Als Englands Superstar Wayne Rooney auf Krücken aus dem Stadion humpelte, war das Mutterland des Fußballs noch in hellem Aufruhr. „Bitte lass das nicht der Moment sein, in dem Englands WM-Traum stirbt“, titelte die „Daily Mail“ gestern. Doch die WM-Panik war grundlos.
Nur für Manchester United ist die Verletzung im Hinspiel des Champions-League-Viertelfinals bei Bayern München ein schwerer Schlag.
Rooney fällt zwei bis vier Wochen aus und wird das Rückspiel am kommenden Mittwoch verpassen. Der beste Torjäger der Premier League erlitt eine Verstauchung des Mittelfußes und nicht – wie befürchtet – einen Bruch. Rooney fehlt dem englischen Meister damit auch im Liga-Spitzenspiel am Samstag (13.45 Uhr) gegen den FC Chelsea. Der WM-Einsatz des Angreifers im Sommer in Südafrika ist aber wohl nicht in Gefahr.
Zuvor hatte das Massenblatt The Sun bereits die Fußball-Götter um Hilfe gerufen. „Betet, dass ‹Roo› es schafft! England erlebte gestern Nacht den größtmöglichen WM-Albtraum.“ Schließlich wurden direkt nach der Niederlage in München Erinnerungen an die Wochen vor der WM 2006 wach, als Rooney nach einem Mittelfußbruch gerade noch rechtzeitig fit geworden war.
Von Rooney abhängig
„Das ist ein sehr wichtiger Spieler für ManU. Ich hoffe für sie, dass er nicht ernsthaft verletzt ist“, sagte Bayern-Trainer Louis van Gaal. Dass der Angreifer der Three Lions nun tatsächlich für das Rückspiel ausfällt, erhöht die Chancen der Bayern auf einen Einzug in das Halbfinale aber beträchtlich. Denn der starke Rooney hatte nach 64 Sekunden in München das 1:0 für die Gäste erzielt und später sogar das 2:0 auf dem Fuß. Bayerns Mittelfeldspieler Hamit Altintop erklärte mit Blick auf die Ausnahmestellung des Angreifers, dass „Manchester von Rooney abhängig“ sei. Für Rooney wird im Rückspiel in Manchester aller Voraussicht nach Dimitar Berbatow auflaufen.
Die fast schon hysterische Angst vor einem Ausfall des 24-Jährigen mit dem unvergleichlichen Torriecher ging auf der Insel bereits so weit, dass der Buchmacher William Hill die Quote für den Gewinn des WM-Titels von 5:1 auf 6:1 erhöhte.
Während also Rooney die Schlagzeilen nach dem 2:1 zwischen Bayern und Manchester gehörten, feierte Olympique Lyon das Ende des „Viertelfinal-Fluchs“. Beim 3:1 (2:1) im „Bruderduell“ über Girondins Bordeaux schafften die Lyonnaisen am Dienstag vor 38.000 Zuschauern im Stade Gerland ihren ersten Viertelfinal-Sieg überhaupt in der Champions League. Zwischen 2004 und 2006 war „OL“ in der Runde der letzten acht drei Mal in Serie sieglos ausgeschieden. Das tempo- und torchancenreiche Hinspiel begeisterte die Franzosen. Einen „wahren Hahnenkampf“ sah L’Équipe. Le Parisien würdigte unterdessen die Leistung des Serienmeisters der Jahre 2002 bis 2008, der vergangene Saison von Bordeaux entthront worden war: „Lyon hat den Gegner deklassiert“, so die Zeitung gestern.
„Monströs gut“
Für die gute Ausgangsposition des eigentlichen Außenseiters, der im Achtelfinale Real Madrid ausgeschaltet hatte, sorgten zwei Südamerikaner. Der überragende Argentinier Lisandro Lopez machte mit seinen Treffern in der 10. und 77. Minute (Handelfmeter) und einer tollen läuferischen Leistung Nationalcoach Diego Maradona auf seine WM-Ambitionen aufmerksam. Der Brasilianer Michel Bastos, der ebenfalls noch um ein WM-Ticket kämpft, schoss in der 32. Minute mit elegantem Schlenzer das zwischenzeitliche 2:1.
Die Medien lobten vor allem Lopez: „Er war monströs gut“, so die Zeitung France Soir über den Mann, der zu Saisonbeginn für die Ligue-1-Rekordsumme von 24 Millionen Euro vom FC Porto aus Portugal nach Frankreich gewechselt war.
Dank Marouane Chamakhs Tor (14.) bleibt Bordeaux nach der ersten Champions-LeagueNiederlage der laufenden Saison ein Funken Hoffnung erhalten. Trainer Laurent Blanc ist aber skeptisch: „Wenn wir so verteidigen wie heute, haben wir kaum Chancen“, räumt er ein.
Seine junge Abwehr habe Nerven gezeigt und zwei vermeidbare Treffer zugelassen, so „Le Président“, der wegen Sperre und Verletzung auf die Defensivroutiniers Alou Diarra und Marc Planus verzichten musste. „Noch ist nichts entschieden“, beteuert unterdessen Lyon-Trainer Claude Puel, der einen Wermutstropfen schlucken musste. Sydney Govou und auch Lopez sind im Rückspiel gelbgesperrt.
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