Eine Woche nach seinem Triumph bei der Flandern-Rundfahrt holte sich der Schweizer Zeitfahrweltmeister auch den Sieg bei der 108.
Auflage des berühmt-berüchtigten Frühjahrsklassikers Paris-Roubaix und schaffte als erst zehnter Radprofi das begehrte Double. Nach 259 km, davon 52,9 km über die staubigen Paves aus der Zeit Napoleons, siegte Cancellara vor dem Norweger Thor Hushovd und dem Spanier Juan Antonio Flecha. Tom Boonen verpasste das Podium deutlich und damit auch die Einstellung des Rekordes von vier Siegen.
Der Belgier wie auch der Rest des geschlagenen Feldes fanden ihren Meister im alles überragenden Cancellara. Bereits 49 km vor dem Ziel startete der Saxo-Bank-Kapitän die entscheidende Attacke und vergrößerte mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks Kilometer um Kilometer seinen Vorsprung.
So konnte Cancellara die letzte Runde auf der Betonpiste im Velodrom von Roubaix in vollen Zügen genießen, bevor er seinen zweiten Pflasterstein nach 2006 als Siegerpokal in Empfang nahm.
Cancellara ist zugleich der erste Schweizer seit Henri Suter vor 87 Jahren, dem das Double gelang. Deutsche Fahrer konnten sich bei der „Königin aller Klassiker» nicht im Vorderfeld platzieren. Die Aussichten auf den zweiten Sieg nach Josef Fischer (München) bei der Premiere des Rennens im Jahre 1896 waren ohnehin gering, zumal die beiden Klassikerspezialisten Heinrich Haussler (Aufbautraining nach Einriss der Quadrizepssehne) und Andreas Klier (Gehirnerschütterung) fehlten.
Auch das deutsche Team Milram spielte bei der Entscheidung keine Rolle. Einen Eintrag in die Geschichtsbücher schaffte das Team Milram durch Servais Knaven aber trotzdem. Der Niederländer beendete zum 16. Mal das Rennen und stellte damit den Rekord von Raymond Impanis ein.
Allerdings stand der im Jahr 1925 geborene Belgier öfter an der Startlinie, auch wenn er nicht jedes Rennen beenden konnte. Bei strahlendem Sonnenschein war das Feld gegen 10.30 Uhr auf dem Schlossplatz in Compiegne losgefahren. Zunächst legten die Fahrer eine Schweigeminute für den im Februar bei einem Rallye-Unfall verstorbenen zweimaligen Roubaix-Sieger Franco Ballerini (Italien) ein.
Außerdem erhielt in Erinnerung an den früheren Radstar der beste Italiener genauso wie der Sieger einen Pflasterstein.
„Das Wetter kommt uns zugute», meinte noch Columbia-Sprintberater Erik Zabel und hatte dabei den österreichischen Gent-Wevelgem-Sieger Bernhard Eisel auf der Rechnung. Als aber bei La Roubaix die Post abging, war von Eisel nichts mehr zu sehen. Die ersten zwei Drittel des Rennens bestimmte zunächst eine 19-köpfige Ausreißergruppe, der auch Sebastian Lang (Erfurt) vom Lotto-Team angehörte.
Die Spitzengruppe kam aber nicht mehr als zweieinhalb Minuten weg und lag damit immer in Schlagdistanz zu den Topfavoriten.
Immerhin erreichten die Führenden noch vor dem Feld den berüchtigten Wald von Arenberg, der mit 2,4 km Kopfsteinpflaster in der Vergangenheit häufig zu den Schlüsselstellen des Rennens zählte. Doch diesmal stellten die Paves, auf denen sich einst Klassikerjäger Johan Museeuw die Kniescheibe brach, aufgrund der trockenen Witterungsverhältnisse nicht die große Gefahr dar.
Der Wald von Arenberg rückt im Sommer nochmal in den Mittelpunkt, wenn die dritte Etappe der Tour de France am Eingang des Sektors endet.
So diente Paris-Roubaix auch als Tour-TÜV, wenngleich sich die Sieganwärter um Titelverteidiger Alberto Contador (Spanien), Lance Armstrong (USA) oder Andy Schleck (Luxemburg) rar machten.
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