Kimi Räikkönen hat 813 Tage nach seinem bislang letzten Rennen wieder am Steuer eines Formel-1-Boliden gesessen. In einem R30 seines Lotus-Teams darf der Weltmeister von 2007 zwei Tage auf dem Circuit Ricardo Tormo in Valencia seine Eingewöhnungsrunden drehen. «Ich bin ein Formel-1-Auto weder gefahren, noch bin ich seit dem letzten Rennen 2009 in einem gesessen», erklärte Räikkönen, bevor es am Montag um 9.00 Uhr wieder soweit war.
Wegen der reglementierten Testphasen muss Räikkönen im zwei Jahre alten Lotus-Renault fahren. Dem Spaß an der Rückkehr ins Cockpit tut das keinen Abbruch. Die Leidenschaft für die Formel 1 habe er nie verloren, hatte der 18-malige Grand-Prix-Gewinner bereits bei seiner Verpflichtung kundgetan.
«Bizarrer Antiheld»
Räikkönen hatte vor elf Jahren sein Debüt in der Formel 1 gefeiert, am 1. November 2009 absolvierte er sein 155. und bislang letztes Rennen. Damals im Ferrari. Der mittlerweile 32-Jährige bescherte als bislang letzter Pilot der Scuderia den WM-Titel. 2007 hatte er sich in einem der dramatischsten Finalrennen durchgesetzt und Fernando Alonso sowie Lewis Hamilton in Sao Paulo um einen Punkt auf die Plätze verwiesen. Als unmittelbarer Nachfolger des heiß geliebten «Michele» Schumacher eroberte Räikkönen prompt die Herzen der Ferraristi. Auch wenn er die «La Gazzetta dello Sport» an den «bizarren Antihelden» Forrest Gump erinnerte.
Als zwei Jahre später Alonso bei der Scuderia anheuerte, war für den Finnen kein Platz mehr. Der Abgang soll ihm mit einem ordentlichen Handgeld erträglicher gemacht worden sein. Seitdem versuchte sich der Vollblut-Pilot in der Rallye-WM. Der Erfolg war eher mäßig. Weil Räikkönen in der vergangenen Saison nicht an genügend Überseerennen teilnahm, wurde er sogar aus den Ergebnislisten gestrichen. Auch in der amerikanischen NASCAR-Serie gab Räikkönen Gas.
Will aufmischen
Er blieb also aktiv, nachdem er sich mit gewohnt gelangweiltem Gesichtsausdruck und den kargen Worten aus der Königsklasse verabschiedet hatte: «Ich kann machen, was ich will.» Und jetzt will der Finne die Formel 1 wieder aufmischen.
«Ich kann mir vorstellen, dass es schwer ist, direkt wieder auf dem Level zu sein, auf dem man war, als man gegangen ist», hatte Sebastian Vettel nach der Comeback-Bestätigung gesagt. Der deutsche Doppel-Weltmeister freut sich wie die meisten Kollegen auf Räikkönen.
Im Blut
Bei einer Preisverleihung in London hatte Vettel Räikkönen parodiert, was auch diesen begeisterte. «Privat, wenn die Kameras nicht da sind, dann redet er auch», sagte der Red-Bull-Pilot aus Heppenheim auch schon mal über den Schweiger. Unvergessen sind gleichfalls Bilder, die Räikkönen bei einer feucht-fröhlichen Party auf einer Jacht zeigen.
Doch Räikkönen hat vor allem das Rennfahren im Blut. Zweimal wurde er während seiner Zeit bei McLaren-Mercedes Vizeweltmeister. 2003 hinter Schumacher, zwei Jahre später hinter Alonso. In rund zwei Wochen wird er nun all seine alten und auch neuen Rivalen wiedersehen, wenn in Jerez de la Frontera die offiziellen Testfahrten mit dem neuen Lotus steigen. Mit Räikkönen werden insgesamt sechs Weltmeister antreten, so viele wie nie zuvor.
«Ich weiß nicht»
Doch der «Iceman» bleibt cool. «Wenn man 2009 mit dem kommenden Jahr vergleicht, wird der größte Unterschied wohl bei den Reifen liegen. Ich glaube nicht, dass es bei den Autos einen großen Unterschied gibt», meinte er. Auf die Frage, wie er selbst sich verändert habe, antworte er in typischer Manier: «Ich weiß nicht – ich war zwei Jahre weg.»
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