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Gefährliche Strahlung – Riss in Reaktorwand

Gefährliche Strahlung – Riss in Reaktorwand
(dpa)

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In einer Reaktorwand des havarierten Atomkraftwerks Fukushima klafft ein 20 Zentimeter langer Riss, aus dem radioaktives Wasser ins Meer sickert.

Durch den Riss läuft radioaktives Wasser ins Meer. Dort wurde eine Strahlung von mehr als 1000 Millisievert pro Stunde gemessen, wie der Fernsehsender NHK am Samstag unter Berufung auf den AKW-Betreiber Tepco meldete.

Japanische Fischer haben mit Entsetzen und Wut auf die Nachricht von hochgradiger Radioaktivität im Meerwasser nach der Atomkatastrophe von Fukushima reagiert. «Was soll nur aus unserem Leben nun werden», zitierte die japanische Nachrichtenagentur Jiji Press Fischer in der angrenzenden Katastrophenprovinz Ibaraki. Die Leute seien wütend auf den Tepco-Konzern, dem die Atomruine gehört.

Demnach befindet sich der Riss in der Wand einer zwei Meter tiefen Grube für Stromkabel unter Block 2. Darin stand das Wasser laut Tepco 10 bis 20 Zentimeter hoch. Der japanische Energiekonzern wolle das Leck mit Beton dichten, hieß es weiter.

Doppelter Grenzwert

Rund 40 Kilometer von der Atomruine Fukushima entfernt ist die Belastung mit radioaktivem Jod im Meer doppelt so hoch wie der zulässige Grenzwert. Entsprechende Messwerte veröffentlichte das japanische Wissenschaftsministerium am Samstag, wie der Fernsehsender NHK berichtete. Dafür waren Wasserproben zehn Kilometer vor der Küste nahe der Stadt Iwaki in der Präfektur Fukushima genommen worden.

Es war das erste Mal, dass Radioaktivität über den gesetzlich zugelassenen Werten so weit vor der Küste der Präfektur gemessen wurde, wie NHK weiter meldete. Vermutlich habe eine Nord-Süd-Strömung das radioaktive Jod-131 mitgespült. Laut dem Fernsehsender teilte die japanische Atomaufsichtsbehörde mit, dass das Jod im Meerwasser verdünnt werde und die Gesundheit der Menschen nicht bedrohe. Die erhöhten Werte seien Mitte der Woche gemessen worden.

Krebsrisiko steigt um zehn Prozent

Nach Angaben des Bundesamts für Strahlenschutz steigt das Risiko an Krebs zu erkranken um zehn Prozent, wenn man eine Stunde lang mit 1000 Millisievert oder 1 Sievert bestrahlt wird. Greenpeace-Sprecher Karsten Smid bezeichnete die Werte als «lebensbedrohlich». Bei einer mehrstündigen Belastung drohe die Strahlenkrankheit – etwa mit Erbrechen, Übelkeit und Haarausfall als ersten Symptomen.

Im Moment werde von radioaktivem Jod im Meer berichtet, sagte Smids Greenpeace-Kollege Wolfgang Sadik. «Bei einem Sievert kann aber nicht nur Jod drin sein.» Die Umweltorganisation vermutet, dass auch Elemente mit einer längeren Halbwertszeit wie Cäsium oder Plutonium bereits ins Wasser gelangten.

Greenpeace ist Sadik zufolge zudem beunruhigt, weil nach Angaben aus Japan außerhalb der Reaktoren wohl auch nach Zirkonium gesucht werde. Das Element sei in den Brennelemente-Hüllen enthalten. «Wenn man danach sucht, heißt das, man sucht nach Spuren des geschmolzenen Kerns», sagte der Umweltexperte.