Er war der Letzte seiner Klasse: Gunter Sachs, der ewige Playboy. Playboy? «Ich muss immer schmunzeln, wenn ich das lese», sagte er im Juli des vergangenen Jahres der Nachrichtenagentur dpa, aber es sei doch schön, dass er mit weit über 70 noch immer als «boy» bezeichnet werde. Nun ist Sachs im Alter von 78 Jahren gestorben. Er sei «von uns gegangen», teilte die Familie am Sonntag mit, «nach einem großen Leben, reich an Erlebnissen». Vor seinem Tod verfasste er einen Abschiedsbrief, den er nach Angaben der Familie veröffentlicht sehen wollte. Darin schrieb Sachs, er nehme sich wegen der «ausweglosen Krankheit A.» das Leben.
Über den Begriff «Playboy», mit dem man ihn zeitlebens verband, sagte Sachs einst: «Mir würde etwas fehlen, wenn diese Bezeichnung plötzlich nicht mehr fallen würde.» Ein «Playboy» sei für ihn ein Mann, der mit seiner Ausstrahlung Frauen begeistere, ohne den Respekt vor ihnen zu verlieren. «Ich befürchte allerdings, dass es immer weniger echte Playboys gibt.»
Künstler auch im echten Leben
Der Unternehmersohn aus dem fränkischen Schweinfurt, dessen Vater Willy sich fünf Tage nach Gunters 26. Geburtstag das Leben nahm, verstand sich stets als Künstler – sowohl bei seinem Lebensstil als auch bei seinem Engagement für Fotografie und Kunst. In den 60er und 70er Jahren gehörte er zum europäischen Jetset erster Güte. Sein Name fiel im Zusammenhang mit Promis wie Twiggy, Jean-Paul Belmondo, Alain Delon, Helmut Berger, Aristoteles Onassis oder Romy Schneider.
Vielen wurde Sachs in erster Linie als Ex-Mann des französischen Filmstars Brigitte Bardot bekannt. Auch noch Jahrzehnte nach der Scheidung schrieb er ihr – jedoch nur gelegentlich. Bei so losem Kontakt könne man sich nicht streiten, meinte Sachs und gab damit ein wenig von der schwierigen Beziehung der beiden preis.
Bardots und Sachs Ehe-Achterbahn
Bardot und Sachs hatten 1966 glamourös geheiratet. Drei Jahre später waren sie schon wieder geschieden – die Leidenschaft war erloschen. Die Tage, an denen er von einem Hubschrauber aus Rosen auf ihre Fischerhütte regnen ließ, waren vorbei.
Insgesamt drei Frauen gab Gunter Sachs sein Jawort. Elf Jahre vor seiner Hochzeit mit Sex-Symbol Bardot hatte er seine erste Frau Anne-Marie Faure geheiratet. Sie starb drei Jahre später an den Folgen eines Verkehrsunfalls.
Nur «Ein-Frauen-Typ»
Sachs, geboren am 14. November 1932 auf Schloss Mainberg in Franken, war der Erbe der Kugellager- und Motorenwerke Fichtel & Sachs und nach eigenen Angaben eher ein «Ein-Frauen-Typ».
Mehr als 40 Jahre lebte er mit seiner dritten Ehefrau, Mirja Larsson, einem ehemaligen schwedischen Fotomodell, zusammen – vor allem in London. Daneben besaß er unter anderem ein Haus in Pully bei Lausanne am Genfer See sowie ein Chalet im ebenfalls schweizerischen Gstaad. Er hatte drei Söhne. Gerne hätte er eine Tochter gehabt, verriet er einst der deutschen Promi-Zeitschrift «Bunte».
Erfolgreich in verschiedenen Meriers
Das Erbe ermöglichte ihm, ein wildes und freies Leben zu führen. Erfolgreich war in den verschiedensten Metiers. Schon während seines Mathematikstudiums in Lausanne entdeckte er sein Interesse für Kunst und Fotografie. Er machte diese Liebe zum Zentrum seines Lebens, sammelte und fotografierte – zum Beispiel für den Bildband «Heldinnen» (1991) mit Star-Model Claudia Schiffer.
Dank seiner Schlaflosigkeit gelang es ihm, seine beiden Leben zu kombinieren. Während andere sich tagsüber von den Partys in St. Tropez – Sachs› Spielplatz als Playboy in den 60er und 70er Jahren – erholten, führte er am Telefon seine Geschäfte, etwa für die Familienfirma Fichtel & Sachs AG, die Wiege des Fahrrad-Freilaufs.
Mode-Fotograf und Geschäftsmann
Auch als Besitzer einer internationalen Kette von Modeboutiquen machte Sachs von sich reden. Die Modezeitschrift «Vogue» gab ihm viele Aufträge für Fotostrecken. Die Erlöse aus den Verkäufen der Aufnahmen flossen in eine Stiftung seiner Frau Mirja, die notleidenden Kindern in aller Welt hilft.
Eine weitere Leidenschaft des Lebemanns war die Astrologie. 1995 startete er ein eigenes Schweizer Institut, wo eine statistisch messbare Verbindung zwischen Sternzeichen und menschlichem Verhalten geprüft wurde. Sein Buch «Die Akte Astrologie» brachte ihm nicht nur wohlwollende Kritiken ein.
Mehr als nur «Frauenheld und Künstler»
Für die Öffentlichkeit blieb er lange Zeit mehr Frauenheld als Künstler. Doch 2008 zog die Ausstellung «Die Kunst ist weiblich» in Leipzig, die den Sammler und Künstler umfassend präsentierte, etwa 54 000 Besucher an.
Damals fürchtete Sachs, die Ausstellung könnte die Krönung seines künstlerischen Schaffens sein: «Krönung hat ja so was von Ende und Anfang. Vielleicht erlebe ich danach eine Wiedergeburt.»
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