Donnerstag18. Dezember 2025

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EU-Fischerei wird umgekrempelt

EU-Fischerei wird umgekrempelt
(dpa)

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Die EU-Kommission will kleinere Fischereiflotten und mehrjährige Fangquoten. Das geht aus den Reformvorschlägen für die europäische Fischereipolitik hervor.

EU-Fischereikommissarin Maria Damanaki stellte am Mittwoch die Pläne vor. «Wenn wir diese Reform richtig anpacken, werden Fischer und Küstengemeinden davon auf lange Sicht profitieren», sagte sie. «Und alle Europäer werden eine größere Auswahl an frischem Wild- und Zuchtfisch haben.» Hier fünf Fragen und Antworten zur geplanten Reform.

Was soll sich konkret ändern?

Um zu verhindern, dass die bedrohten Fischvorkommen weiter schrumpfen, will EU-Fischereikommissarin Damanaki künftig für alle Bestände langfristige sogenannte Managementpläne einführen. Diese sollen sich streng an wissenschaftlichen Kriterien orientieren und dafür sorgen, dass sich die Vorkommen wieder erholen. Ist dies erfolgt, sollen die Fischer auch wieder mehr Fische aus dem Wasser holen dürfen.

Bislang wurden die Fangmengen für die meisten Fischarten jährlich zwischen den Agrarministern der Länder ausgehandelt. Die gestanden den Fischern meist jedoch deutlich höhere Fangmengen zu, als die Wissenschaftler gerade noch für vertretbar hielten.

Dürfen die Fischer weiter zu viel gefangene Fische ins Meer werfen?

Den sogenannten Beifang, Schätzungen zufolge ist das fast jeder vierte gefangene Fisch, zurück ins Meer zu werfen, soll nach den Plänen Damanakis künftig verboten werden. Setzt sich die EU-Kommissarin mit ihrem Reformvorhaben durch, müssen die Fischer die zu viel gefangenen Fische künftig mit an Land nehmen. Allerdings sollen sie sich dafür nachträglich von anderen Fischern Lizenzen kaufen dürfen, mit denen sie den Fisch doch noch auf den Markt bringen können. Langfristig soll – beispielsweise über bessere Netze – aber ungewollter Beifang vermieden werden.

Was bedeutet die Reform für die Fischer?

Für die Fischer bedeutet die Reform – die auch ein massives Umsteuern bei den Subventionen vorsieht – eine enorme Kehrtwende. So will Damanaki künftig keine Unterstützung mehr für Maßnahmen gewährleisten, die der Überfischung Vorschub leisten. Früher wurde beispielsweise die Verschrottung alter Kutter unterstützt. Das Geld nutzen viele, um sich leistungsfähigere Schiffe zu kaufen, mit denen sie noch mehr Fische aus dem Meer ziehen konnten.

Da die zunächst geplante Anlandung des Beifangs für viele Fischer ein Problem darstellt, will die Kommission die Fischer hier – beispielsweise beim Bau von Kühlhäusern – unterstützen. In einigen europäischen Regionen hängen Schätzungen zufolge vier von fünf Arbeitsplätzen an der Fischerei.

Was halten die Fischer von den Plänen?

Der Verband der deutschen Kutter- und Küstenfischer begrüßte die geplante Einführung langfristiger Managementpläne. Der Anlandung sämtlichen Beifangs stehen die deutschen Fischer aber – auch aus praktischen Gründen – kritisch gegenüber.

Aber auch bei anderen Elementen ihrer Reform muss Damanaki mit heftigem Gegenwind rechnen: So lehnte bereits jetzt eine Mehrzahl der EU-Länder Pläne der EU-Kommissarin ab, bei Beständen über deren Situation nicht genug wissenschaftliche Daten vorliegen, die Fangmenge pauschal um 25 Prozent zu kürzen. Damanaki will damit die Forschung ankurbeln und dafür sorgen, dass die Länder vorliegende Daten der EU auch wirklich zur Verfügung stellen. Dies war in der Vergangenheit offenbar nicht immer der Fall.

Wer entscheidet, ob die Reform wirklich kommt?

Darüber, ob die Reform wirklich kommt und welche Element davon tatsächlich umgesetzt werden, entscheiden die Mitgliedsländer, also der Rat, sowie das Europaparlament, das erstmals bei einer EU-Fischereireform mitentscheiden darf.