Vor dem Hintergrund der Neonazi-Mordserie hat die Polizei am Samstag eine rechtsextreme Kundgebung in Remagen (Kreis Ahrweiler) mit einem Großaufgebot begleitet. Nach Angaben eines Behördensprechers überwachten 650 Beamte den Aufmarsch vor einer Gedenkstätte, die an ein ehemaliges US-Kriegsgefangenenlager erinnert. Dort versammelten sich am Vortag zum Totensonntag knapp 300 Neonazis, um nach eigenen Angaben der Toten zu gedenken.
Die Polizei verhinderte nach eigenen Angaben, dass die rechtsextremen Demonstranten an der Gedenkstätte «Schwarze Madonna» einen Kranz niederlegten. Begleitet wurde der friedliche Gedenkmarsch von mehreren hundert Gegendemonstranten. Sie hielten einen ökumenischen Gottesdienst ab. «Es gab keine Zwischenfälle», sagte ein Polizeisprecher.
Gedenkort verteidigt
Zu der Gegenveranstaltung hatte das «Bündnis Remagen für Frieden und Demokratie» aufgerufen. Die Gegendemonstranten kritisierten, dass ein Koblenzer Gericht den Neonazi-Aufmarsch genehmigt hatte. Man werde den Gedenkort verteidigen. «Wir akzeptieren nicht, dass er missbraucht wird», sagten sie.
Die Demonstration hatte das rechtsextreme «Aktionsbüro Mittelrhein» initiiert. Dies will «dafür sorgen, dass das Grauen der Rheinwiesenlager nicht weiter totgeschwiegen werden kann», schreibt es auf seiner Internet-Seite. Die Kundgebung war bereits die vierte dieser Art.
Amerikanisches Gefangenenlager
In der Nähe der Gedenkstätte stand nach Angaben der Stadt ein amerikanisches Kriegsgefangenenlager, in dem zwischen April und Juli 1945 mehr als 300.000 deutsche Soldaten festgehalten wurden. Viele von ihnen starben, 1987 wurde zum Gedenken an die Toten eine aus Spenden finanzierte Kapelle errichtet.
An diesem Sonntag wollen in Bretzenheim Rechtsextreme beim Mahnmal für das ehemalige Kriegsgefangenenlager «Feld des Jammers» zusammentreffen. Der Rheinland-pfälzische Regierungschef Kurt Beck (SPD) kündigte an, dort an einem ökumenischen Friedensgebet zum Gedenken an die Opfer von Krieg und Faschismus teilzunehmen, «um das Engagement gegen Rechts zu unterstützen». Mehr als 100 Polizeibeamte sind angefordert.
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