Doppel-Weltmeister Sebastian Vettel verbindet mit dem 5,554 km langen Wüstenkurs ganz besondere Erinnerungen: Im Vorjahr schaffte er hier ein WM
Wunder und wurde jüngster Champion der GP-Geschichte.
Nirgendwo sonst startet das Fahrerfeld in der Dämmerung und überquert bei Nacht die Ziellinie. Dabei leuchten Tausende von Scheinwerfern den Piloten den Weg und sorgen für eine Stimmung wie im Märchen von 1.001 Nacht.
Spannung
Aber auch sportlich hat der Yas Marina Circuit seine Reize. Auf der 1,2 Kilometer langen Geraden, einer der längsten in der Formel 1, erreichen die Rennwagen Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 320 km/h. Insgesamt gibt es vier Geraden. Sechs enge Kurvenkombinationen garantieren zusätzliche Spannung. In einer Runde muss ein Rennfahrer rund 3.740 Mal schalten.
Den Nervenkitzel des Saisonfinales aus dem Vorjahr wird Vettel indes bei der Rückkehr nach Abu Dhabi nicht verspüren. Langweilig wird ihm dennoch nicht: Der Weltmeister jagt weiter fleißig Rekorde.
Vettels erfolgreiche Titelverteidigung steht vor dem vorletzten Saisonrennen auf dem futuristischen Yas Marina Cicuit (Sonntag, 14. 00 Uhr MEZ live bei RTL, TF1 und La 1) lange fest. Die Nerven werden geschont, der sportliche Anreiz ist durch die Jagd nach Rekorden aber weiterhin da. Alleine in Abu Dhabi kann Vettel eine Bestmarke verteidigen, drei einstellen, zwei alleinige erreichen und Michael Schumachers Fabelrekord von 13 Saisonsiegen weiter im Blick behalten. „Gott sei Dank sind wir diesmal sehr entspannt“, sagt Red-Bull-Berater Helmut Marko mit Blick auf das dramatische WM-Finale des Vorjahres, als sich Vettel von WM-Platz drei doch noch seinen ersten Titel schnappte: „Vor allem die letzten zehn bis 15 Runden waren damals sehr strapaziös.“ Jetzt wolle man lediglich „die letzten zwei Rennen noch gewinnen, um den eigenen Anspruch zu erfüllen. Dass Rekorde dann auch noch purzeln, ist ein Nebenprodukt“.
Rekorde
Vettel selbst beteuert immer, dass ihm Statistiken egal seien. „Da wäre ich mir nicht so sicher“, sagt sein Teamchef Christian Horner, der dem Deutschen die Harakiri-Runde von Indien aber verziehen hat. „Er hat sich nach seiner kleinen Show bei mir entschuldigt“, sagte der Brite der Tageszeitung Die Welt: „Er kann da nicht aus seiner Haut heraus. Das verstehe ich. Er ist ein Vollblutrennfahrer, auf dem Fußballfeld wäre er Mittelstürmer. Ein Wayne Rooney, der immer Tore schießen will.“ Vettel brauche diesen Kick, sagte er selbst der Sport Bild. „Ich weiß, dass mein Team das nicht gerne sieht“, meinte er. Ein Rennfahrer dürfe aber nie die Konzentration verlieren, „sonst schleichen sich Flüchtigkeitsfehler ein. Das will ich nicht riskieren“.
In Abu Dhabi kann Vettel Nigel Mansells Rekord von Pole Positionen in einer Saison (14 in 1992), Schumachers Bestmarke von 17 Podiumsplatzierungen (2002) und Nick Heidfelds Marke von 18 Zielankünften in einem Jahr (2008) einstellen.
Ereignis
Er kann zum 17. Mal aus der ersten Reihe starten und damit ebenso alleiniger Spitzenreiter werden wie bei Siege von der Pole Position in einer Saison, die er derzeit noch gemeinsam mit Mansell (9/1992) anführt. Verteidigen will er seine Führung auf dem Weg zur erfolgreichsten Saison der Geschichte. Bisher holte er 88,0 Prozent aller Punkte, Schumacher hatte es 2002 auf 84,71 Prozent gebracht.
Auf jeden Fall wird der einzige Grand Prix, der bei Dämmerung (17.00 Ortszeit) gestartet und in der Dunkelheit beendet wird, ein Ereignis. Bislang gab es dort zwei Rennen, der Sieger hieß jeweils Vettel. Noch eine Statistik, die es zu verteidigen gilt.
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