In Abidjan ist ein Ende des Blutvergießens nicht abzusehen. Die Wirtschaftsmetropole der Elfenbeinküste wurde am Samstag nach einer ruhigen Nacht erneut Schauplatz blutiger Straßenkämpfe. Die Anhänger des noch amtierenden Präsidenten Laurent Gbagbo, der trotz der Niederlage bei den Präsidentschaftswahlen vor fünf Monaten seinen Posten nicht räumen will, übernahmen dabei erneut die Kontrolle über das Fernsehen.
Allerdings dominieren inzwischen die Truppen des Wahlsiegers Alassane Ouattara das westafrikanische Land weitgehend. In Abidjan halten die verbliebenen Truppen und Anhänger Gbagbos nur noch in wenigen Bezirken die Stellung. Ein Sprecher Ouattaras meinte laut BBC, der eigentliche Angriff auf den Präsidentenpalast und die Residenz Gbagbos werde derzeit erst vorbereitet.
Mindestens 800 Tote
Die Zahl der Todesopfer des Konflikts um die Präsidentschaft steigt weiter. Bei einem Blutbad in der Stadt Duekoue im Westen des afrikanischen Landes wurden nach Angaben des Internationalen Roten Kreuzes (IRK) vermutlich am Dienstag mindestens 800 Menschen getötet. Dies berichtete IRK-Chefin in der Elfenbeinküste, Dominique Liengme am Samstag. «Ausmaß und Brutalität sind schockierend», sagte sie.
Andere Hilfsorganisationen sprachen nach Angaben der BBC von mehr als 1000 Toten in Duekoue. Die UN hatte vor Bekanntwerden der Zahlen aus diesem Ort geschätzt, dass der Machtkampf in dem Land bisher etwa 500 Todesopfer gefordert habe. Etwa eine Million Menschen sind demnach auf der Flucht. Der Menschenrechtsexperte der UN-Mission in der Elfenbeinküste UNOCI, Guillaume Ngefa, meinte, das derzeit «keine der beiden Seiten die Menschenrechte respektiert».
Druck auf Gbagbo ohne Wirkung
Der internationale Druck auf Gbagbo, zurückzutreten, zeigte bis Samstag keine Wirkung. Nach der EU und den USA forderte am Freitag auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon den abgewählten Präsidenten auf, die Macht an seinen rechtmäßig gewählten Nachfolger abzugeben. Beide Konfliktparteien sollten Zurückhaltung üben, verlangte Ban in einer in New York veröffentlichten Erklärung.
Der französische Präsident Nicolas Sarkozy telefonierte am Freitagabend mit Ouattara. Sarkozy habe betont, dass die Verantwortlichen für Gewaltakte zur Rechenschaft gezogen würden, teilte das Präsidialamt in Paris mit. Es sei Zeit, dass sich das Volk der Elfenbeinküste «um seinen gewählten Präsidenten schart und eine neue Seite von Frieden, Versöhnung und Entwicklung» aufschlage.
Sicherheitslage verschlechtert
Die französischen Truppen und die Blauhelme der UN-Friedenstruppe UNOCI haben seit Freitag ihre Präsenz in Abidjan verstärkt. Dennoch habe sich die Sicherheitslage verschlechtert. Die Organisation Ärzte ohne Grenzen berichtet von zahlreichen Verletzten in Abidjan. Angesichts der Gewalt suchen immer mehr Ausländer Schutz auf dem französischen Militär-Stützpunkt Port-Bout in der Nähe des Flughafens von Abidjan. Bis Samstag waren dort bereits knapp 1400 Zivilisten eingetroffen, teilte das Verteidigungsministerium in Paris mit.
Gbagbo will nach den Worten seines Vertrauten Alain Toussaint «lieber sterben als aufgeben». Dies sagte er dem französischen Fernsehsender «I-Télé». Unklar war auch am Samstag der genaue Aufenthaltsort des 65-Jährigen Gbagbo. Allerdings scheint es wahrscheinlich, dass er entweder im Präsidentenpalast oder in der Residenz ist.
In den vergangenen Tagen hatten die die meisten Soldaten und Offiziere der Streitkräfte der Elfenbeinküste Gbagbo die Gefolgschaft aufgekündigt.
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