Die Kommission legte ein Konsultationspapier für eine bessere Unternehmensführung vor, aus dem im Herbst Gesetzesvorschläge werden sollen. Zentrales Element: Eine höhere Geschlechtergleichheit in den Aufsichtsräten.
Zur Zeit liege die Frauenquote in den Führungsgremien bei zwölf Prozent, heißt es im sogenannten Grünbuch von Binnenmarktkommissar Michel Barnier. Ohne Eingreifen der EU werde es vermutlich 50 Jahre dauern, bis sich daran etwas ändere. «Es ist notwendig, eine Frauenquote zur Erhöhung der Geschlechtergleichheit in Betracht zu ziehen», schreibt Barnier.
Die besten Talente
EU-Justizkommissarin Viviane Reding hatte schon vor einem Monat mit «gesetzlichen Hebeln» für das kommende Jahr gedroht, sollten die Unternehmen mit Selbstverpflichtungen keine sichtbaren Ergebnisse erreichen. Bis 2015, so Redings Ziel, sollen mindestens 30 Prozent der Vorstandsposten mit Frauen besetzt sein. Das Grünbuch vom Dienstag ist der erste formelle Schritt zum angedrohten Gesetzgebungsverfahren.
Die Kommission begründet ihre Initiative mit gewichtigen Argumenten: Der Kampf für weiblichere Chefetagen habe «einen unbestreitbaren positiven Effekt», heißt es im Grünbuch. Es gebe den Firmen die Chance, die besten Talente zu nutzen. Frauen hätten «einen unterschiedlichen Führungsstil», nähmen häufiger an Sitzungen teil und erhöhten die «kollektive Intelligenz».
Mehrheit der Topmanager dagegen
In der Wirtschaft verfangen die Argumente bislang nicht. In einer aktuellen Studie der britischen Anwaltskanzlei Allen & Overy sprachen sich 82 Prozent der befragten Topmanager gegen eine Frauenquote aus.
Wer es in den Chefsessel geschafft hat, der will sich aus Brüssel nicht ins Handwerk pfuschen lassen, ist die generelle Aussage der Studie. 78 Prozent der Befragten sind gegen eine neues, striktes Regelkorsett für die Unternehmensführung. Doch die EU will vorerst nicht locker lassen und plant über die Frauenquote hinaus weitere Eingriffe in die unternehmerische Selbstbestimmung.
So wird in dem Grünbuch auch ein Limit für die Zahl von Aufsichtsratsmandaten für Kontrolleure favorisiert. Dies wäre «eine einfache Lösung» um zu erreichen, dass sich die Aufsichtsräte ausreichend Zeit für ihre Aufgabe bei den jeweiligen Unternehmen nehmen. Eine konkrete Obergrenze für die Zahl der Mandate nennt Barnier noch nicht.
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