Scania-Sprecher Hans Åke Danielsson sagte der Nachrichtenagentur dpa am Montag in Stockholm, Volkswagen habe selbst erklärt, dass damit der Prozess einer zunehmenden Verknüpfung von Scania und MAN erleichtert werden solle.
Der Lastwagenmarkt hat nach Einbrüchen in der Wirtschaftskrise mächtig Fahrt aufgenommen. Weltweit steigen Nachfrage und Produktion. Nach Branchenangaben wurden im vergangenen Jahr weltweit 14,2 Millionen Nutzfahrzeuge produziert, nach lediglich 10,7 Millionen im Krisenjahr 2009. Für das laufende Jahr prognostiziert der Leiter des Center Automotive Research an der Uni Duisburg-Essen, Ferdinand Dudenhöffer, einen Zuwachs auf mehr als 15 Millionen Nutzfahrzeuge – darin enthalten sind sowohl schwere Lastwagen als auch «leichte» Nutzfahrzeuge wie Transporter und Kleinbusse.
Mit einer Gesamtproduktion von fast 50 Prozent ist China der mit Abstand wichtigste Markt. Wachstumstreiber sind daneben Russland, Indien und Brasilien. Auch für Westeuropa und die USA aber wird für das laufende Jahr ein Anziehen der Nutzfahrzeugkonjunktur erwartet.
Weltweiter Branchenprimus bei schweren Lastwagen ist Daimler, dahinter folgen asiatische Hersteller sowie MAN und Scania. VW baut in seiner Nutzfahrzeugsparte vor allem Transporter. Das Geschäft mit schweren Lastwagen in Brasilien hatte VW an MAN verkauft.
Auf die Hersteller kommen hohe Investitionen in neue Technologien zu – wegen der Verschärfung von Abgasnormen, beispielsweise die Umstellung in der EU von der Euro 5- auf die Euro 6-Norm. Dazu kommen als Belastungen gestiegene Rohstoffpreise. (dpa)
«Das ist sicher richtig. Wir haben schon lange unser Interesse an einer Zusammenarbeit mit MAN in gewissen Bereichen erklärt», meinte Danielsson. Weiter wolle man den Schritt des eigenen Mehrheitseigners nicht kommentieren.
Schon Mehrheitsteilhaber
Bei dem schwedischen Lastwagen- und Bushersteller verfügt der Wolfsburger Konzern bereits mit knapp 72 Prozent der Stimmrechte über die Mehrheit. Scania-Konzernchef Leif Östling, der sich 2007 erfolgreich gegen einen Übernahmeversuch durch MAN gewehrt hatte, bekam vor einer Woche seinen Vertrag um drei Jahre verlängert.
MAN-Aktien sind nach einem Übernahmeangebot von VW zeitweise auf den höchsten Stand seit Juni 2008 gesprungen. Wie ein Börsianer kommentierte, reagierte der Markt angenehm überrascht auf das Gebot. Allerdings mache VW mit den gebotenen 95 Euro je MAN-Stammaktie lediglich ein Pflichtangebot, nachdem der Wolfsburger Autobauer auf mehr als 30 Prozent der MAN-Stimmrechte aufgestockt hatte. Das habe kurzfristig für etwas Ernüchterung gesorgt.
VW hat sich freigekauft
«Damit hat sich VW jetzt quasi freigekauft, mehr müssen sie jetzt nicht mehr machen», kommentierte der Börsianer. Ein weiterer Händler sagte, am Markt hätten zahlreiche Teilnehmer darauf spekuliert, dass der skandinavische Konkurrent Scania für MAN bieten werde und nicht VW. Er sehe noch deutlich mehr Potenzial für die MAN-Aktie, fügte er hinzu.
Ein Analyst bezeichnete die gebotenen 95 Euro als am unteren Ende der möglichen Spanne. Ein Blick auf den Kurs nach dem Gebot zeige, dass am Markt auf eine mögliche Anhebung spekuliert werde. Laut Analyst Thomas Schmidt von Steubing zeigten die gebotenen 95 Euro je Aktie, dass VW derzeit noch kein Interesse an einer vollständigen Übernahme habe. Insofern ändere die Offerte «akut nichts an der bereits bekannten Strategie aus VW, Scania und MAN».
Andreas Lipkow, Händler bei MBW Fairtrade, sieht den VW-Konzern weiter zielstrebig in Richtung «Allround-Automobil-Konzern-Struktur» unterwegs. Mit der Integration von MAN werde ein weiterer Teil des Plans umgesetzt. Porsche und Scania seien dann die weiteren Bauteile.
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