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Zärtliche Gesten im strengen Protokoll

Zärtliche Gesten im strengen Protokoll
(dpa)

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Ein Traumpaar feiert Märchenhochzeit: Prinz William und seine Kate geben sich das Jawort. Alles läuft nach Plan, das Wetter bleibt trocken - nur der Ehering klemmt.

Prinz William hat in London seine langjährige Freundin Catherine Middleton geheiratet. Rund 1900 Gästen in der Westminster Abbey und ein geschätztes Milliardenpublikum an den Fernsehern weltweit verfolgten am Freitag das feierliche Eheversprechen. Ein Kuss auf dem Balkon des Buckingham Palastes sollte den Liebespakt danach vor den Augen des Volkes besiegeln. Auf den Straßen Londons feierten Hunderttausende mit Fahnen und Verkleidungen ein Freudenfest, das fast an Karneval erinnerte.

Der öffentliche Teil der Hochzeit von Prinz William und seiner Kate war am Nachmittag vorbei – dann ging die Party richtig los. Im Buckingham Palast knallten am Abend die Knorken. Williams Bruder Harry (26) und Kates Schwester Pippa (27) hatten bei der Einladung von Williams Vater Prinz Charles gestalterisch eingegriffen, berichteten britische Medien. Von Disco-Kugeln an den Palastdecken war die Rede. Zu dem Dinner mit anschließender Disco waren rund 300 Familienmitglieder und enge Freunde eingeladen.
Vor der Feier hatten Prinz William und seine Kate eine zweistündige Ruhepause eingelegt. Die Frischvermählten fuhren am Abend von ihrer Wohnung im nahe gelegenen Clarence House zum Palast. Kate hatte ihr Hochzeitskleid gegen ein schulterfreies, weißes Abendkleid ausgetauscht – ebenfalls gefertigt von Designerin Sarah Burton. William trug statt Uniform einen Smoking.
Die City of Westminster machte schon unmittelbar nach der Kuss-Szene auf dem Balkon des Buckingham-Palastes kurzen Prozess: Sie schickte Heerscharen von Straßenfegern los, die Konfetti, liegengelassene Fähnchen, Pappbecher und Sandwichverpackungen aufkehrten. Insgesamt 140 Tonnen Müll hatten die rund eine Million Schaulustigen hinterlassen, schätzten die Behörden.
Die bis zu eine Million Besucher in London feierten in der Innenstadt einfach weiter. An zentralen Plätzen wie dem Trafalgar Square herrschte bis in den Abend Partystimmung. Für die lange Hochzeits-Partynacht luden unzählige Clubs in London zu Motto-Partys wie «Die Royals in den 80ern». (dpa)

Von der Verbindung des künftigen Thronfolgers mit der selbstbewussten Millionärstochter erhofft sich die britische Monarchie noch mehr Sympathie und einen Modernisierungsschub. Schon die Trauung war nicht so pompös wie die Hochzeit von Williams Vater Charles mit Diana vor rund 30 Jahren: Westminster Abbey ist deutlich kleiner als die St. Paul’s, die Hochzeitskathedrale von Charles. Die Kirche war sehr zurückhaltend und natürlich mit jungen Bäumen und wenigen Blumenampeln geschmückt.

«Schlicht, modern und sexy»

Schlicht, modern und sexy kam auch die Braut zur Kirche: Die 29-Jährige trug ein zartes cremeweißes Kleid, sehr figurnah geschnitten, mit transparenter Spitze, aber ganz ohne Rüschen. Ihre Haare waren nicht hochgesteckt, sondern wurden von einem Diadem locker aus dem Gesicht gehalten. Catherine zog nur eine 2,70 Meter lange Schleppe hinter sich her – bei Diana waren es noch knapp fünf Meter mehr.

Entworfen hat das Traumkleid Sarah Burton vom britischen Modelabel Alexander McQueen. Der 28 Jahre alte Prinz trat im roten Uniformrock der Irish Guards mit Schärpe und Orden vor den Traualtar.

Angenehem unaufgeregtes Brautpaar

Das Paar wirkte trotz des strengen Protokolls wie viele andere Liebende an ihrem großen Tag: Als Catherine im Brautkleid neben ihm stand, formte William mit den Lippen Komplimente. Es gab tiefe Blicke, viel Lächeln und kleine Gesten der Zärtlichkeit. Gelöst wirkten die beiden auch während ihrer Fahrt in der offenen Kutsche zum Palast.

Aus der bürgerlichen Catherine Middleton wurde mit der Hochzeit offiziell zwar eine Königliche Hoheit, aber keine Prinzessin. Queen Elizabeth hat ihrem Enkel William kurz vor der Trauung den Titel des Herzogs von Cambridge «geschenkt». Damit wird seine Frau automatisch als «Ihre Königliche Hoheit, Herzogin von Cambridge» angesprochen.

Fahrt mit der offenen Kutsche

Nach dem Gottesdienst fuhren die Eheleute winkend an der Spitze des Kutschenkorsos 2,4 Kilometer durch die Innenstadt zum Buckingham Palast. Das Wetter spielte mit. Vorübergehend blitzte Catherines Diadem – eine Leihgabe der Queen – sogar hell in der Sonne auf.

Alles lief auf die Minute genau nach dem Ablaufplan des Palastes – nur beim Ring, den William Kate auf den Finger schob, klemmte es: Der Prinz hatte deutliche Schwierigkeiten, das Schmuckstück aus walisischem Gold über den Fingerknöchel seiner Frau zu bewegen. Doch dann hat auch das gepasst.

Viele Fans wollten dabei sein

Bereits viele Stunden vor dem Hochzeitsgottesdienst hatten sich Massen von Fans des Königshauses um die Abbey und den Palast gedrängt. Alle wollten einen Blick auf den Prinzen, seine Braut, Queen Elizabeth II. und andere gekrönte Häupter erhaschen.

In den vorderen Reihen saßen neben der Queen und ihrem Ehemann Prinz Philip unter anderem Williams Vater Prinz Charles und seine zweite Frau Camilla.

Luxemburgs Großherzogliches Ehepaar

Aus Europas Königshäusern waren Großherzog Henri und Großherzogin Maria Theresa aus Luxemburg, Königin Margrethe II. von Dänemark, Schwedens Thronfolgerin Victoria mit ihrem Mann Daniel, der spanische Kronprinz Felipe mit seiner Frau Letizia und Prinz Willem-Alexander aus den Niederlanden mit seiner Gattin Máxima dabei. Wenige Wochen vor ihrer eigenen Hochzeit Anfang Juli schnupperten auch Prinz Albert von Monaco und seine Verlobte Charlene Wittstock schon zeremonielle Heiratsluft.

Auch Prominente wie Regisseur Guy Ritchie, Musiker Elton John und Fußballstar David Beckham mit seiner Frau Victoria waren dabei. Interessant dürfte für viele Beobachter das Erscheinen von Chelsy Davy (25) gewesen sein. Die junge Frau führt eine wechselhafte Beziehung mit dem jüngeren Bruder des Bräutigams, Prinz Harry (26).

Erinnerungen an Diana

An Williams Mutter Diana, die 1997 bei einem tragischen Autounfall starb, erinnerten neben Musikstücken während des Gottesdienstes auch viele Fans an den Straßen.