Zwölf Tage nach dem Ende der Olympischen Winterspiele feiert Kanada schon wieder sich selbst und seine Gäste und ist nachweislich bereit für die nächste Party. Dem schon bei Olympia gültigen Motto „mit glühendem Herzen» machten die Nordamerikaner am Freitagabend (Ortszeit) wieder alle Ehre. Für Besinnlichkeit war wenig Platz bei der Eröffnung. Die Feier war wild und ausgelassen, vor allem aber knallbunt und laut. Damit machte Kanada vor allem eines klar: Die Paralympics sind für sie keine Spiele zweiter Klasse, sondern ein weiteres Großereignis, auf das die ganze Welt schaut.
Und wie niemand zuvor stellten sie die trotzige Normalität dar, in der sich die meisten Behindertensportler wiedererkennen. Sie wollen kein Mitleid und keine Betroffenheit, sie wollen ebenso eine große Sportler-Party feiern wie vor ihnen die Olympioniken. Dass man trotz Behinderung (fast) alles tun kann, wurde auf der Eröffnungsfeier unter dem Titel „Ein Einziger inspiriert viele» mehrfach deutlich. Vor allem in dem Moment, als ein Rollstuhl-Fahrer durch die Halfpipe fuhr und einen Salto stand.
Schwermütig wurde es nur beim Gedenken an Terry Fox. Dem Kanadier war mit 18 Jahren das rechte Bein oberhalb des Knies wegen einer Krebs-Erkrankung amputiert worden. Drei Jahre später, am 12. April 1980, brach er in Neufundland zu seinem berühmten „Marathon der Hoffnung» auf, um Geld für die Krebsforschung zu sammeln. 143 Tage lang lief Fox jeden Tag die 42,195 km, ehe ihn der Krebs nach 5373 Kilometern doch wieder eingeholt hatte.
Er starb im Juni 1981 kurz vor seinem 23. Geburtstag an der Krankheit, die er so vehement bekämpft hatte. In seiner Heimat wird er weiterhin verehrt. Der Terry-Fox-Run hat seitdem mehr als 400 Millionen Dollar für die Krebsforschung eingebracht. Als zu dem Song „High Wind» Bilder aus Fox› Leben zu sehen waren, herrschte betretenes Schweigen im Stadion. Die restlichen knapp drei Stunden waren dann aber von ständigen Anfeuerungsrufen und dröhnend lauter Musik geprägt. Der Einmarsch der Nationen erreichte seinen Stimmungs-Höhepunkt, als um 18.58 als letzte Delegation die Kanadier unter ohrenbetäubenden „Go Canada»-Rufen einzogen.
Die anderen 43 Delegationen wurden ebenfalls mit euphorischem Jubel begrüßt, so auch das vom 13-maligen Paralympics-Sieger Frank Höfle angeführte deutsche Team. Als letzter Fackelläufer entzündete um 20.34 Uhr Ortszeit (05. 34 MEZ) der 15 Jahre alte beinamputierte Snowboarder Zach Beaumont vor den Augen von IOC-Präsident Jacques Rogge das paralympische Feuer. 38 Minuten zuvor hatte die Generalgouverneurin Kanadas, Michaelle Jean, die Spiele für eröffnet erklärt.
„Weil so viele Menschen auf dieser Welt auf Zerstörung aus sind, war unsere Botschaft durch den Sport niemals wichtiger», sagte John Furlong, der Präsident des Organisationskomitees VANOC: „Diese Paralympics werden in den kanadischen Wohnzimmern und überall auf der Welt gefeiert werden.» Mit Blick auf die Sportler ergänzte er: „Macht diese Tage zur besten Zeit eures Lebens. 33 Millionen Kanadier werden diese Erfahrung mit euch teilen. Ihr werdet ihre Energie und Unterstützung in jeder Sekunde fühlen.» Bis zum 21. März werden 506 Sportler aus 44 Nationen in 64 Wettbewerben die Medaillengewinner ermitteln. Über 70 Prozent der rund 250.000 Eintrittskarten sind bereits verkauft.
Es sind die ersten Paralympics in Kanada, da Olympia und die Spiele der Behindertensportler bis 1992 getrennt ausgerichtet wurden.
Als Calgary 1988 Gastgeber der Winterspiele war, fanden die Paralympics in Innsbruck statt. Vancouver ist 2010 der offizielle Austragungsort und Namensgeber, 90 Prozent der Entscheidungen fallen aber in Whistler.
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