei erlaubt es, über die Protestbotschaften der friedlich demonstrierenden G20-Gegner hinwegzutäuschen.

Denn wie könnte es sonst sein, dass Deregulierung, Privatisierung, Austerität, die komplette Öffnung für ausländische Investoren als „Marshall“-Plan verkauft werden? Wieso wird der afrikanische Kontinent, wenn er ausnahmsweise nicht wegen der Flüchtlingsfrage im Fokus steht, wieder einmal auf seinen Ressourcenreichtum reduziert? Denn Bildung, die wichtigste Waffe im Kampf gegen politische Unmündigkeit, gehört nicht zum G20-Plan für Afrika. Dass Menschen daran gehindert werden, gegen solche sozialen Ungerechtigkeiten, die auf globaler Ebene stattfinden, zu protestieren, ist eine bodenlose Frechheit.

Noch dreister und besorgniserregender ist jedoch, dass Politiker mit solchen billigen Praktiken durchkommen. Solange sich jedoch beteiligte wie unbeteiligte Beobachter an der Nase herumführen lassen, bleibt die Hoffung klein, dass substanzielle Themen endlich wieder die Agenda dominieren.

Werner B.
10. Juli 2017 - 8.57

Verdrehung von Tatsachen nennt man auch Fake-News... das Motto "Welcome to hell" sagt schon alles. Das waren frustrierte Wohlstands-Kits die ihre Flegelphase auf der Strasse ausleben. Dieser Mob hat seine "soziale Gerechtigkeit" dann erreicht, wenn er ein bedingungsloses Taschengeld incl. freien Wohnraum erhält. Und wenn der dafür notwendige Wohlstand den Menschen aus Afrika weggenommen wird, so what! Immer erst das Fressen, dann die Moral. Die eigentlichen Anliegen der vielen aufrichtigen Demonstranten, von denen redet heute niemand.

Rosch
10. Juli 2017 - 8.49

@jean bodry. Jeder hat seine eigene Wahrheit.Die muss aber nicht mit der Wahrheit anderer übereinstimmen.

JOS SCHEIER
10. Juli 2017 - 3.49

Wissen sie was die G 20 ist. Die G 20 heisst vo nun an .DAS GROSSE FRESSEN

Crisco
9. Juli 2017 - 21.41

Wenn einer Rentnerin mit weniger als 1000 Euro Einkommen das Auto von vermummten Idioten angezündet wird und die Dame dann auch noch die Kosten für die Entsorhung des verkohlten Wracks übernehmen muss, finde ich das nicht besonders lächerlich.

Fettes Marc
8. Juli 2017 - 19.31

Man bedenke nur, welches "Edelmenue" aufgetischt wurde, aber das Volk kann sich ja bekanntlich mit "Kuchen" begnügen.

Peter Cat
8. Juli 2017 - 15.37

Am 30 Juni 2017 erschien im Guardian ein Artikel mit dem Titel. Jacob Zuma under new pressure to quit over alleged links to tycoons. Und dieser feine Herr und lupenreine Demokrat darf beim G20 Gipfel erscheinen und wird von Merkel,Juncker und Co hofiert. In welcher Welt leben wir eigentlich?

MartaM
8. Juli 2017 - 15.08

Seit dem französischen Einsatz in Mali 2013 hat Frankreich seine Militärpräsenz in der gesammten Sahelzone erweitert, unterhält gute Verbindungen zu Diktatoren auf dem afrikanischen Kontinent.Augenblicklich ist Luxemburg noch mit einem Militärangehörigen in Mali vertreten.Sicherlich sind die Militärvertreter nicht aus Nächstenliebe in diesen Ländern, einziges Ziel der Politik ,Resourcen und Wirtschaftsrelationen sichern.

Peter Cat
8. Juli 2017 - 13.31

"Wieso wird der afrikanische Kontinent, wenn er ausnahmsweise nicht wegen der Flüchtlingsfrage im Fokus steht, wieder einmal auf seinen Ressourcenreichtum reduziert? " Weil es die "Grande Nation" so will, und seit der Entlassung in die "Unabhängigkeit" ihrer Kolonien in Afrika praktiziert wird.

Norbert Muhlenbach
8. Juli 2017 - 12.47

Das in Hamburg war Anarchie PUR. Viele Institutionen haben versagt. Der Titel dieses Artikels trifft en Nagel auf den Kopf: Eine einzige Farce. Was haben die Politiker aus der Randale gelernt? Wahrscheinlich nichts, ich bin ueberzeugt, das dies der Anfang war. Es brodelt unter der Decke und die Politiker sind weiterhin blind und regieren nicht oder falsch. Meine Empfehlung ist, den naechsten G20 Gipfel in Luxemburg stattfinden zu lassen............mit Elbling uns Auxerrois, dann kann nichts geschehen.

MartaM
8. Juli 2017 - 12.17

Freut mich immer wieder solche Artikel zu lesen, Sie bringen es auf den Punkt,Herr Sabharwal.Als ich am Morgen den Zeitungsladen betrat, stach mir direkt die aufreisserisch gemachte Titelseite von Bild ins Auge, von linkem Mob war die Rede.Es erschrak mich, da diese Zeitung noch immer den reaktionären Geist der 60/70ziger huldigt.Einziger Unterschied, damals saßen noch ehemalige Nazis in den Redaktionsstuben, heute scheint es als säßen deren Nachfahren am Schreibpult.

Jean Bodry
8. Juli 2017 - 8.48

Et ass gutt, datt Journalisten aus dem "t" Wuerecht vun de Weltpolitik un Liicht bréngen! Bravo! Gutt esou!