«Beziehungen zwischen Grillen sind ziemlich anders als bislang angenommen. Anstatt von ihren Partnern traktiert zu werden, scheinen die Weibchen in der Tat beschützt zu werden. Männchen könnten sogar als «ritterlich» beschrieben werden», erklärt Rolando Rodríguez-Muñoz, einer der beteiligten Forscher, in einer Mitteilung zur Studie.
Feldgrillenpärchen bleiben nach der Paarung zusammen. Bislang wurde angenommen, dass die Weibchen so vor allem davon abgehalten werden sollen, andere Partner an sich heranzulassen. Denn der letzte Partner befruchtet mit großer Wahrscheinlichkeit die Eier – und sichert seine Fortpflanzung.
Das Experiment
Rolando Rodríguez-Muñoz, Tom Tregenza und Amanda Bretman hatten im nördlichen Spanien Feldgrillen (Gryllus campestris) über mehrere Brutzeiten hinweg beobachtet. Den Tieren wurden Rückenschildchen mit Nummern angeklebt. Außerdem entnahmen die Forscher jeder Grille ein winziges Gewebestück für eine DNA-Analyse. Mit Kameras und Mikrofonen wurde erfasst, welche Grille sich mit welchem Partner gepaart hatte und wie lange die Pärchen zusammenblieben. Registriert wurde auch, welche Männchen miteinander um Weibchen kämpften und wie lange die Männchen zur Balz zirpten.
Die Analyse von über 200.000 Stunden Videomaterial zeigte, dass es kein aggressives Verhalten der Männchen gegenüber ihren Weibchen gab. Im Gegenteil: Bei Gefahr – etwa wegen eines angreifenden Vogels – ließen sie ihre Liebsten zuerst in den Bau flüchten, auch wenn sie damit ihr eigenes Leben aufs Spiel setzten. «Männliche und weibliche Grillen werden normalerweise gleich oft gefressen. Aber als Paar steigt die Lebensgefahr des Männchens deutlich an, während die Weibchen die Beutezüge stets überleben», erklärt Rodríguez-Muñoz.
Kein rein altruistisches Verhalten
Das ritterliche Verhalten sei aber nicht rein altruistisch: Die Männchen nähmen die erhöhte Lebensgefahr für eine deutlich erhöhte Fortpflanzungsrate in Kauf. «Selbst wenn das Männchen stirbt, trägt das Weibchen die von ihm befruchteten Eier aus und sichert so das Weiterleben seiner DNA», so Rodríguez-Muñoz.
Die Studie gebe einen Einblick in die natürliche Auslese, schreiben die Forscher. Die Verhaltensmuster könnten wahrscheinlich auch auf andere Insektenarten angewandt werden. «Vielleicht werden die Weibchen gar nicht so sehr herumkommandiert wie wir immer gedacht haben», so Tregenza.
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