Weniger Stromverbrauch, Info-Bildschirme für die Fahrgäste, aber keine Geschwindigkeitsrekorde: Die künftigen ICx-Fernzüge der Deutschen Bahn sollen höchstens 249 Kilometer pro Stunde schnell sein und erreichen damit nicht das Spitzentempo 300 der bisherigen ICE 3. Durch eine leichtere Bauweise benötigen sie bis zu 30 Prozent weniger Energie als bisher üblich, wie der bundeseigene Konzern und der Hersteller Siemens bei der Vertragsunterzeichnung am Montag in Potsdam mitteilten. Die ersten von vorerst 220 Zügen aus dem sechs Milliarden Euro teuren Rekordauftrag sollen 2016 kommen. Die Bahn will sie nach jüngsten Technikproblemen gründlich testen.
Es gehe um mehr als einen Generationswechsel für die teils 40 Jahre alten Intercitys, sagte Bahnchef Rüdiger Grube – nämlich einen «Quantensprung» für mehr Kundenorientierung und technische Zuverlässigkeit. Als Grundvariante vorgesehen sind zum einen 200 Meter lange Züge für 499 Reisende, die mit bis zu 230 Kilometern pro Stunde vor allem auf Intercity-Routen fahren. In einer zweiten Variante für 724 Passagiere sind die Züge 288 Meter lang und sollen mit bis zu 249 Kilometern pro Stunde bis Mitte kommenden Jahrzehnts die älteren ICE 1 und ICE 2 ablösen. Die Züge haben Speisewagen und Bistro, ein Familienabteil und acht Fahrradplätze – dies ist im ICE bisher nicht möglich. Deckenmonitore sollen nächste Halte anzeigen.
Technikpannen vermeiden
In den langwierigen Vertragsverhandlungen bestand die Bahn nach Technikpannen der aktuellen ICE-Flotte auf umfangreichen Garantien. Vor Beginn der Serienfertigung sollen zwei Züge einen 14-monatigen Probebetrieb durchlaufen, davon zwei Monate ohne Reisende. Sieben Jahre lang sollen technische Daten aus dem Betrieb auch direkt an Siemens gehen. Qualitätsanforderungen beim Bau wollen beide Seiten einstimmig abnehmen. Siemens muss das Projekt vorfinanzieren, die Bahn zahlt erst bei Übernahme. Dem Konzern machten unter anderem Zugausfälle bei Eis und Schnee zu schaffen. Wegen Mangel an Achsen müssen die ICE vorerst viel häufiger zu Ultraschalluntersuchungen.
Laut Siemens-Chef Peter Löscher sollen die neuen Züge einen sehr wirtschaftlichen Betrieb ermöglichen und flexibel einsetzbar sein. Zusammengestellt werden kann der ICx in bis zu 24 Varianten. Es können fünf bis 14 Wagen für 500 bis 1100 Passagiere kombiniert werden. Günstig für den Energieverbrauch ist den Angaben zufolge, dass die 200 Meter langen Züge bis zu 20 Tonnen leichter sind als vergleichbare Züge derzeit. Der Luftwiderstand soll kleiner sein.
Produktion komplett in Deutschland
Der deutsche Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer hob hervor, dass die Produktion komplett in Deutschland liege und dadurch Arbeitsplätze bei mittelständischen Zulieferern sichere. Dies sei «ein kleines Konjunkturprogramm für unser Land».
Für einen Teil der Arbeiten, unter anderem für Wagenkästen und Drehgestelle, schloss Siemens einen Vertrag mit dem Konkurrenten Bombardier Transportation, wie Bombardier mitteilte. Das eigene Auftragsvolumen für die ersten 220 Züge mache 2,1 Milliarden Euro aus. Davon sollen die Werke Hennigsdorf (Brandenburg), Görlitz (Sachsen) und Siegen (Nordrhein-Westfalen) profitieren.
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