Auch in der Provinz Gunma seien «sehr geringe Mengen von radioaktivem Material» im Trinkwasser gefunden worden, schreibt die Agentur Jiji Press. Die Präfektur grenzt an die Provinz Fukushima, in der Kernreaktoren außer Kontrolle geraten sind.
Es blieb unklar, wie die radioaktiven Partikel über die Distanz in das Trinkwasser von Gunma gelingen konnten und ob sie überhaupt aus dem AKW Fukushima stammen. Radioaktive Strahlung tritt sonst auch zum Beispiel in Krankenhäusern und Laboren auf.
Herkunft unbekannt
Die radioaktive Strahlung in Trinkwasserproben von Gunma sei weit unter den japanischen Grenzwerten, teilte die Provinzregierung von Gunma mit. Es sei kein Problem, das Wasser zu trinken, schrieb Jiji Press. Die Radioaktivität «könnte» vom Unfall in der Nachbarprovinz Fukushima stammen, mutmaßte die Agentur. Die Proben von Gunma vom Freitag enthielten demnach 2,5 Becquerel pro Kilogramm Iod 131, 0,22 Bq Caesium-137 und 0,16 Kilogramm-134. Für das belastete Wasser in Tokio gab es zunächst keine Angaben.
Unterdessen kämpfen Helfer im schwer beschädigten Atomkomplex Fukushima immer noch gegen eine drohende Kernschmelze. Die ununterbrochene Bewässerung von Reaktoren und Abklingbecken mittels Wasserwerfern scheint die Situation stabilisiert zu haben. Dies bestätigte Kabinettssekretär Yukio Edano am Samstag. Die Kühlpumpen in dem Komplex selbst wieder anzuwerfen, ist bislang noch nicht gelungen, obwohl ein dafür geeignetes Stromkabel an die Anlage herangeführt wurde. Es würden die letzten Arbeiten vorgenommen, um die Stromversorgung wieder herzustellen, hieß es.
Lebensmittel verseucht
Ein Sprecher des Kernkraftwerks-Betreibers Tokyo Electric Power Co. sagte, die Generatoren in Innern seien durch den Tsunami nicht beschädigt worden, wohl aber elektrische Anlagen außerhalb der Reaktorgebäude. Man wisse nicht, ob der Versuch, die Kühlpumpen in Gang zu setzen, Erfolg habe. Fukushima sei gegen Tsunamis mit einer Höhe von fünf Metern gesichert gewesen. Die Flutwelle vom 11. März habe aber eine Höhe von sechs Metern gehabt.
Bei Spinat und Milch von Bauernhöfen in der Nähe der Unglücksreaktoren ist unterdessen eine erhöhte Strahlenbelastung festgestellt worden. Bei beiden Lebensmitteln überstieg sie die amtlichen Grenzwerte, wie Edano erklärte. Sie stellten aber «kein unmittelbares Gesundheitsrisiko» dar. Sollten auch bei anderen Lebensmitteln erhöhte Strahlenbelastungen festgestellt werden, würde man Lebensmittellieferungen aus der Region stoppen, sagte Edano weiter.
Mehr Opfer
Die verstrahlte Milch wurde rund 30 Kilometer vom Atomkraftwerk entdeckt, der Spinat wurde 60 bis 80 Kilometer südlich der Reaktoren geerntet. Es ist der erste Bericht über radioaktiv belastete Lebensmittel seit der Katastrophe vom 11. März.
Am Samstag wurde nach Militärangaben ein junger Mann lebend aus den Trümmern eines Hauses geborgen. Soldaten eines Suchtrupps fanden ihn nach Angaben eines Militärsprechers in Kesennuma, einer der am härtesten getroffenen Städte. Der überlebende 20-Jährige sei zu schwach gewesen, um zu sprechen, und in ein Krankenhaus gebracht worden, hieß es in Medienberichten.
Viele Tote
Die Zahl der Toten stieg nach Angaben der Polizei bis Samstag auf 7.348. Vermisst wurden noch 10.947 Menschen. Einige der Vermissten dürften während der Katastrophe nicht in der Region an der Nordostküste gewesen sein. Andererseits hat die ungeheure Kraft des Tsunamis wahrscheinlich viele Menschen mit aufs offene Meer gerissen. Den Erfahrungen vom Tsunami 2004 in Asien zufolge dürften die meisten dieser Leichen nie gefunden werden. Insgesamt 452.000 Menschen sind obdachlos und in Notunterkünften untergebracht.
Das Forschungsministerium teilte mit, die Strahlung rund 30 Kilometer nordwestlich von Fukushima habe am Freitag zeitweise 0,15 Millisievert betragen – so viel wie ein Mensch bei beim Röntgen seines Brustkorbs abbekommt. Amerikanische Spezialflugzeuge führten Messungen über Fukushima durch; der stellvertretende US-Energieminister Daniel Poneman sagte, das Ergebnis stütze die Empfehlung Washingtons, dass sich Menschen nicht im Umkreis von 80 Kilometern um das Atomkraftwerk aufhalten sollten.
In anderen Teilen Japans und auch im benachbarten Russland wurden nach Messungen der Organisation des Vertrages über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen keine gesundheitsgefährdeten Strahlenwerte festgestellt.
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