Der luxemburgische Stromversorger Enovos will seine Präsenz im Saarland dazu nutzen, stärker in den deutschen Energie- und Telekom-Markt einzusteigen.
Hintergrund sind einerseits die Präsenz von Enovos im Saarland und in Rheinland-Pfalz als Energieversorger, andererseits eine neue strategische Ausrichtung des Konzerns RWE. Die saarländische Versorgungsgesellschaft VSE befindet sich zu 69 Prozent in Händen der RWE. Enovos ist bereits Kooperationspartner der VSE. „RWE will aus VSE aussteigen, wir würden am liebsten alle Anteile übernehmen», sagte Schneider am Mittwoch früh beim Pressefrühstück der Wirtschaftsjournalisten der Editpress Verlagsgruppe.
Rein saarländische Lösung?
Der Wirtschaftsminister hat als früherer Mitarbeiter seines Vorgängers die Fusion der fünf luxemburgischen Energieversorger zum Unternehmen Enovos in die Wege geleitet und sie zum guten Ende gebracht. Enovos ist seitdem im Saarland und in Rheinland-Pfalz vertreten. „Ich stelle mir vor, dass wir Enovos im Saarland mit der VSE fusionieren und über das Saarland hinaus tätig werden mit einer Hauptverwaltung im Saarland“, sagte Schneider. Das Problem bei dieser Lösung soll allerdings sein, dass man im Saarland eher eine rein saarländische Lösung bevorzugen soll. So soll die Absicht dahin gehen, dass die Saarbrücker Stadtwerke die VSE übernehmen sollen.
Enovos ist bereits ein großer Player im Bereich der Energieversorgung in Deutschland. So wird unter anderen Mercedes von dem Unternehmen mit Strom versorgt und 800 Mc Donald´s Filialen beziehen in Deutschland ihren Strom von Enovos. Der luxemburgische Stromversorger liefert auch nach Österreich für Industriekunden Strom.
Gute Planung
Schneider hat, bevor er am Mittwoch den Journalisten der Editpress-Gruppe das Projekt erläuterte, seine Planung umfangreich gestaltet. Er hat bereits mit dem Vorstand von RWE geredet. Das Essener Unternehmen scheint nicht abgeneigt zu sein, seinen VSE-Anteil an Enovos zu verkaufen, zumal RWE gute Kontakte zu Enovos hat und zugleich der wichtigste Stromlieferant für Luxemburg ist.
Gemeinden und Städte im Saarland halten an der VSE 30 Prozent, ein Prozent hält die französische EDF. Schneider hat im Vorfeld bereits mit einer Reihe von Bürgermeistern geredet. „Wir haben angeboten, ihre Anteile zu kaufen. Wir haben weiter angeboten, Beiräte für die Gemeinden zu bilden, damit ihre Interessen gewahrt werden können. Wir machen das schon in Luxemburg und das funktioniert hervorragend“, sagte er. Schneider zufolge seien die Spitzenkandidaten von CDU und SPD bei den bevorstehenden Wahlen im Saarland über die Pläne informiert worden.
Mit der Ausweitung der Tätigkeit in Deutschland will Schneider gleichzeitig in den Bereich der Telekommunikation im deutschen Markt vordringen. Die luxemburgische P&T hat in Luxemburg einen Marktanteil erreicht, der fast nicht mehr zu erweitern ist. P&T, die in Luxemburg Mobilfunk, Festnetz, Internet und Fernsehen anbietet, soll als Begleitung der Fusion im Stromversorgerbereich auch auf den deutschen Markt der Telekommunikation vordringen. Der neue luxemburgische Wirtschaftsminister Etienne Schneider hat sein Amt am 01. Februar übernommen. Er ist ein Energiefachmann und gilt als strategischer Kopf.
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