Nur schrittweise erfasst Japan das ganze Ausmaß des verheerenden Tsunamis. Berichte über Kernschmelzen im Reaktor Fukushima nähren derweil die Angst vor der Atomkatastrophe.
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Zehntausende Opfer, Kettenreaktionen mit unkalkulierbaren Folgen im Atommeiler Fukushima und eine drohende Versorgungsnot: Japan kämpft gegen eine historische Krise. Ein Regierungssprecher dementierte am Sonntag zwar eigene Angaben, wonach es auch im Reaktor 3 des Atomkraftwerks Fukushima Eins eine «teilweise» Kernschmelze gegeben habe. Ministerpräsident Naoto Kan bezeichnete die Lage im Umkreis von Fukushima aber als alarmierend. In der 150 Kilometer entfernten Provinz Miyagi maßen Experten eine 400 Mal höhere Radioaktivität als normal und führten dies auf die Explosion in Fukushima vom Samstag zurück.
Vulkanausbruch im Süden Japans
Drei Tage nach dem verheerenden Erdbeben und der Tsunamiwelle ist am Sonntag im Süden des Landes ein Vulkan ausgebrochen. Wie die japanische Wetteragentur berichtete, spuckte der Shinmoedake Asche und Felsen bis zu vier Kilometer in die Luft. Ob der Ausbruch in Verbindung mit dem Erdbeben vom Freitag steht, blieb zunächst unklar. Der 1421 Meter hohe Vulkan war nach einer Ruhezeit von mehr als 50 Jahren seit Januar wiederholt aktiv. Im Februar rieten die Behörden Einwohnern in der unmittelbaren Umgebung zur Flucht, seit Anfang März hatte der Vulkan aber keine weitere Aktivität gezeigt. (dpa)
Wie bereits am Reaktor 1 sei im Reaktor 3 die Kühlfunktion ausgefallen, erklärte der Regierungssprecher. Dadurch sei das Kühlwasser zurückgegangen, so Yukio Edano. Zuvor hatte er erklärt, es sei zu einer «teilweisen» Kernschmelze gekommen. Dass es im Reaktor 1 schon zu einer Kernschmelze kam, hält die Atomsicherheitsbehörde für sehr wahrscheinlich. Durch Salzwasserzufuhr seien die Brennstoffstäbe inzwischen wieder im Wasser, führte der Sprecher aus. Es könne sein, dass sich dadurch Wasserstoff unter dem Dach angesammelt habe. Doch selbst wenn es wie beim Block Nummer 1 zur Explosion komme, könne der Reaktor dem widerstehen. 80.000 Menschen im Umkreis von 20 Kilometern mussten ihre Häuser verlassen.
«Schlimmer als Tschernobyl»
Nach Ansicht des Strahlenbiologen Edmund Lengfelder vom Otto-Hug-Strahleninstitut in München könnten die Folgen noch schlimmer werden als vor 25 Jahren in Tschernobyl. Zwar sei der Ablauf der Katastrophe unterschiedlich, aber Japan sei 20- bis 30mal so dicht besiedelt wie die Umgebung des ukrainischen Unglücksreaktors: «Ich gehe davon aus, dass es schlimmer wird als in Tschernobyl.»
Wie die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf den Kraftwerksbetreiber Tohoku meldete, wurde in der nordöstlichen Provinz Miyagi 400 Mal höhere Radioaktivität als normal gemessen. Ein Sprecher des Unternehmens sagte, die Reaktoren in der Region seien stabil. Um das AKW Onagawa sei eine erhöhte Strahlung festgestellt worden. Man gehe aber davon aus, dass dies nicht von dem Reaktor stamme. Experten vermuten, dass der Wind Radioaktivität vom gut 150 Kilometer entfernten Unglücksort in Fukushima dorthin geweht habe.
Brand in AKW Onogawa
Im Atomkraftwerk Onagawa war nach dem verheerenden Erdbeben am Freitag ein Feuer in einem Turbinengebäude ausgebrochen. Nach Angaben der Behörden wurde der Brand nach einigen Stunden gelöscht. Der Betreiber erklärte, dass keine radioaktive Strahlung ausgetreten sei. Es bestünden keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen, hieß es.
In einem dritten Atomkraftwerk in Japan ist am Sonntag das Kühlsystem ausgefallen, wie die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf die Feuerwehr berichtet. Es handelt sich um das AKW Tokai an der Ostküste südlich von Fukushima.
Allein in der Katastrophenregion Miyagi, wo das Kraftwerk Onagawa liegt, sind vermutlich mehr als 10.000 Menschen als Folge des Erdbebens und des anschließenden Tsunamis ums Leben gekommen. Das berichten japanische Medien unter Berufung auf den örtlichen Polizeichef. Er habe «keinen Zweifel», dass die Zahl der Toten bis auf über 10.000 allein in Miyagi steigen werde, sagte demnach Polizeichef Naoto Takeuchi. Offiziell wurden bis Sonntagabend (Ortszeit) mehr als 1.000 Leichen gefunden.
Starkes Nachbeben
Große Gebiete sind von der Umwelt abgeschnitten, Küstenstraßen sind teilweise unbefahrbar. Mehr als 20.000 Häuser sind zerstört oder beschädigt. Tausende erschöpfte Menschen warten laut den Berichten auf Rettung mit Hubschraubern. Die Region Miyagi wurde am schwersten von dem Erdbeben der Stärke 9,0 und dem Tsunami getroffen, weil das Zentrum des Bebens nahe der Küstenregion lag. Die japanischen Behörden hoben unterdessen die Tsunamiwarnung für die Küstengebiete auf. Am Sonntagmorgen erschütterte ein starkes Nachbeben den Großraum der Hauptstadt Tokio. In der Stadt wankten Hochhäuser.
Im ganzen Land drohen nach dem schweren Erdbeben und den Schäden an den Atomanlagen im Nordosten des Landes massive Engpässe in der Stromversorgung. Um große Blackouts zu vermeiden, planen die Stromkonzerne, Energie zu rationieren. Die Maßnahme müsse wohl mehrere Wochen angewendet werden, sagten Regierungsbeamte.
Auch an der Börse wird mit negativen Auswirkungen gerechnet. Experten befürchteten am Sonntag, dass der Nikkei-Index zum Wochenbeginn unter die psychologisch wichtige Marke von 10.000 Punkten fallen wird.
René Hoffmann (48) ist gelernter Journalist und arbeitet seit 1999 bei Editpress, zuerst bei der französischsprachigen Wochenzeitung "Le Jeudi", seit 2008 aber beim Tageblatt.
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