Im Jahr des 200. Krupp-Geburtstags steht der Konzern ThyssenKrupp vor einem tiefgreifenden Umbau. Erst im Frühjahr hatte der neue Konzernchef Heinrich Hiesinger dem Unternehmen eine Radikalkur verordnet: Angesichts eines milliardenschweren Schuldenbergs hat der frühere Siemens-Manager die Weichen für die Trennung von Unternehmensteilen mit einem Umsatz von zusammen rund zehn Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Im Zuge des Umbaus soll fast jeder Fünfte der weltweit knapp 180 000 Mitarbeiter den Konzern verlassen.
Mit dem 51-jährigen studierten Elektrotechniker steht seit Januar kein Stahl-Manager mehr an der Spitze des Ruhr-Konzerns. Hiesinger will mit Milliarden-Investitionen nicht nur das Geschäft in vielversprechenden Zukunftsmärkten in Schwellenländern stärken, sondern auch den Technologie-Bereich des traditionsreichen Stahl-Konzerns deutlich ausbauen. Neben dem Stahl ist ThyssenKrupp derzeit bereits im Geschäft mit Aufzügen oder dem Anlagenbau aktiv.
Edelstahl, der größte Brocken
Größter Brocken auf der Verkaufsliste ist das Edelstahl-Geschäft mit sechs Milliarden Euro Umsatz und über 11 000 Beschäftigten. Unter dem Namen Inoxum ist der Bereich seit dem vergangenen Monat bereits in eine unabhängige Gesellschaft ausgegliedert. Noch ist unklar, ob die Sparte verkauft oder an die Börse gebracht werden soll.
Zur Neuausrichtung soll auch das Werftgeschäft verkauft werden. Geklappt hat das bisher jedoch noch nicht. Getrennt hat sich das Unternehmen dagegen bereits vom Dienstleiter Xervon mit 9000 Beschäftigten.
Abbau des Schuldenbergs
Prioriät hat der neue Chef dem Abbau des milliardenschweren Schuldenbergs eingeräumt, der vor allem eine Folge von Anlaufverlusten bei Stahlwerksprojekten in Brasilien und den USA ist. Auch im Geschäftsjahr 2010/2011 (30.9.) machten die neuen Stahlwerke dem Konzern weiter zu schaffen. Allein in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres häufte die amerikanische Stahlsparte einen Verlust von 887 Millionen Euro an.
Für das Gesamtjahr ist das Unternehmen jedoch weiterhin optimistisch. Erwartet wird ein Anstieg des operativen Ergebnisses von 1,2 Milliarden Euro auf rund zwei Milliarden Euro. Der Umsatz soll von 42,6 Milliarden Euro um 10 bis 15 Prozent wachsen. Genaue Zahlen will ThyssenKrupp Anfang Dezember vorlegen.
98-jähriger, größter Aktionär
Auch mehr als zehn Jahre nach der Fusion von Thyssen und Krupp spielt die Krupp-Stiftung immer noch eine wichtige Rolle in dem Konzern. Die Stiftung unter der Regie des mittlerweile 98-jährigen Berthold Beitz ist mit einem Anteil von 25,33 Prozent immer noch größter Einzelaktionär des Konzerns. Beitz› Nachfolger soll sein Stellvertreter Gerhard Cromme (68) werden.
Damit verfügt die Stiftung über eine Sperrminorität bei Beschlüssen in der Hauptversammlung. Mit einem erst 2007 eingeführten sogenannten Entsenderecht kann sie zudem bis zu drei eigene Vertreter in den 20-köpfigen Aufsichtsrat schicken, ohne dass die Aktionärsversammlung dem noch zustimmen muss.
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