Die Commerzbank kann mit einer gigantischen Kapitalerhöhung den Staat weitgehend abschütteln. Die Hauptversammlung stimmte am Freitag trotz heftiger Kritik mit überwältigender Mehrheit dem Kurs des Managements zu, wie die Bank am Abend in Frankfurt mitteilte. Der Dax-Konzern kann somit elf Milliarden Euro einsammeln. Es ist die größte Kapitalerhöhung der deutschen Unternehmensgeschichte.
Im internationalen Geschäft mit vermögenden Privatkunden setzt die Commerzbank auf den Standort Luxemburg. Das Großherzogtum stellt innerhalb der Gruppe das Kompetenzzentrum für Edelmetalle dar. Als 1967 die Dresdner Bank Luxembourg S.A. als Compagnie Luxembourgeoise de Banque S.A. (CLB) gegründet wurde, war sie das erste Tochterunternehmen einer deutschen Bank im Großherzogtum. Großen Einfluss hatte dabei die günstige Position Luxemburgs in der europäischen GEmeinschaft (EG) und vor allem im Euromarkt. Seit dem 12. Januar 2009 gehört die Dresdner Bank Luxembourg der Commerzbank Gruppe an. (Tageblatt.lu)
Mit Hilfe des Geldes will der teilverstaatlichte Konzern bis Mitte Juni den größten Teil der Staatshilfe tilgen. Insgesamt 14,3 Milliarden Euro der noch 16,2 Milliarden Euro Steuergeld sollen bis dahin zurückgezahlt werden. Der Bund, der der Commerzbank nach der riskanten Dresdner-Übernahme mitten in der Finanzkrise mit Milliarden zu Hilfe eilte, bleibt jedoch größter Einzelaktionär und hält weiterhin eine Sperrminorität von 25 Prozent plus einer Aktie.
Sichere Zustimmung
Die Zustimmung der Hauptversammlung – am Ende waren es 98,9 Prozent – galt schon vorher als sicher: Der Bund hatte angekündigt, die Maßnahmen mitzutragen, ebenso wie der Versicherungskonzern Allianz als zweiter Hauptaktionär und die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Bei der Hauptversammlung waren etwas mehr als 47 Prozent des gesamten Kapitals der Commerzbank AG vertreten.
Bestärkt vom besten Jahresstart der Unternehmensgeschichte stellte Vorstandschef Martin Blessing weiter steigende Erträge in Aussicht. «Der positive Trend des ersten Quartals hat im April angehalten.» In den ersten drei Monaten 2011 legte der Überschuss – wie bereits vorab mitgeteilt – auf knapp eine Milliarde Euro zu, nach gut 700 Millionen ein Jahr zuvor. Allerdings profitierte der Konzern auch davon, dass deutlich weniger Geld für faule Kredite zurückgelegt werden musste, zudem kam eine Kapitalmaßnahme zu Jahresbeginn zugute.
«Signifikanter Gewinn»
Blessing bekräftigte die Prognose, in diesem Jahr einen operativen Gewinn «signifikant» über dem Vorjahreswert von 1,4 Milliarden Euro zu erreichen. 2012 soll das operative Ergebnis dann über die Marke von vier Milliarden Euro klettern.
Die Bank will stärker um Privat- und Geschäftskunden kämpfen. Der neue Privatkundenvorstand Martin Zielke kündigte für Mitte dieses Jahres die Einrichtung neuer Beratungszentren für Geschäftskunden in großen Städten an. Zudem sollen sich mehr Wertpapierspezialisten um die Bedürfnisse der Kunden kümmern.
Heftige Kritik
Die Kapitalmaßnahme stieß bei Aktionären auf teils heftige Kritik. «Diese Kapitalerhöhung bedeutet für uns eine massive Verwässerung unserer Anteile – zusätzlich, zu den anderen Kröten, die wir schlucken mussten», kritisierte DSW-Vertreter Klaus Nieding.
Etliche Anleger warfen dem Management vor, den Kurs der Aktie in den Keller getrieben zu haben. Blessing räumte ein, der Börsenwert der Commerzbank sei von rund 13 Milliarden Euro vor der Dresdner- Übernahme auf 5,7 Milliarden Euro geschrumpft.
Mehr Flexibilität
«Durch die fast vollständige Rückführung der Stillen Einlage und die damit verbundene Entlastung in den kommenden Geschäftsjahren erhöhen wir unsere strategische und finanzielle Flexibilität», erklärte Blessing. Zugleich rüste sich Deutschlands zweitgrößte Bank für die schärferen Kapitalanforderungen («Basel III»).
Für die vorzeitige Rückzahlung der Staatshilfen überweist der Dax- Konzern dem Bankenrettungsfonds Soffin eine Einmalzahlung von 1,03 Milliarden Euro. Diese Sonderzahlung – gewissermaßen ein Ausgleich für dem Staat entgangene Zinszahlungen – wird voraussichtlich den Gewinn des Instituts nicht schmälern. Die Einmalzahlung solle direkt vom Eigenkapital abgezogen werden und nicht in der Gewinn- und Verlustrechnung verbucht werden, erklärte Finanzvorstand Eric Strutz.
Die Hoffnung auf eine baldige Dividendenzahlung dämpfte der Vorstand: Nach heutigem Stand werde es erst für das Geschäftsjahr 2012 wieder eine Ausschüttung geben.
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