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1. OLYMPISCHE JUGENDSPIELE: Was ist der Traum wert?

1. OLYMPISCHE JUGENDSPIELE: Was ist der Traum wert?

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„Vermächtnis“ des IOC-Präsidenten Jacques Rogge

Der Traum von IOC-Präsident Jacques Rogge geht in diesem Sommer in Erfüllung: In Singapur finden die 1. Olympischen Jugendspiele statt. Das Tageblatt nimmt die Premiere dieses neuen Wettbewerbs für 14 bis 18-Jährige unter die Lupe und analysiert die Chancen der potenziellen Luxemburger Teilnehmer. / Texte: Claude Clemens, David Thinnes

Bevor die Selektionskriterien für Singapur 2010 analysiert werden, zuerst einmal eine kleine Chronologie der 1. Olympischen Spiele der Jugend („Youth Olympic Games/YOG).Der lang gehegte Wunsch dieser Spiele geht wie erwähnt auf den Belgier Rogge zurück, der damit sein Lebenswerk vollendet, ehe er 2013 nach seiner zweiten Amtszeit zurücktritt: „Ziel der Spiele ist es, den jungen Menschen die olympischen Werte zu vermitteln“, hatte der IOC-Präsident Ende April 2007 verkündet, als in Peking anlässlich der IOC-Exekutive die Entscheidung zugunsten dieser Veranstaltung gefallen war.PREMIERE FAKTEN

o Wann? Wo? 14. bis 26. August in Singapur

o Wie viele? Maximal 3.600 Athleten

o Wer? Das IOC erwartet die Teilnahme von 205 Nationen bzw. Vertretungen von nationalen Olympischen Komitees (NOKs)

o Sportarten: 26, wie beim „richtigen“ Olympia 2012 in London

o Wie alt? 14-18 Jahre (geboren zwischen dem 1. Januar 1992 und dem 31. Dezember 1995); Jahrgänge waren frei wählbar für jeden Weltverband

o Begrenzungen: begrenzte Teilnehmerzahlen,
unterschiedlich je nach Sportart und Disziplin;
maximal 70 Sportler pro Nation/NOK (Teams ausgenommen)

o Garantie: 4 Startplätze für jede(s) der 205 Nationen/NOKs

o Gemischt: 5% der Wettkämpfe laut IOC für gemischte Teams – Mädchen, bzw. Jungen, und/oder Nationen

Ende März 2007 sagte Rogge in Luxemburg: „Für Kinder und Jugendliche ist Sport ein Traum. Die Rolle des IOC ist nicht, Olympische Spiele zu organisieren. Sondern dafür zu sorgen, dass dieser Traum weiter besteht.“

In den Rogge-Reden zu den „Mini-Spielen“ – 2012 findet die Winter-Variante in Innsbruck statt, die zweiten Sommer-Spiele 2014 in Nanjing (China) – fällt häufig das Wort „Traum“ und der Satz „die olympischen Werte, Freundschaft, Fair Play, Ablehnung von Gewalt und jeder Form von Doping vermitteln“.

In dem letzten Fall scheint der IOC-Präsident in puncto saubere Spiele bereits resigniert zu haben: „Ob es jemals einen Dopingfall bei den Jugendspielen geben wird? Da sage ich: das wird leider der Fall sein. Aber das ist ein ideales Alter, um die Jungen zu erziehen und ihnen die Werte mitzugeben. Was sie damit machen, ist ihre Sache“, sagte Rogge der Süddeutschen Zeitung vergangene Woche in einem Interview.
Insgesamt 3.600 Athleten sollen an der Premiere teilnehmen dürfen. Die Selektionskriterien sind teilweise undurchsichtig und schwer nachzuvollziehen. Das IOC misst dem sportlichen sowie dem kulturellen und erzieherischen Programm die gleiche Bedeutung zu.

Die Spiele der Jugend sind stark an das Original angelehnt. Unterschiede gibt es aber auch. So sollen zum Beispiel nur eine kleine Anzahl von Journalisten zugelassen werden. Live-Bilder gibt es nur in Ausnahmefällen. Einige Parallelen gibt es allerdings: Wie bei den „Großen“ sind die Werberechte in den Händen der 12 Top-Sponsoren des IOC. Auch einen Fackellauf wird es geben. Hier hat das IOC eine Ausnahme gemacht: Im März 2009 wurde entschieden, künftige Fackelläufe nur durch das Land des Organisators zu machen. Für die Premiere wurde ein spezieller Fahrplan erstellt, um die olympischen Werte so besser unters Volk zu bringen. In jeweils einer Stadt auf jedem Kontinent wird die Fackel zu Gast sein, nachdem sie im Juli 2010 traditionell in Griechenland entzündet wird: Berlin (Deutschland/Europa), Dakar (Senegal/Afrika), Mexico-City (Mexico/Amerika), Auckland (Neuseeland/Ozeanien) und Seoul (Südkorea/Asien).

Rogge legte im SZ-Interview weiter seine Sicht der Dinge dar: „Für uns ist der Erziehungswert wichtig. Das Format wird anders sein als bei Jugendmeisterschaften. Die Athleten werden nach ihrem Wettbewerb nicht nach Hause gehen, alle bleiben bis zum Schluss. Mein Vorschlag war, dass es die olympische Flagge und die olympische Hymne gibt. Doch ich muss zugeben, da wurde ich überstimmt. Ich wollte keine Nationalflaggen bei Siegerehrungen, aber die Gesamtheit der olympischen Bewegung sagte: Nein, das ist nicht möglich, wir wollen nationale Fahnen, sie sind der Stolz unserer Länder.“

„Verlierer“

Sieger und Verlierer wird es dennoch geben, auch wenn sie nicht als Olympiasieger betitelt werden: „Wir werden ein Podium haben. Auch das ist wichtig für sie, das Podium ist ein Eckpfeiler der traditionellen Spiele. Was ich bei der Entwicklung dieser Idee erkannt habe, ist: Sie träumen von Olympia. Also muss man etwas anbieten, das wie die Spiele ist. Es wird Flamme, Flagge, das Podium geben. Aber die Gewinner werden nicht Olympiasieger heißen. Sie heißen Gewinner der Olympischen Jugendspiele.“

Einen „Verlierer“ aus Luxemburger Sicht gibt es bereits: den nationalen Tischtennisverband FLTT. Die erfolgreiche Juniorinnen-Mannschaft (Platz fünf bei der EM) wird nicht in Singapur antreten, weil sie zu alt ist. Nach Singapur dürfen nur Spieler, die zwischen dem 1.1.1994 und dem 31.12.1995 geboren sind. „Analysen zeigen, dass im Tischtennis der Leistungs-Höhepunkt Mitte 20 kommt. Zu der Alterseinteilung fehlen 10 Jahre. Bedauerlich, dass der Weltverband so gehandelt hat. Uns trifft es natürlich hart“, so Henri Dielissen, Präsident der FLTT-Kaderkommission.