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Katastrophe trifft Tourismusbranche

Katastrophe trifft Tourismusbranche
(dpa)

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Die Bilder des verwüsteten Atomkraftwerkes und Nachrichten über radioaktiv verseuchte Lebensmittel haben Japans Ruf als sicheres Reiseziel erschüttert, viele Touristen haben ihre Reise storniert.

Panwadee Pacharawanich, zweifache Mutter aus Bangkok, plante im kommenden Monat einen Familienurlaub im Disneyland in Tokio. Doch dann kamen das Erdbeben, der Tsunami und die Atomkrise. Obwohl die japanischen Behörden versicherten, dass Tokio nicht durch radioaktive Strahlung bedroht sei, hat Panwadee die Reise storniert. «Es wäre für die Kinder der erste Besuch in Japan gewesen», sagte die 38-jährige. «Als wir von den Problemen mit der radioaktiven Verstrahlung hörten, entschieden wir, dass Japan nicht der richtige Ort für einen Besuch sei».

In Ginza, einem bekannten Einkaufsviertel in Tokio, wo sich sonst unzähligen Besucher in Kimono-Geschäften und Nobelboutiquen tummeln, sind die Touristenströme verebbt. Die Straßen wirken am Abend trist, die Lichter werden wegen der Stromknappheit abgeschaltet. «Niemand kommt mehr nach Ginza. Es sieht so leer aus», sagte Tomie Kajiwara, Sprecher des 125 Jahre alten Herrenausstatters Taya auf der Haupteinkaufsstraße durch Ginza.

Verluste

Es gibt keine offiziellen Schätzungen über die Ausfälle für Fluglinien, Hotels und andere Reiseunternehmen. Atsuya Kawada, Regierungssprecher für Tourismus, sagte, da der Notfall im Atomkraftwerk und die Aufräumarbeiten in der Erdbebenregion noch andauerten, seien die Kosten der Katastrophe noch nicht abzuschätzen. Die Regierung bezifferte die zu erwartenden Gesamtverluste am Mittwoch auf 309 Milliarden Dollar (218 Milliarden Euro).

Unternehmen von Peking, über Bangkok, den Vereinigten Staaten bis hin nach Europa mussten profitable Buchungen für Japan streichen. Die Flüge von Japan sind ausgebucht mit Ausländern, die fliehen; die Flüge nach Japan sind fast leer. Das Dreifachdesaster vom 11. März – das Erdbeben der Stärke 9,0, der Tsunami und der Atomunfall – hat die Versuche der japanischen Regierung den Tourismus anzukurbeln, um die Folgen der Wirtschaftskrise wieder wettzumachen, zunichtegemacht. Die Krise schlug gerade zum Auftakt der Touristensaison zu.

Öffnung

8,6 Millionen Touristen besuchten Japan im vergangenen Jahr, etwa ein Viertel mehr als 2009. Die Regierung hoffte, die Zahl für dieses Jahr auf elf Millionen zu steigern. Sie hatte es dabei vor allem auf neureiche Chinesen und andere Asiaten abgesehen. Nach ambitionierten Plänen sollte die Zahl der Besucher bis 2020 auf 30 Millionen gesteigert werden.

Japans Tempel und Thermen haben schon immer Touristen angezogen, doch die Branche lag weiter weit hinter der industriellen Produktion und Exporten. Jetzt, da das Wachstum abgeflaut ist und die Bevölkerung rasant altert, hat der Ministerpräsident Naoto Kan angeordnet, das sich das Inselreich nach außen öffnen muss. Das Land, das in den 1980er Jahren hunderttausendfach spendierfreudige Touristen in die USA und nach Europa sandte, wirbt nun selbst um die Gunst fremder Touristen. Japan ist das Ziel der Wahl für junge, aufstrebende Asiaten, die das Land weiter als Wiege cooler Technologie und Popkultur reizt.

Absagen

Die meisten Besucher kommen aus China und Südkorea. Mehr als 1,4 Millionen Chinesen besuchten Japan im vergangenen Jahr, an erster Stelle stehen weiter die Südkoreaner mit 2,4 Millionen Besuchern. Die Auswirkungen der Krise auf Besucherzahlen aus beiden Ländern sind dramatisch.

Etwa 19.000 Kunden der Hana Tour in Seoul haben ihre Reisen zwischen März und April storniert, sagte Unternehmenssprecher Cho Il-Sang. Auch chinesische Touranbieter verbuchten Massenstornierungen, nachdem die Regierung in Peking Tausende ihrer Bürger in Bussen aus der Krisenregion evakuierte und eine Reisewarnung für den Nordosten aussprach. Die Japaner sind über die USA und Südkorea verärgert, die Reisewarnungen für das ganze Land aussprachen, anstatt nur für den Nordosten des Landes. Selbst die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO), eine UN-Organisation, verkündete, es gebe keine Grundlage für Reiseeinschränkungen für Gebiete außerhalb der vom Tsunami betroffenen Region.

Objektivität

«Es besteht keine unmittelbare Gefahr für die Gesundheit von Reisenden in Japan», sagte Regierungssprecher Kawada. «Wir möchten andere Regierungen bitten, diese objektiven Informationen zur Grundlage ihrer Entscheidungen zu machen». Doch solche Bitten können die meisten Touristen nicht überzeugen. «Ich liebe Japan und hoffe das Land wieder besuchen zu können, wenn sich die Situation normalisiert hat», sagte Panwadee in Bangkok. «Ich glaube, es wird länger als ein Jahr dauern, bis wir eine Reise nach Japan erwägen, da das Problem mit der Radioaktivität wahrscheinlich länger andauern wird».