Alberto Contador schloss die gestrige 4. Etappe von Paris-Nice mit einem Doppelschlag ab. Der Spanier gewann oben in Mende und streifte das Leadertrikot über. Frank Schleck (30.) büßte 1’09» ein, Laurent Didier (103.) hatte 6’55» Rückstand. / Petz Lahure
„La Messe est dite, allons dîner – Die Messe ist gelesen, geh’n wir essen.“ Dieses Zitat von François Couperin, dem Hofkomponisten des französischen Königs Louis XIV, resümiert wohl am treffendsten die augenblickliche Lage bei Paris-Nice.
Der Verlauf der 4. Etappe, die von Maurs nach Mende und zum Schluss über eine 3,1 km lange und durchschnittlich 10,1-prozentige Steigung hoch zum Flugfeld führte, wo sich einst Bourvil und Louis De Funès in „La Grande Vadrouille“ köstlich amüsierten, lässt nur eine Feststellung zu: Alberto Contador dürfte bei der „Course au soleil“ kaum oder überhaupt nicht mehr zu schlagen sein.
Der Spanier, der gestern 1,6 km vor dem Ziel attackierte, ist trotz seiner Sturzverletzung von der ersten Etappe der stärkste Fahrer im Feld. Contador brauchte nicht einmal in den letzten Reserven zu kramen, um oben mit 10 Sekunden Vorsprung auf Alejandro Valverde und Samuel Sanchez als Sieger über den Strich zu fahren und gleichzeitig das Leadertrikot überzustreifen. Wie erwartet konnte Jens Voigt das Rad der Besten nämlich nicht halten und traf oben als 12. auf 44″ ein.
Yvon Sanquer, der Sportdirektor des Teams Astana, hatte die Marschroute für Contador klar definiert: „Le but, c’est d’arriver au pied de l’ascension dans les meilleures conditions possibles avant la grande explication finale. C’est une montée courte mais très dure, un beau terrain où tout peut se jouer. Alberto a démontré qu’il ne se ressentait plus trop de sa chute, mais il y a encore d’autres protagonistes.“
Voigt ganz alleine
Mit „d’autres protagonistes“ meinte Sanquer nicht nur die starken Spanier aus dem Caisse-d’Epargne-Team, sondern u.a. auch Roman Kreuziger sowie die Saxo-Bank-Fahrer mit Leader Jens Voigt und Frank Schleck an der Spitze. Als Contador aber rund anderthalb km vor dem Ziel das Tempo im Schlussanstieg erhöhte, war schnell klar, dass er an diesem Tag nicht zu schlagen sein würde. Valverde und Sanchez blieben zwar bis ganz oben fast auf Tuchfühlung, aber eben auch nur fast. Das „Loch“, das Contador gerissen hatte, vermochten sie nie zu schließen.
Noch schlechter war Jens Voigt dran, der die letzten Reserven mobilisierte, um den Rückstand in Grenzen zu halten. In der Steigung war er auf sich allein gestellt, denn weit und breit hatte er keinen Mannschaftshelfer mehr zur Stelle. Frank Schleck fuhr rund eine halbe Minute hinter dem Deutschen und hatte im Ziel 1’09» Rückstand auf Contador. Vor drei Jahren verlor er auf derselben Strecke nur 28″ auf Contador. Für Frank Schleck ist ein Gesamtsieg bei Paris-Nice also in weite Ferne gerückt. Der letztjährige Zweite liegt nun auf Platz 28 des Gesamtklassements. Der Abstand zu Alberto Contador beträgt schon über 2 Minuten (genau 2’05»), so dass Schleck seine Ambitionen revidieren muss. Hauptziel dürfte nun ein Erfolg auf einer der beiden Wochenendetappen sein.
Genau wie Frank Schleck verrichtete auch Laurent Didier bis zum Schlussanstieg Helferdienste für Leader Jens Voigt. Auf den letzten 3 km büßte Didier dann fast 7 Minuten ein und beendete die Etappe als 103. auf 6’55. Dadurch fiel er in der Gesamtwertung auf Patz 78 zurück.
Im ersten Teil der Etappe standen Jérôme Pineau (Quick Step), Julien Loubet (Ag2R), Mikel Nieve (Euskaltel), Amaël Moinard (Cofidis), Marco Marcato (Vacansoleil), Jean-Marc Marino (Saur) und Albert Timmer (Skil) im Mittelpunkt des Geschehens. Die sieben Fahrer wurden erst 11 km vor dem Ziel eingefangen.
Die heutige 5. Etappe führt über 157 km von Pernes-les-Fontaines nach Aix-en-Provence. Hauptschwierigkeiten sind der Col de Murs (2. Kat., km 40), die Côte de Lacoste (3. Kat., km 57), die Côte de Bonnieux (3. Kat., km 84) und die Côte de Saint-Canadet (3. Kat., km 127)
Radsport in Zahlen
68. Paris-Nice, 4. Etappe über 173,5 km von Maurs nach Mende: 1. Alberto Contador (Spanien/Astana) 4:26:47 Stunden, 2. Alejandro Valverde (Spanien/Caisse d’Epargne) 0:10 Minuten zurück, 3. Samuel Sanchez (Spanien/Euskaltel) gleiche Zeit, 4. Joaquin Rodriguez (Spanien/Katusha) 0:18, 5. Thomas Voeckler (Frankreich/Bouygues) 0:20, 6. Damiano Cunego (Italien/Lampre) 0:21, 7. Roman Kreuziger (Tschechien/Liquigas) 0:21, 8. Christophe Le Mevel (Frankreich/FdJeux) 0:29, 9. Luis-Leon Sanchez (Spanien/Caisse d’Epargne) 0:29, 10. Rein Taaramae (Estaland/Cofidis) 0:31, … 12. Jens Voigt (Deutschland/Saxo Bank) 0:44, 30. Frank Schleck 1:09, 103. Laurent Didier (beide Luxemburg/Saxo Bank) 6:55
Gesamtwertung: 1. Contador 17:07:23 Stunden, 2. Valverde 0:24 Minuten zurück, 3. Kreuziger 0:25, 4. L.L. Sanchez 0:28, 5. S. Sanchez 0:29, 6. Voigt 0:34, 7. Rodriguez 0:36, 8. Peter Sagan (Slowakei/Liquigas) 0:54, 9. David Millar (Großbritannien/Garmin) 1:03, 10. Taaramae 1:06, … 28. Schleck 2:05, 78. Didier 8:57
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