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16 WCs für 3.000 Flüchtlinge

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Starker Wind und hoher Seegang haben die Verlegung von Flüchtlingen von der italienischen Insel Lampedusa in andere Aufnahmelager vorübergehend gestoppt.

Vier Schiffe lagen am Freitag vor Lampedusa vor Anker, um Tunesier aufzunehmen, konnten aber nicht anlegen. Nach der Wettervorhersage sollte sich der Wind am Abend legen, so dass die noch fast 4000 Flüchtlinge auf der Insel eingeschifft werden könnten. Mehr als 2500 Tunesier waren am Donnerstag mit Schiffen und Flugzeugen von der Insel weggebracht worden.

Die Aufteilung der Flüchtlinge von der italienischen Insel Lampedusa auf andere Aufnahmelager kommt nur langsam wieder in Gang. Am Samstag begann das Marineschiff «San Marco», 500 Flüchtlinge aufzunehmen. Sobald möglich, sollten weitere 1700 Migranten ein zweites Schiff besteigen, ließ Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi am Abend in Rom mitteilen. Er hatte versprochen, die heillos überfüllte Insel werde bis Samstag frei von Flüchtlingen sein. dpa

Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi hatte angekündigt, dass alle Flüchtlinge bis Samstag die kleine Insel zwischen Tunesien und Sizilien verlassen sollten. Die hygienischen und sanitären Bedingungen auf Lampedusa seien inakzeptabel, erklärte die Hilfsorganisation «Ärzte ohne Grenzen» (MSF) am Freitag. Laut MSF müssen sich 3.000 Flüchtlinge auf der Insel 16 Container-Toiletten teilen. Es stünden nur zwei Wassertanks bereit; pro Tag und Person stünden anderthalb Liter Wasser zur Verfügung.

«Es ist kaum zu glauben, dass das in Italien passiert – in einem G8-Land. Die Lebensbedingungen auf der Insel sind schlimmer als jene in Flüchtlingslagern auf der ganzen Welt, in denen Ärzte ohne Grenzen im Einsatz ist», beklagte Kostas Moschochoritis, Geschäftsführer der italienischen Sektion von Ärzte ohne Grenzen.

Widerstand aus den Regionen

Premierminister Berlusconi versprach am Freitag bei einer Sondersitzung des Ministerrats erneut eine rasche Lösung für das Problem. Über 7.000 Zelte sollen in den nächsten zwei Tagen in verschiedenen Regionen aufgeschlagen werden, um den tunesischen Migranten vorübergehend eine Unterkunft zu garantieren.

Jede italienische Region solle im Verhältnis zu ihrer Bevölkerung Migranten aufnehmen, erklärte Berlusconi. In Apulien, auf Sizilien und in Pisa kam es zu Protesten gegen diese Absicht der Regierung. Vize-Innenminister Alfredo Mantovano trat aus Protest gegen den Beschluss des Innenministeriums zurück, zusätzliche 1.400 Flüchtlinge in seine Heimatregion Apulien zu transferieren.

Innenminister Roberto Maroni reagierte scharf auf die Proteste: «Das ablehnende Verhalten gegenüber Flüchtlingen und Migranten ist nicht gerechtfertigt. Wir erleben einen Notstand, der nur mit Hilfe aller Regionen Italiens bewältigt werden kann», erklärte Maroni.

Berlusconi reist nach Tunis

Um den Flüchtlingsstrom aus dem nordafrikanischen Land möglichst ganz zu stoppen, reist Berlusconi am Montag nach Tunis. Die tunesische Regierung hat vor Tagen zugesichert, an den Küsten die Kontrollen zu verstärken, um den Flüchtlingsstrom zu bremsen.

Berlusconi warf Tunesien am Donnerstag vor, sich nicht an die Absprachen bezüglich des Einsatzes gegen die Massenbewegung von Flüchtlingen in Richtung Süditalien zu halten. Seit dem Sturz des tunesischen Präsidenten Zine El-Abidine Ben Ali im Januar landeten weit mehr als 18.000 Tunesier auf der kleinen Insel Lampedusa.