Am Samstag fällt der Startschuss zur größten jährlich ausgetragenen Sportveranstaltung. Die Tour de France wird dieses Jahr in Düsseldorf gestartet und kommt nur zwei Tage später nach Luxemburg. Am Montag, dem 3. Juli, wird das Peloton gegen 14.00 Uhr über die „Schmëtt“ ins Großherzogtum fahren, um es gut 110 km später in Esch/Alzette wieder zu verlassen. Am Tag darauf wird die 4. Etappe in Mondorf gestartet, um über Schengen wieder nach Frankreich zu führen.
Die Tour ist seit langem eine große Maschinerie, bei der die Vermarktung und der Kommerz die Oberhand gewonnen haben. Auch in Luxemburg wurde zuletzt vor allem über die schönen Fernsehbilder gesprochen, die durch die ganze Welt gehen und eine tolle Werbung für das Land sein werden. „Luxembourg, let’s make it happen“ wird ganz groß geschrieben.
So ist zum Beispiel die 12 km lange Werbekarawane für viele der bis zu 12 Millionen Zuschauer das Hauptargument, in den kommenden drei Wochen den Weg an den Straßenrand der Tour zu finden. Auch der Tour-Organisator ASO (Amaury Sport Organisation) gibt sich alle Mühe, die „Caravane publicitaire“ zu vermarkten und mit beeindruckenden Zahlen die Aufmerksamkeit auf das „Rahmenprogramm“ zu lenken. 18 Millionen Gadgets, die von den 480 Teilnehmern an der Karawane verteilt werden, klingt schließlich auch beeindruckend.
Nachhaltiger als die rot karierten Werbehüte von Cochonou oder die Madeleines von St-Michel sind aber immer noch die sportlichen Leistungen der Fahrer. Die Tour hat viele Legenden hervorgebracht und bleibt nach wie vor das härteste Straßenradrennen der Welt. Die Vuelta und der Giro sind zwar vielleicht anspruchsvoller, was die Streckenführung anbelangt, doch wie heißt es so schön: Es sind immer noch die Fahrer, die das Rennen schwer machen. Diese Radsport-Weisheit ist für kein anderes Rennen zutreffender als für die Tour. Wer das „Maillot jaune“ auf den Champs-Élysées überstreifen darf, geht in die Geschichte des Radsports ein. Die Fahrer stehen unter enormem Druck, was sie in der Vergangenheit auch regelmäßig zum Gebrauch unerlaubter Methoden drängte.
Davon aber mal abgesehen gehen die Tour-Fahrer über drei Wochen an ihre körperlichen Grenzen und sogar darüber hinaus. Kein anderes Rennen schreibt so schöne Erfolgsgeschichten und zugleich so dramatische Niederlagen. Das ist es, was die Tour so einzigartig macht.
Einer, der das in den letzten Jahren am eigenen Leib erfahren durfte, ist Ben Gastauer, der seine vierte Tour de France in Angriff nehmen wird. Luxemburg hat über mehr als ein Jahrzehnt der Tour seinen Stempel aufgedrückt und so kann das Gastspiel der „Grande Boucle“ im Großherzogtum auch als Belohnung für die Leistungen der Schlecks, Kirchens, Jungels, Gastauers und Didiers gesehen werden. Dass mit Gastauer nur ein Luxemburger am Start ist, mag für die Sportfans etwas enttäuschend sein, doch der Schifflinger hat es verdient, auf den luxemburgischen Straßen angefeuert zu werden. Immerhin ist es bereits eine große Leistung, für das größte Radrennen der Welt nominiert zu werden. Über den ganzen Erfolgen der letzten Jahre vergisst man dies leicht.
Auf jeden Fall lohnt es sich, die Tour aus dem Grund zu verfolgen, aus dem Henri Desgrange sie 1903 ins Leben gerufen hat: des Radsports wegen. In dem Sinne: Vive le Tour!
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