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Kastanienmotte kommt aus dem Balkan

Kastanienmotte kommt aus dem Balkan
(dpa)

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Die Herkunft der Motte, die seit rund 20 Jahren massenhaft Kastanien in Europa befällt, ist geklärt: Sie stammt aus Schluchtwäldern im Balkan. Davor wurde vermutet, sie sei aus Südostasien nach Europa gekommen.

Durch die Auswertung von Sammlungen getrockneter Pflanzen konnte nun die Miniermotte auf Kastanienblättern aus Griechenland bis zum Jahr 1879 zurückverfolgt werden. Das berichtete die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) am Freitag in Bonn unter Berufung auf die Ergebnisse von mehreren Forschern. Nach SDW-Angaben breitet sich die Motte auch in diesem Jahr auf den Kastanien aus. Viele Kastanien zeigten schon braune Stellen, und die Blätter begännen zu vertrocknen.

Ursprünglich habe es die Kastanien und die Motten in isolierten Populationen in unzugänglichen Schluchtwäldern des Balkans gegeben, berichtete die Schutzgemeinschaft zu den neuen Erkenntnissen. Durch Straßenbau seien die Motten als blinde Passagiere an Fahrzeugen zu kultivierten Standorten der Rosskastanie gelangt. Die Wissenschaftler hoffen, durch die neuen Erkenntnisse Mittel zur Eindämmung des Schädlings zu finden. Bisher gibt es keine Gegenmaßnahmen. Das bislang wirksamste Mittel gegen die Vermehrung der Miniermotte ist das zügige Beseitigen des Herbstlaubes. Denn die letzte Generation überwintert in den Kastanienblättern.

Blattschäden und Massenvermehrung

Die Raupen entwickeln sich in den Blättern der weißblühenden Rosskastanie und verursachen Blattschäden. Bereits in den 1960er Jahren hat es laut SDW erste Massenvermehrungen gegeben. Die Kastanienminiermotte wurde erstmals 1984 an kultivierten Rosskastanien um den Ohridsee in Mazedonien entdeckt. Daraus leitete sich der wissenschaftliche Name Cameraria ohridella ab. 1986 wurde die Art in einer für Europa neuen Gattung wissenschaftlich beschrieben.

Seit 1989 eroberte die Miniermotte fast ganz Europa. Über Bayern und Baden-Württemberg breitete sie sich mit einer Geschwindigkeit von 70 Kilometern im Jahr aus. Seit 2003 ist sie auch in den nördlichen Bundesländern anzutreffen.