Der Markt für die Frachtfliegerei bricht ein. Das heißt nichts Gutes für die Luftfahrtgesellschaften einerseits, den Hersteller Boeing andererseits. Der Luftfrachtmarkt befindet sich im Abschwung, stellt Boeing Hauptgeschäftsführer Jim McNerney in der vergangenen Woche bei einer Telefonkonferenz zu Fragen des neuen Frachtflugzeuges Boeing 747-8 fest. Im dritten Quartal, in dem das Weihnachtsgeschäft voll anläuft, habe es einen Einbruch bei der Nachfrage nach Transportraum gegeben. Man beobachte die Entwicklung genau, sagte McNerney.
«Die Nachfrage liegt derzeit um fünf bis sechs Prozent unter dem Angebot an Frachtraum», hatte Frank Reimen, Generaldirektor der heimischen Frachtfluggesellschaft Cargolux Mitte Oktober gesagt. 2009, im Jahr nach der Finanzkrise hatte die Rezession der Cargolux ein Minus von 13 Prozent bei den Transporten eingetragen. Im Jahr des Aufschwungs nach der Rezession war es ein Plus von 20 Prozent gewesen. «Man habe auch einen entsprechenden Aufschwung bei den Preisen feststellen können. Davon sei in diesem Jahr nichts mehr zu spüren,» sagte Reimen. Mit anderen Worten: Es gibt weniger zu transportieren.
Zugeständnisse
Bei Boeing kommen zwei Ereignisse zusammen: Der Rückgang der Fracht hat Auswirkungen auf die Bedürfnisse der Fluggesellschaften. Sie brauchen die Boeing 747-8 möglicherweise nicht mehr, versuchen daher, ihre Bestellungen zu strecken. Cathay Paxific verhandelt derzeit mit Boeing über die Abnahme von zehn Maschinen der 747-8. Um die Bestellung der größten Frachtfluggesellschaft der Welt zu retten, soll Boeing Zugeständnisse bei einer anderen Bestellung gemacht haben. Cathay Pacific kauft bei Boeing auch den Typ 777 als Frachter.
Der einbrechende Markt wird allerdings von Gesellschaften, die nun um die Abnahme verhandeln, noch nicht als Argument genutzt. Noch sind es die Schwierigkeiten, die die 747-8 selber darstellt. Der Kerosinverbrauch liegt um 2,7 Prozent höher als vertraglich vereinbart. Außerdem ist das Flugzeug acht bis neun Tonnen schwerer, ist in der US-Fachpresse zu lesen. Das bedeutet nicht nur, dass es tatsächlich mehr Kerosin verbraucht, sondern auch, dass seine Reichweite geringer ist.
Verschiebungen
Nach Cargolux hat die US-Frachtfluggesellschaft Atlas zunächst drei von 12 Maschinen storniert. Sehr genau wird in Seattle die Haltung von Korean Air betrachtet, zweitgrößte Frachtfluggesellschaft hinter Cathay Pacific, deren Haltung wohl auch die von Nippon Airways beeinflussen wird. Mc Nerney gab zu, dass es Wünsche nach Verschiebungen der Auslieferungen gibt. «Es handelt sich um Wochen und Monate, nicht Jahre», sagte er.
Cargolux hat die ersten sechs der 13 neuen Frachtflugzeuge finanziert. Der ursprüngliche Zeitplan sah vor, dass das Unternehmen seine dritte Maschine zu Weihnachten übernehmen sollte.
Zu Demaart
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