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Japan schöpft Hoffnung

Japan schöpft Hoffnung
(dpa)

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In Japan steigt die Hoffnung auf einen relativ glimpflichen Ausgang der Atomkatastrophe von Fukushima. Reaktorblock 2 ist wieder am Stromnetz angeschlossen.

Damit sind vier der sechs Blöcke wieder versorgt. Zwar blieb zunächst unklar, ob alle Maschinen und Pumpen in dem durch Erdbeben, Tsunami und Explosionen beschädigten Kraftwerk überhaupt noch funktionieren. Die Betreiber hofften jedoch, am Montag oder Dienstag die Wende erzielen zu können. Allerdings wurde zunehmend Radioaktivität in der Umwelt nachgewiesen.

Radioaktivität breitet sich aus
In Japan sind offensichtlich mehr Agrarprodukte radioaktiv verseucht als bisher bekannt. Das Gesundheitsministerium in Tokio teilte am Sonntag mit, Tests hätten ergeben, dass die Strahlenbelastung aus dem verunglückten Atomkomplex von Fukushima vermutlich weiter reiche als angenommen.
Der Sprecher des Ministeriums, Yoshifumi Kaji, sagte, Messungen bei Raps hätten «bedeutende Dosen an Strahlung» ergeben. Die Proben stammten aus Regionen, die bislang mit erhöhter Radioaktivität nicht in Zusammenhang gebracht worden seien.

Zuvor war eine erhöhte Strahlenbelastung in Milch aus 37 Bauernhöfen und im Spinat aus der Umgebung des Atomkomplexes festgestellt worden, die nach Behördenangaben aber nicht gesundheitsschädlich sei. Auch Radioaktivität im Trinkwasser von Tokio und mehreren Regionen des Landes sei noch im Normbereich gewesen.
dapd

Zwei Menschen nach neun Tagen geborgen
Eine 80 Jahre alte Frau und ein Jugendlicher sind nach Polizeiangaben neun Tage nach dem verheerenden Beben und dem Tsunami in Japan aus ihrem zerstörten Haus geborgen worden. Rettungskräfte entdeckten den 16-jährigen Jungen auf dem Dach seines Hauses in der zerstörten Stadt Ishinomaki, wo er um Hilfe rief, teilte die Polizei der Präfektur Miyagi am Samstag mit.

Der Junge führte die Helfer ins Innere des Hauses, wo sie die 80-jährige Frau fanden. Die beiden Überlebenden waren schwach, aber bei Bewusstsein und wurden in ein nahe gelegenes Krankenhaus geflogen, wie der Fernsehsender NHK berichtete.
dapd

Die Zahl der geborgenen Toten nach dem schweren Erdbeben, dem Auslöser des Atomunglücks, stieg auf mehr als 8000. Behörden gingen jedoch von mehr als 15.000 Todesopfern allein in einer einzigen der vier am stärksten betroffenen Präfekturen aus.»Ich glaube, die Situation wird Schritt für Schritt besser», sagte Staatssekretär Tetsuro Fukuyama. Nach den Arbeiten vom Sonntag verfügten die Blöcke 1, 2, 5 und 6 wieder über Strom. Die Lage in Reaktor 3, wo auch hochgiftiges Plutonium zum Brennstoff gehört, schien sich nach stundenlanger Kühlung mit Hunderten Tonnen Wasser durch Löschzüge der Feuerwehr ebenfalls zu stabilisieren. Anfang der Woche soll dann Reaktor 4 in Angriff genommen werden.

Wendepunkt

Sollte die Lage auch dort stabilisiert werden können, wäre dies der Wendepunkt in dem Kampf gegen einen drohenden Super-GAU. Wenn nicht, müssten radikalere Maßnahmen wie der Bau eines Beton-Sarkophags wie nach dem Tschernobyl-Unfall 1986 erwogen werden.

Unterdessen wurde immer mehr Radioaktivität in der Umgebung des Kernkraftwerks nachgewiesen. Nahe dem AKW in Fukushima und in der Nachbar-Präfektur Ibaraki wurden Strahlenwerte in Milch und Spinat gemessen, die über den Grenzwerten lagen. In Tokio, 240 Kilometer von dem Reaktor entfernt, wurden sehr geringe Mengen von radioaktivem Jod im Trinkwasser nachgewiesen. Während viele Ausländer und Touristen die Hauptstadt verlassen haben, war keine große Flucht der Japaner selbst zu erkennen. Es gebe nicht viel, das sie tun könne, sagte eine 87-jährige Frau in einem Tokioter Supermarkt. «Ich habe nicht vor, meine Ernährung umzustellen. Und ich trinke nur Wasser aus Flaschen.»

Aufräumarbeiten

Unterdessen gingen die Bergungs- und Aufräumarbeiten nach dem Beben und dem nachfolgenden Tsunami weiter. In der zerstörten Stadt Ishinomaki wurden Medienberichten zufolge neun Tage nach der Katastrophe eine 80-jährige Frau und ein 16-jähriger Jugendlicher aus den Trümmern gerettet. Die Zahl der Opfer stiegt unterdessen weiter. Offiziell stand sie am Sonntag bei 8133 Toten und 12.272 Vermissten. Die Polizei in der Präfektur Miyagi ging jedoch davon aus, dass es allein dort 15.000 Tote gegeben haben dürfte. Eine Viertelmillion Menschen haben weiter keinen Strom, eine Million kein Trinkwasser.

Das Beben mit der Stärke von 9,0 war das schwerste in Japan seit dem Beginn genauer Aufzeichnungen. Einen Wiederaufbau in dieser Größenordnung musste das Land zuletzt nach dem Zweiten Weltkrieg stemmen. Wirtschaftsminister Kaoru Yosano schätzte den wirtschaftlichen Schaden auf mehr als 20 Billionen Yen (175 Milliarden Euro).