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Reiche werden immer reicher

Reiche werden immer reicher
(dpa)

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Seit Wochen schon machen die "Occupy Wall Street"-Protestler ihrem Unmut über Banken und eine Oberschicht, die sich die Taschen vollstopft, Luft. Eine offizielle US-Studie gibt ihnen jetzt recht: Amerikas Reiche wurden über die Jahre massiv reicher.

Dramatisches Wohlstandsgefälle in den USA: In den vergangenen drei Jahrzehnten ist das Einkommen des reichsten Prozents der Amerikaner nach einer Studie um satte 275 Prozent in die Höhe geschossen. Das der 60 Prozent in der Mitte der Einkommensverteilung kletterte hingegen im Schnitt um knapp 40 Prozent, wie eine am Dienstag (Ortszeit) veröffentlichte Studie des überparteilichen Etat-Büros des Kongresses (CBO) zeigt. Das ärmste Fünftel der Bevölkerung musste sich über all die Jahre gerade einmal mit einem Zuwachs von 18 Prozent zufriedengeben.

Dass sich die Konten der Reichen so rapide füllten, hat nach der Analyse des CBO eine Vielzahl von Gründen. Zum einen habe der Staat die Umverteilung von Wohlstand seit dem Ende der 70er Jahre immer weniger gefördert, etwa durch das Steuersystem. Weitere Faktoren waren die Struktur von Managergehältern, Mega-Einkommen für Superstars aus Sport und Kunst, das wachsende Gewicht von Finanzindustrie und Kapitalmarktgewinnen, die unverhältnismäßig stark gerade wohlhabenderen Haushalten zugutekämen.

Ein Prozent der Bevölkerung

Der Studie zufolge entfallen mittlerweile 17 Prozent des gesamten versteuerten Einkommens der USA inflationsbereinigt auf das reichste eine Prozent der Bevölkerung; 1979 waren es noch acht Prozent. Das wohlhabendste Fünftel der Amerikaner bekommt inzwischen mehr als die Hälfte des gesamten Einkommens überwiesen, vor rund 30 Jahren waren es noch 43 Prozent. Abwärts ging es derweil für die sozial Schwachen: Entfielen 1979 auf die ärmsten 20 Prozent noch sieben Prozent des Einkommens des Landes, sind es inzwischen nur noch fünf Prozent.

Höhere Steuern für die Reichen zum Abbau des massiven Defizits und des Mega-Schuldenbergs ist eine der wichtigsten politischen Schlachten zwischen Präsident Barack Obama und den Republikanern im laufenden Wahlkampf. Während Obama von den Reichen einen «fairen Anteil» an den Belastungen einfordert, lehnen die Konservativen dies strikt ab und werfen dem Präsidenten vor, «Klassenkampf» zu betreiben.

Studie wird Einfluss haben

Die «New York Times» geht wegen des unabhängigen Charakters der Untersuchung davon aus, dass der Report die gegenwärtige Debatte im Kongress über die Fairness des aktuellen Steuersystems und der Ausgabenpolitik erheblich beeinflussen wird. Die CBO-Experten werteten für die Untersuchung Daten der Steuerbehörde IRS und des US-Statistikamtes zwischen 1979 und 2007 aus.

Der demokratische Abgeordnete Sander Levin nannte den Report «den jüngsten Beweis für den alarmierenden Anstieg der Einkommens- Ungleichheit» in den USA. Auf den Plakaten der «Occupy Wall Street»-Demonstranten heißt es: «Wir sind die 99 Prozent», in Anspielung auf das reichste eine Prozent der Bevölkerung.