Sonntag21. Dezember 2025

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Über die Hoffnung auf einen Neuanfang

Über die Hoffnung auf einen Neuanfang
(Carine & Elisabeth Krecké)

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Einwanderer bestimmen seine fotografischen Arbeiten. Im vergangenen Jahr veröffentlichten Lichtbildner Patrick Galbats und Revue-Journalist Stefan Kunzmann den Band "Magnet L", eine Art Bestandsaufnahme über Immigration in Luxemburg.

Auch die Abzüge, die Patrick Galbats im CNA ausstellt, spiegeln den schonungslosen Alltag der Immigranten wider. Der Fotograf begibt sich in die erbarmungslose Welt der Schlafhändler. Das einladende Wort „Bienvenue“ fällt dem Betrachter ins Auge, öffnet er jedoch die Tür, bietet sich ihm ein trostloses Bild: verwahrloste Zimmer. Nur wenige sind liebevoll eingerichtet, mit einigen persönlichen Gegenständen aus ihrem Heimatland, das sie einst verlassen haben, um einen Neuanfang zu wagen.

Es ist die Hoffnung auf ein besseres Leben, auf Arbeit oder das Ende der Verfolgung, die sie dazu treibt, alles und jeden zurückzulassen. Immigration ist auch das Thema in Armand Quetschs Fotografien. Er begab sich aus dem Herzen Europas auf eine mehrwöchige Reise nach Lampedusa, Italiens Auffanglager für nordafrikanische Flüchtlinge. „Zugegeben, ich konnte meinen Augen nicht trauen, als ich über das Meer in Richtung Tunesien blickte“, erzählt Armand Quetsch.
Eigentlich wollte er auf Flüchtlinge treffen und eine Art Reportage-Arbeit verrichten. Doch er stieß auf Leere – kein Flüchtlingsboot weit und breit, auf die er seinen Fokus hätte richten können. Enttäuscht ist Armand Quetsch dennoch nicht. Das hat einen zutiefst menschlichen Grund: „Das Elend, das diese Menschen erfahren haben, bedarf keiner Ablichtung“, so der Fotograf, der – anstatt des Grauens – poetische Momentaufnahmen einfing, die losgelöst sind von jeglicher Bestürzung und Schmerz.

Die Sprache der Fotografie

Auswanderung, Vereinsamung, Irrfahrt: Dies sind die drei Schlüsselwörter der fotografischen Ausstellung „Fremd Gang“, die bis zum 12. Februar des anstehenden Jahres im CNA zu sehen ist und die acht Lichtbildner vereint, die allesamt durch ein Stipendium – „Bourse CNA, Aide à la création et à la diffusion en photographie“ und „Bourse Grande Région, Regards sans limites“ – finanziell unterstützt wurden.

Unter ihnen befindet sich auch das Künstlerpaar Gast Bouschet und Nadine Hilbert, die selbst nicht so genau wissen, was sie mit ihrer Arbeit „Insider“ (2010) ausdrücken wollen. Fakt ist, dass das CNA lediglich eine kleine Auswahl der bestehenden Fotografien zeigt, die die beiden Lichtbildner im vergangenen Jahr in London und Island einfingen. Gewiss, wo die Sprache aufhört, fängt die Fotografie an. Und die ist in diesem Fall schlichtweg atemberaubend: düster, mystisch, verstörend und geschickt manipuliert durch die Beschichtung ihres Objektivs.

Carine und Elisabeth Krecké, das zweite Künstlerpaar in dieser Ausstellung, mögen „Google Street View“. Und erst recht, wenn sie Bilder aus den Vereinigten Staaten sehen, auf denen ein Mann mit einem Sturmgewehr bewaffnet durch die Straßen flaniert.
Die beiden Fotografinnen wurden neugierig und wollten mehr in Erfahrung bringen. Und so reisten sie nach Rapid City, der zweitgrößten Stadt im US-Bundesstaat South Dakota, wo sie mit der immer noch allgegenwärtigen und tief in der Vergangenheit verwurzelten Gewaltbereitschaft konfrontiert wurden.
Nostalgisch sind sowohl die Abzüge von Chantal Vey, die unentwegt auf Grenzposten ihren Blick in Richtung Belgien lenkt, als auch die Fotografien von François Goffin, der mit seiner poetischen Ader durch die Türkei zog.