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IAEA rät zu größerer Sperrzone

IAEA rät zu größerer Sperrzone

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Laut IAEA müsste die Evakuierungszone rund um Fukushima ausgeweitet werden. Derweil spricht die Regierung davon, die Lage in Fukushima sei außer Kontrolle.

Es ist die schiere Verzweiflung im Kampf gegen die Strahlen-Lecks in Fukushima: Japans Regierung will die verstrahlten Trümmer mit Kunstharz besprühen lassen, um die Radioaktivität einzudämmen. Dabei soll ein ferngesteuertes Fahrzeug zum Einsatz kommen, wie die Nachrichtenagentur Kyodo am Mittwoch meldete. Zugleich wurde die Kritik an der Evakuierungspraxis der Regierung in Tokio lauter. Umweltschützer von Greenpeace forderten nach eigenen Strahlenmessungen dringend eine Ausweitung der Evakuierungszone rund um Fukushima von derzeit 20 auf 40 Kilometer.

Wegen der hohen Strahlenwerte im 40 Kilometer von Fukushima entfernten Iitate rät die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) zur Räumung der 7.000-Einwohner-Stadt. «Eine erste Beurteilung deutet darauf hin, dass eine der IAEA-Kriterien für die Evakuierung überschritten wurde», sagte IAEA-Experte Denis Flory in Wien. «Man sollte sich das mit der Evakuierung wirklich überlegen», sagte ein hochrangiger IAEA-Beamter. Das Verhalten der japanischen Behörden werde IAEA-intern eher als zögerlich bewertet, hieß es aus Kreisen.

IAEA kompetenzlos

Zuvor hatte bereits Greenpeace von einer hohen Belastung in dem Ort berichtet. Man habe Japan geraten, sich die Situation dort genau anzusehen, sagte Flory. Die IAEA hat in Fragen der Sicherheit kaum Kompetenzen und kann nur Ratschläge geben, aber nichts anordnen.

Französische Hilfe

Unterdessen traf die Chefin des französischen Atomkonzerns Areva, Anne Lauvergeon mit fünf Experten in Japan ein, um in der Atomkrise zu helfen. «Sie sind auf die Behandlung radioaktiven Abwassers spezialisiert», sagte eine Unternehmenssprecherin in Paris. Ob die Franzosen auch direkt zu dem beschädigten AKW in Fukushima fahren werden, stehe noch nicht fest.

Regierung und Atomexperten in Japan diskutierten weiter «jede Möglichkeit», um das havarierte Kraftwerk unter Kontrolle zu bringen, sagte Regierungssprecher Yukio Edano. Der Hintergrund: An der Küste bei Fukushima wurde der gesetzliche Grenzwert an radioaktivem Jod-131 um das 3.355-Fache überschritten. Der Wind drehte am Mittwoch in Richtung Tokio. Mit ihm könnten radioaktive Partikel den Ballungsraum mit 35 Millionen Bewohnern für einige Stunden erreichen.

Kunstharz

Das Besprühen der Fukushima-Trümmer mit wasserlöslichem Kunstharz soll Donnerstag beginnen. Die Harzschicht könnte verhindern, dass der Küstenwind radioaktiv belasteten Staub fortträgt. Die Regierung überlegt außerdem, die Reaktoren mit Spezialgewebe abzudecken. Um was für ein Gewebe es sich handeln könnte, sagte Edano nicht. Als dritte Notmaßnahme ist im Gespräch, radioaktiv verseuchtes Wasser aus dem Kraftwerk in ein Tankschiff auf dem Meer zu pumpen.

In Fukushima drohen bei einem neuerlichen Ausfall der Kühlung nach wie vor Kernschmelzen. Der Stromkonzern Tepco räumte am Mittwoch ein, dass diese vier Blöcke nach wie vor nicht unter Kontrolle sind. Vorstandschef Tsunehisa Katsumata sagte in Tokio, der Konzern habe noch kein genaues Konzept zur Bewältigung des Atomunfalls.

Während die Arbeiter in Fukushima gegen die Kernschmelze kämpfen, ist der seit mehr als zwei Wochen aus der Öffentlichkeit verschwundene Tepco-Präsident Masataka Shimizu nun arbeitsunfähig und liegt in einer Klinik. Nach Angaben von Kyodo litt er an Schwindel und Bluthochdruck. In Japan gab es zuvor Gerüchte, dass er sich wegen der Katastrophe das Leben genommen haben könnte oder geflohen sei