Montag22. Dezember 2025

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Die kriminelle Karriere des Amokläufers

Die kriminelle Karriere des Amokläufers
(dpa/BELGIAN FEDERAL POLICE)

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Er war ein Waffennarr und hortete mehr als 9.500 Waffen zu Hause: Nordine A. war seit Jahren polizeibekannt. Im Jahr 2008 hatte ein Lütticher Gericht ihn bereits wegen Waffenbesitzes und Anbaus von 2.900 Cannabis-Pflanzen verurteilt.

42 Monate hätte er für die Mitgliedschaft einer kriminellen Vereinigung hinter Gitter wandern sollen, berichtete die Online-Seite des Fernsehsenders RTBF. Weitere 16 Monate bekam er laut Nachrichtenagentur Belga für Waffenbesitz.

Doch der spätere Amokläufer nahm den Richterspruch nicht hin. Ein Berufungsgericht entschied im März 2009, das Urteil sei so nicht gültig. Der Lütticher Staatsanwalt Cédric Visart de Bocarmé spricht von «einem technischen Problem». Das Waffengesetz habe sich geändert. Nur aus diesem Grund sei ein Teil des Urteils wieder kassiert worden. Damit blieb eine Haftstrafe von 42 Monaten.

Bewährung

Im Oktober 2010 kam Nordine A. auf Bewährung frei, nachdem er zwei Drittel seiner Haftstrafe verbüßt habe. Diese Regelung ist laut RTBF im belgischen Recht vorgesehen. Psychologische Gutachten hätten ergeben, dass es kein größeres Rückfall-Risiko gebe.

Nach Angaben seiner Anwälte fühlte sich Nordine A. von der Justiz ungerecht behandelt. «Er konnte die Justiz nicht leiden. Er glaubte, er sei für einige Vorwürfe zu Unrecht bestraft worden», sagte sein Anwalt Jean-Francois Dister der belgischen Tageszeitung «La Libre Belgique». Nun wurde der Mann erneut von der Polizei vorgeladen, weil es gegen ihn eine Anzeige wegen eines Sittlichkeitsvergehens gab. Aus Furcht vor einem erneuten Gefängnisaufenthalt erschien er dort erst gar nicht, sondern begann seine blutige Tat.

Integriert

Seine Anwälte beschreiben den Mann marokkanischer Herkunft als angepasst und integriert. «Er fühlte sich als Belgier», zitierte die Tageszeitung «La Dernière Heure» seine Anwälte. Der frühe Tod seiner Eltern habe ihn in jungen Jahren zum Waisen gemacht. In Brüssel aufgewachsen, machte er eine Lehre in einem Metallberuf und wurde Schweißer. Er lebte mit seiner Freundin zusammen.

Inzwischen ist die Zahl der Todesopfer auf sechs gesteigen. In der Nacht zum Donnerstag starb eine 75-järige Frau an den Folgen ihrer Verletzungen in einem Lütticher Krankenhaus. Die Seniorin war am Tag des Amoklaufs schon zu den Toten gezählt worden, hatte aber noch einige Tage gelebt.