„Nein, mit so einem deutlichen Sieg hatte ich im Vorfeld nicht gerechnet“, blickt Jeunesse-Coach Jacques Muller auf den 5:2-Erfolg im Spitzenspiel in Grevenmacher zurück. Aber es war einer jener Tage, an denen alles klappte. Das Ergebnis: Jeunesse führt die Tabelle der BGL Ligue souverän an. Neun Siege, fünf Unentschieden und nur eine Niederlage (gegen Etzella) sind eine meisterliche Bilanz.
Und so muss sich Jacques Muller spätestens jetzt der Frage aller Fragen stellen: Kann, bzw. wird Jeunesse Meister? „Alles ist möglich“, so der Coach, um gleich einzuschränken: „Wir müssen mit den Füßen auf dem Boden bleiben. Nach der Winterpause können wir vom Titel sprechen, vorher nicht.“
Was spräche eigentlich gegen Jeunesse? Nun da wäre die suboptimale Punkteausbeute gegen „kleine“ Mannschaften wie Käerjeng (zuletzt 0:0) oder Monnerich (1:1) um nur diese zu nennen. „Wir müssen mehr gegen die Kleinen holen, da haben wir unnötige Punkte hängen lassen“, so Muller. Der Grund: „Wir tun uns schwer gegen Teams, die weniger versuchen mitzuspielen. Gegen andere Team2003/2004
Nach 15 Spielen hat Jeunesse jetzt 32 Punkte auf dem Konto (9S – 5U – 1N). Nur zum Vergleich, die Zahlen nach 15 Spieltagen in der letzten Escher Meistersaison 2003/2004. 13 Siege (davon eines forfait, das ursprünglich unentschieden ausgegangen war) und zwei Niederlagen. Macht 39 Punkte. s, die probieren Fußball zu spielen, haben wir hingegen immer gut ausgesehen.“ Gegen die direkte Konkurrenz behielt Jeunesse in der Tat meist die Oberhand.
Es sind die defensiven Teams, die gegen Jeunesse darauf aus sind, bloß nicht zu verlieren, die den Schwarz-Weißen Kopfzerbrechen bereiten. Abhilfe könnte die Verpflichtung eines echten Zehners, eines Spielmachers oder eines hängenden Stürmers, schaffen. Die Frage ist nur, ob man einen solchen Spieler wirklich braucht. Von Jacques Muller gibt es dazu ein klares Jein. „Wenn ich auf das Spiel gegen Grevenmacher blicke, würde ich sagen: Nein“, so Muller, „wenn ich hingegen auf die Spiele gegen die kleinen Teams zurückblicke, dann sage ich: Ja.“ Verschiedene Spieler wurden schon auf dieser Position eingesetzt. Mal klappte es besser (wie beim 2:1 gegen Differdingen), mal weniger (das 0:0 gegen Petingen). „Wenn wir einen finden, dann muss es einer sein, der ‹au-dessus du lot› ist. Und so einen Spieler in der Winterpause zu finden, ist nicht ganz einfach. Denn wenn ein Verein jemanden zur Winterpause abstößt, gibt es immer einen Grund“, will Muller vorsichtig bleiben.
Sein Team ist „gut“, so wie es ist. Mit acht Gegentreffern die beste Abwehr der Liga (Muller: „Das fängt bei den Stürmern an.“) und seit den fünf Treffern gegen Grevenmacher in der Offensive auch wieder vorne mit dabei (24 Treffer sind immerhin der fünftbeste Wert der BGL Ligue). Mit diesem Gesamtpaket hält die Konkurrenz derzeit nur schwer mit.
Noch, denn der schwächelnde Titelverteidiger F91 hat sich mittlerweile auf Platz zwei vorgearbeitet, drei Punkte hinter Jeunesse. Und so schnell wird man den Rivalen kaum los werden. Muller: „Man braucht sich ja nur deren Spielerkader anzusehen. Das ist phänomenal. Von den Individualitäten her ist kein Team so gut besetzt. Sie hatten zwar ihre Probleme, aber können zu jeder Zeit wieder zurück kommen.“
Für den Luxemburger Fußball findet Muller es interessant, dass es wieder enger zugeht, „wobei die Vereine auch die letzten Jahre nah beieinander lagen, nur eben mit der Ausnahme, dass der F91 vorne weg zog. Aber ich denke, die anderen Vereine haben nachgerüstet“. Dazu gehört auch Jeunesse. Mit u.a. Pupovac, Hoffmann und Oberweis hat man sich punktuell mit gestandenen Spielern verstärkt. Dazu kommen junge Leute wie Douret, Gonçalves oder Bousselin.
Und das Team hat auch leistungsmäßig noch Spielraum nach oben. „70 bis 80 Prozent“ seiner möglichen Leistung hat das Team bisher abgerufen, schätzt Muller. „Man darf nicht vergessen, dass das Team teilweise noch sehr jung ist. Ein Dan Collette ist erst 24, Clayton de Sousa, Portier oder Fullenwarth sind erst um die 20. Je mehr sie spielen und Erfahrung sammeln, umso besser werden sie. Da steckt noch viel drin.“
Wie weit der Weg das Team in diesem Jahr führen wird ist noch offen. Vor der Winterpause steht nur noch das Spiel gegen den RFCUL an, für Muller auch eines jener Teams, das eher das Spiel gestalten will, als es über sich ergehen zu lassen: „Das kommt uns entgegen“, so der Trainer. Und je nachdem wie es läuft, wird die Titelfrage weiter über der Escher ‹Grenz› schweben. Aber darüber wird erst nach der Winterpause gesprochen.
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