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Keine Entwarnung beim Neiße-Hochwasser

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Die Situation in den Hochwassergebieten an der Neiße ist am Montag vielerorts kritisch geblieben. Trotz fallender Pegel war die Lage auch in Ostsachsen angespannt, wie der sächsische Regierungschef Stanislaw Tillich (CDU) am Montag in Zittau sagte.

(aktualisiert 09.08.2010, 16:17 Uhr)

Das Hochwasser passierte derweil Bad Muskau. Dort wurde der Fürst-Pückler-Park teilweise überflutet, der auf der UNESCO-Liste des Welterbes steht. Südlich vom Ort brach ein Deich. Experten gehen davon aus, dass die Flut in Sachsen einen Schaden von mehreren hundert Millionen Euro angerichtet hat. Große Schäden entstanden nicht nur an Wohnhäusern, auch zahlreiche Unternehmen sind betroffen.
Zudem wurden Straßen unterspült, Bahnverbindungen sind unterbrochen. Tillich stellte den Betroffenen bei einem Ortstermin im ebenfalls stark betroffenen Zittau Hilfen auf unkompliziertem Weg in Aussicht.

Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) sprach sich bei einem kurzfristig angesetzten Besuch in Bad Muskau für eine enge Zusammenarbeit von Bund und Land Sachsen aus, um einen schnellen Wiederaufbau zu ermöglichen. Tillich dringt auf Aufklärung der Gründe, die zum Bruch der Staumauer in Polen führten. Eine Staumauer müsse eigentlich so sicher sein, dass dies nicht passiere, erklärte er. Polnische und deutsche Experten sollen in den nächsten Tagen die Mauerreste untersuchen. Der sächsische Innenminister Markus Ulbig (CDU) sagte der Nachrichtenagentur DAPD, man sei schon sehr verwundert, dass solch ein wichtiges Bauwerk einfach so habe brechen können.

Schloss und Stadt nicht so stark betroffen wie befürchtet

Die Neiße war nach heftigen Regenfällen und dem Bruch des Staudammes nahe Görlitz rasant gestiegen und hatte am Wochenende im Dreiländereck von Deutschland, Tschechien und Polen zu der schlimmsten Naturkatastrophe seit der Jahrhundertflut im Jahr 2002 geführt.

Nach Angaben des sächsischen Krisenstabes hat das Hochwasser Bad Muskau weniger stark getroffen als befürchtet. Der dort erreichte Höchststand liege deutlich unter der Hochwassermarke von 1981. In Bad Muskau wurde der Fürst-Pückler-Park überflutet. Allerdings zeichnete sich ab, dass das Schloss und die Stadt selbst wegen der getroffenen Vorkehrungen nicht so stark getroffen werden wie zunächst befürchtet. Hunderte Helfer hatten zuvor mehr als 10.000 Sandsäcke gegen die Fluten aufgestapelt. Ulbig erklärte, man habe mehr Zeit gehabt als in Ostsachsen. Südlich von Bad Muskau brach ein maroder Deich. Vorsorglich waren bereits zuvor mehr als 100 Menschen aus den Dörfern Sagar und Podrosche in Sicherheit gebracht worden. Die Häuser wurden überspült.

Unterdessen bereitete sich Brandenburg auf das Hochwasser vor. Bedroht waren zunächst vor allem Orte an der Neiße in Südbrandenburg. Auch an der Oder, in die bei Ratzdorf die Neiße mündet, stiegen die Pegel. «Große Sorge bereitet uns auch die Spree», sagte der Präsident des Landesumweltamtes, Matthias Freude. Für Spree und Neiße soll spätestens Dienstagmorgen die höchste Alarmstufe 4 ausgerufen werden. Nach Spremberg, Forst und Guben an der polnischen Grenze wurden bereits Zehntausende Sandsäcke gebracht.

Während die Menschen in Bad Muskau und weiter nördlich in Brandenburg noch bangen mussten, ging das Hochwasser in Ostsachsen bereits deutlich zurück. Vielerorts konnten die Menschen in ihre Häuser zurückkehren. In Görlitz funktioniert seit dem Vormittag auch die Trinkwasserversorgung wieder, die teilweise zusammengebrochen war.

Zerstörungen in Polen und Tschechien

In Tschechien und Polen ging das Hochwasser zurück, und die Aufräumarbeiten begannen. Mit am schwersten betroffen war die Ortschaft Bogatynia im polnischen Teil der Oberlausitz, wo die Straßen mit Trümmern übersät waren. Zahlreiche Häuser und Straßen sowie eine Neiße-Brücke wurden schwer beschädigt, wie auf Bildern des Fernsehsenders TVN24 zu sehen war. Soldaten errichteten eine provisorische Brücke, um Lebensmittel und andere Hilfsgüter über den Fluss transportieren zu können. Die Höhe der Schäden im ganzen Land wurde auf fast vier Milliarden Kronen (163 Millionen Euro) geschätzt.

AP