Es geht nicht mehr um Leben oder Tod, auch nicht mehr um Weltruhm, sondern ums Dabeisein bei der TV-Liveübertragung: 100 Jahre nach der Ankunft von Roald Amundsen als erstem Menschen am Südpol kämpfen zwei norwegische Landsleute auf antarktischem Schnee und Eis mit letzter Kraft, dass auch sie es zur Jubiläumsfeier am 14. Dezember zum Pol schaffen.
80 Kilometer in eineinhalb Tagen auf Skiern, bei 25 Grad Minus, lagen am Dienstag noch vor Langlauf-Olympiasieger Vegard Ulvang und dem Polarforscher Harald Jølle. «Wir sind total gespannt, ob sie das packen. Eigentlich ist es unmöglich», meinte Stein Tronstad vom Polarinstitut in Tromsø, das die ursprünglich vierköpfige Expedition im November auf die «originale» Amundsen Tour über 2500 km geschickt hatte.
Sie gaben auf
Tronstads Institutschef Jan Gunnar Winther und der «Abenteurer» Stein P. Aasheim warfen kurz vor dem Ziel das Handtuch und ließen sich am Dienstag die letzten 80 km in einem kleinen Flugzeug transportieren. «Wir sind am Ende Tag und Nacht gelaufen, damit wir’s schaffen. Aber wir beide sind total platt, es ging nicht mehr», sagte er dem heimischen Sender TV2, der zum Jubiläum live vom Pol berichtet.
Von Beginn an hatte die Vierergruppe hinter den jeweiligen Etappen der Amundsen-Gruppe gelegen. Trotz modernster Ausrüstung, Navigation per GPS und minimaler persönlicher Gefahr durch fast jederzeit mögliche Bergung. Aber auch 100 Jahre nach der ersten menschlichen «Eroberung» gibt das extrem harte Wetter in der Antarktis das Marschtempo vor.
Amundsen hatte Recht
Amundsen habe recht gehabt, als er den Untergrund für Skiläufer hier mit «Fischkleister» verglich, notierten die Nachahmer irritiert im Internet-Tagebuch. Im Gegensatz zum berühmten Vorbild mussten sie ihre Schlitten mit der Ausrüstung selbst ziehen. Schlittenhunde, die von Amundsens Gruppe schließlich auch als Proviant genutzt wurden, sind heute bei Polarexpeditionen verboten. Auch beim Tierschutz hat sich einiges geändert.
Nimmermüde Vierbeiner waren vor 100 Jahren einer der Gründe für Amundsens Sieg im Wettlauf gegen den Briten Robert F. Scott. Der auf dem Rückweg mit vier Mitstreitern elend ums Leben gekommene Brite hatte sich für Ponys und Motorschlitten entschieden. Zwei von ziemlich vielen Fehlern.
Auch Landsleute von Scott, der fünf Wochen nach Amundsen zum Pol kam, waren Anfang der Woche im Anmarsch zum 100. Jahrestag. Alle Expeditionen und dazu auch noch der norwegische Regierungschef Jens Stoltenberg wurden in der gut ausgebauten US-Polstation «Scott-Amundsen» erwartet. Er wollte die letzten 20 km mit Landsleuten zumindest ein bisschen in den Fußspuren des legendären Pol-Eroberers Skilaufen.
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