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Mutter muss nach Tod ihres Babys in Haft

Mutter muss nach Tod ihres Babys in Haft

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TRIER - Keine Leiche, kaum Beweise: Der Tod eines Babys bei Trier bleibt rätselhaft. Die Mutter wurde wegen versuchten Totschlags verurteilt.

Für den Tod ihres Babys ist eine 35-jährige Mutter zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Das Landgericht Trier sprach sie am Freitag des versuchten Totschlags schuldig, weil nicht vollständig rekonstruiert werden konnte, wie das Mädchen starb. Die 35-Jährige hatte gestanden, dass sie ihr Kind im Februar 2007 in Hetzerath (Kreis Bernkastel-Wittlich) nach einer Sturzgeburt in ein Bettlaken gewickelt und so fest an sich gedrückt hatte, dass es nach Überzeugung des Gerichts keine Luft mehr hätte bekommen können. Unklar ist, ob das Kind tot geboren wurde – oder ob die Mutter es erstickte. Eine Leiche wurde nie gefunden. Nur ein Foto belegt, dass es das Kind gab.

«Sie handelte so, dass ein lebendes Kind getötet worden wäre», sagte die Vorsitzende Richterin Petra Schmitz. Die Staatsanwaltschaft hatte vier Jahre Haft für die Mutter gefordert, die Verteidigung hatte auf höchstens dreieinhalb Jahre Haft plädiert. Ursprünglich war die Frau wegen Totschlags angeklagt gewesen.

Leiche im Garten vergraben

Das Bündel mit der Babyleiche hatte die Mutter anschließend im Garten unter einem Baum vergraben. Nach Angaben der Richterin war die Frau zum Tatzeitpunkt vermindert schuldfähig. Sie habe in dem Haus unter menschenunwürdigen Zuständen ohne Wasser, Strom und Essen gelebt – und habe sich in einer psychischen Ausnahmesituation befunden. Zuvor war sie nach Angaben der Staatsanwaltschaft von ihrem damaligen Lebensgefährten – einem heute 76-Jährigen – unter «zwielichtigen Umständen» nach Deutschland gebracht worden.

Wenige Monate nach der Geburt hatte die Brasilianerin mit dem Lebensgefährten das Kind wieder ausgegraben und an einen unbekannten Ort nach Spanien gebracht. «Sie packten es in einen Sack und in eine Dose», schilderte Schmitz. Gegen den damaligen Lebensgefährten liefen derzeit noch Ermittlungen.

Auf ein mögliches Verbrechen aufmerksam wurde die Polizei erst, als der Freund nach der Trennung die 35-Jährige am neuen Wohnort in Spanien 2008 wegen Kindstötung anzeigte. Die spanischen Ermittler stellten das Verfahren aber mangels Zuständigkeit ein und gaben es an die Trierer Staatsanwaltschaft ab. Die Frau wurde Anfang des Jahres über einen europäischen Haftbefehl in Spanien festgenommen und nach Deutschland ausgeliefert. Sie lebt inzwischen mit einem anderen Mann zusammen und hat einen dreijährigen Sohn.