Freitag12. Dezember 2025

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Jemen vor dem Bürgerkrieg

Jemen vor dem Bürgerkrieg
(AP)

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Der blutige Machtkampf im Jemen eskaliert. Der umstrittene Präsident Salih kündigt nach einem Anschlag auf seinen Palast Rache an. Immer mehr Länder ziehen wegen der Gewalt ihr Botschaftspersonal ab.

Der Jemen steht am Rande eines Bürgerkriegs. Der Machtkampf zwischen dem umstrittenen Präsidenten Ali Abdullah Salih und einflussreichen Gegnern aus seinem eigenen Haschid-Stamm drohte weiter zu eskalieren. Nach einem Anschlag, den der 69-Jährige am Freitag überlebt hatte, kündigte Salih in einer kurzen Radioansprache Vergeltung an. Allerdings blieb es am Samstag in der Hauptstadt Sanaa zunächst ruhig.

Die EU-Außenbeauftragte Cathrine Ashton verlangte einen sofortigen Waffenstillstand. Regierungstruppen und Stammesmilizen sollten sich zurückhalten und die «Eskalation der Gewalt» beenden, sagte Ashton in Brüssel. Die USA verurteilten die «sinnlose Gewalt» in dem vom Terror heimgesuchten Armenhaus der arabischen Halbinsel.

Salih verletzt, sieben Offiziere tot

Salih wurde während des traditionellen Freitaggebets, das er mit anderen Politikern in einer Moschee neben dem Palast verrichtete, von einem Granatsplitter am Kopf getroffen. Das sagte einer seiner Vertrauten dem Nachrichtensender Al-Arabija. Nach seinen Angaben starben bei der Attacke vom Freitag sieben Offiziere. Fünf hohe Mitglieder der Regierung und des Parlaments wurden mit schweren Verletzungen nach Saudi-Arabien geflogen. Am Samstag gab es Spekulationen, dass auch Salih zur Behandlung ins Nachbarland gereist sei. Das Informationsministerium in Sanaa dementierte das jedoch.

In den vergangenen Wochen war der seit langem schwelende Machtkampf zwischen dem 69 Jahre alten Salih und der rivalisierenden Al-Ahmar-Familie immer weiter eskaliert. Scheich Sadik al-Ahmar ist Oberhaupt des Haschid-Stammes, dem auch die Präsidentenfamilie angehört. Hamid al-Ahmar, ein Bruder des Stammesführers, ist ein vermögender Geschäftsmann.

Keine Macht an Sohn Ahmed

Die Al-Ahmar-Familie wehrt sich unter anderem gegen die Absicht von Salih, seinem ältesten Sohn Ahmed die Macht zu übergeben. Der ist Kommandeur der Republikanischen Garde und damit eine der wichtigsten Machtstützen seines Vaters. Dagegen unterstützen die Al-Ahmars die Opposition, die seit Jahresbeginn Präsident Salih mit Massenprotesten zum Rücktritt zwingen will.

Nach dem Angriff vom Freitag machte Salih umgehend die verfeindete Al-Ahmar-Familie verantwortlich und bezeichnete diese als Bande von Gesetzlosen. Das Büro des Stammesführers wies alle Anschuldigungen zurück.

Salih hat nach Berichten von Augenzeugen die blutige Eskalation mit ausgelöst. Mitglieder der loyal zu ihm stehenden Republikanischen Garde hätten zuvor die Häuser seines Halbbruders, General Ali Mohsen al-Ahmar, und des Oppositionspolitikers Hamid al-Ahmar in Sanaa beschossen. Anhänger der beiden Männer hätten daraufhin zum Gegenschlag ausgeholt und auf das Gelände des Präsidentenpalastes gefeuert.