Anfang Woche holte Roman Polanski den Ehrenpreis am Zurich Film Festival ab – mit zwei Jahren Verspätung. Im Jahr 2009 war der Regisseur auf dem Weg ans ZFF bei seiner Einreise am Klotener Flughafen verhaftet worden. Er war anschliessend zehn Monate lang im Gefängnis und in seinem Gstaader Chalet eingesperrt. Die USA forderten von der Schweiz die Auslieferung Polanskis, weil dieser 1977 eine Minderjährigen missbraucht haben soll.
Mit zwei Jahren Verspaetung nahm Polanski am Dienstag in Zuerich den Preis des Zuerich Film Festivals fuer sein Lebenswerk entgegen. (Foto: dapd)
Seine Rückkehr ans Festival war keineswegs selbstverständlich, gegenüber der «NZZ am Sonntag» sagt Polanski: «Ich gehe nicht mehr gerne auf Filmfestivals. Ich habe den Preis abgeholt, weil ich die Schweiz liebe.» Und diese Liebe begann, wie Polanski erzählt, vor 40 Jahren nach dem Tod seiner damaligen Frau Sharon Tate. In Gstaad suchte er Schutz vor neugierigen Journalisten.
Immerhin hielt dieser Schutz fast vier Jahrzehnte, nach der Aufregung um seine Verhaften wurde Polanski dann doch von der Presse «gefunden». Er sagt: «In Gstaad hatte ich keinen Schutz mehr: Hunderte Fotografen und Kameramänner zoomten auf meinen Vorhang.»
«Der Prozess war langwierig»
Vor den Medien geschützt wurde Polanski hingegen im Knast. In einer Einzelzelle sei sein Aufenthalt dank der Gefängniswärter «so schmerzlos wie möglich» gewesen, abgeschirmt von der Öffentlichkeit. Sogar seinen Film «The Ghost Writer» durfte er fertig machen. Per Post erhielt er DVDs, schaute diese auf dem Computer an und konnte über seinen Anwalt mit den zuständigen Personen für den Film kommunizieren. Sogar von einem Schnittmeister erhielt Polanski an vier Tagen Besuch. Trotzdem sagt er über die Arbeit in der Zelle: «Der Prozess war extrem langwierig.»
Am meisten aber bedrückte Polanski die Abgeschirmtheit von seinen Kindern. Zwei Mal hätten sie ihren Papa besucht, «die Momente als sie gingen, waren die härtesten».
Schuld trägt Dokfilm
Als wahren Grund für seine Verhaftung sieht Polanski den Dokumentarfilm «Roman Polanski: Wanted and Desired» von Marina Zenovich. «Der Film enthüllt, dass der Richter seinerzeit mehrere Fehler gemacht hatte. Meine Anwälte in Los Angeles verlangten deshalb, dass man den Fall einstellt», erklärt Polanski. Der Bezirksanwalt hätte dies zum Vorwand genommen, ihn zum ersten Mal via Interpol zur Verhaftung auszuschreiben.
Zu Polanskis Leid ereigneten sich die Vorfälle zur selben Zeit, wie die Kandidatur des Bezirksanwalts als Generalstaatsanwalt. So habe er seine Kampagne mit dem Versprechen «Ich bringe diesen Kriminellen hinter Gitter» gestartet.
Trotz aller Vorfälle hegt Polanski weder einen Groll gegen die Schweiz noch gegen Justizministerin Eveline Widmer-Schlumpf. Für die USA hingegen findet Polanski keine positiven Worte: «Als Kind sah ich dieses Land als Vorbild, heute sind die USA für mich kein Vorbild mehr.»
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