Headlines

Betriebsratschef tritt zurück

Betriebsratschef tritt zurück

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Der Betriebsratschef der Betreiberfirma am Nürburgring schmeißt hin. Ausgerechnet jetzt: Parallel laufen Verhandlungen über den Abbau von bis zu 140 Stellen.

Neuer Wirbel am Nürburgring: Mitten in schwierigen Gesprächen über Entlassungen hat der Betriebsratschef der Betreiberfirma, Manfred Strack, das Handtuch geworfen. Die Gewerkschaft Verdi bestätigte am Mittwoch entsprechende Berichte der „Allgemeinen Zeitung“ (AZ) und der „Rhein-Zeitung“ (RZ). Strack soll sein Amt mit sofortiger Wirkung niedergelegt haben. Die Nürburgring Automotive GmbH (NAG) will rund 140 Stellen streichen, fast 60 Entlassungen sind geplant.

Stracks überraschender Rückzug sei nach seiner Darstellung von jüngsten Aussagen der Ring-Betreiber ausgelöst worden, berichtete die „Rhein-Zeitung“. Deren Sprecher habe kürzlich gegenüber der Zeitung erklärt, Strack kenne die wirtschaftlichen Kennzahlen genau. Über diese Aussage habe Strack sich empört. „Wahr ist, ich kenne die wirtschaftliche Kennzahlen nicht“, zitierte ihn das Blatt.

Keine harmonischen Gespräche

Die bisherigen Gespräche über mögliche Entlassungen habe Strack keineswegs als harmonisch bezeichnet, berichtete die Zeitung. „Auf uns wird ein riesiger Druck aufgebaut, damit wir unsere Beschlüsse schnell fassen“, wurde er zitiert. Strack, der dem Betriebsrat auch künftig angehören will, verlangt mehr Zeit für die Arbeitnehmerseite, sich in die Materie einzuarbeiten.

Über seinen Rückzug vom Vorsitz hat er nach eigenen Angaben bereits seit Monaten nachgedacht – „aus persönlichen Gründen“. Die jüngsten Differenzen seien nun der Auslöser. Eine Auseinandersetzung zwischen dem Betriebsratschef und Verdi soll nach Angaben des Blatts nicht vorausgegangen sein.

Suche nach Lösungen

Die Gewerkschaft bedauerte den Rückzug des Betriebsratschefs. „Wir finden das traurig, aber es gibt persönliche Gründe“, sagte Verdi-Fachbereichsleiter Jürgen Jung der Nachrichtenagentur dpa. Nun müsse eine neue Führung aufgebaut werden. Dazu sollten an diesem Donnerstag die Weichen gestellt werden. Jung warf der Geschäftsführung der NAG mangelnden Dialog mit den Beschäftigten bei der Suche nach Lösungen vor. Verdi geht davon aus, dass es zu weniger Kündigungen kommt als von der NAG geplant.

Ein Teil des Freizeitparks am Ring, der als überdimensioniert gilt, soll nicht nur über den Winter wegen der Besucherflaute geschlossen bleiben. Die rot-grüne Landesregierung hält eine Teilschließung rechtlich nicht für machbar. Die Privatbetreiber hatten sich vor Weihnachten mit Infrastruktur-Staatssekretär Jürgen Häfner (SPD) getroffen. Die Gespräche mit dem Betriebsrat verliefen nach seinen Angaben sehr gut und konstruktiv. Am 16. Januar ist ein Gespräch mit Infrastrukturminister Roger Lewentz (SPD) geplant.

Die AZ schrieb, dass es Differenzen um einen Familientag von Verdi am 15. Januar auf dem Ring-Gelände gegeben haben soll. Ein Sprecher der NAG sagte dazu auf Anfrage: „Wir kennen diese Veranstaltung nicht.“ Bei der Geschäftsführung habe es keinen Antrag für eine Veranstaltung von Verdi oder dem Betriebsrat am Ring-Boulevard gegeben.