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5.000 neue Arbeitsplätze in der Logistik

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Der frisch gebackene Wirtschaftsminister Etienne Schneider möchte sich für eine weitere Diversifizierung der Luxemburger Wirtschaft starkmachen und sich für bürokratische Vereinfachungen einsetzen.

Gleichzeitig verteidigt der studierte Wirtschaftswissenschaftler das
Luxemburger Sozialmodell, das mit seinem sozialen Frieden für viele Betriebe einen Standortvorteil darstellt.

Luxemburg bietet für Investoren enorm viele Vorteile. Neben der politischen Stabilität und der relativ zu den Nachbarländern niedrigen Steuern, sind es oftmals auch andere Standortfaktoren, die ein Unternehmen bewegen, im Großherzogtum zu investieren.

«Vor kurzem kam ein amerikanischer Unternehmer zu mir und wollte wissen, ob es hier eine amerikanische Schule gibt, in welcher Sprache die Filme in den Kinos sind und ob es hier einen Flughafen gibt», erklärt Etienne Schneider beim Editpress-Wirtschaftsfrühstück. Viele Unternehmen interessieren sich insofern genauso stark für die «weichen» Standortfaktoren, wie für die „harten“.

Standortvorteil

Das Luxemburger Sozialmodell sieht Schneider als einen Standortvorteil. „Für viele Unternehmen sind unser sozialer Frieden und die politische Stabilität viel wichtiger als die Personalkosten.“

Insofern befürchtet Schneider auch nicht, dass Amazon Luxemburg verlassen könnte sobald die neue Regelung zur Umsatzsteuer in Kraft tritt, nach der sie nicht mehr wie bislang in Luxemburg, sondern im Land des Kunden erhoben wird.

Bis zu 5.000 neue Jobs in der Logistikbranche

Der neue Wirtschaftsminister möchte noch mehr neue Firmen ins Großherzogtum holen und sich dabei verstärkt auf Europa konzentrieren. „Ich denke es gibt sehr gute Möglichkeiten in Europa“, so Schneider. „Denn es gibt viele europäische Unternehmen, die Luxemburg und seine Vorteile überhaupt nicht kennen.“

So sei das Großherzogtum beispielsweise für Forschung und Entwicklung interessant. „Wir haben eine Universität, Forschungseinrichtungen und staatliche Investitionshilfen für den Bereich der Forschung.“

Konzentration auf Europa

Schneider möchte sich auf Europa konzentrieren, auch um nicht den Eindruck zu vermitteln, „dass wir alles an Russland, China oder Katar verkaufen. Das heißt natürlich nicht, dass die Entscheidung für Katar nicht gut gewesen wäre, ganz im Gegenteil.“

Neben der Forschung liegt Schneider vor allem auch der Logistikbereich am Herzen. „Es ist die Logistik, in der massiv neue Arbeitsplätze entstehen können“, so Schneider und rechnet mit künftig zusätzlichen 3.000 bis 5.000 neuen Jobs in Luxemburg. Eine große französische Transportfirma habe schon Interesse am Standort Luxemburg angemeldet und ist bereit, ins Großherzogtum umzuziehen. „Der Bereich ist auch deswegen interessant, weil hier vor allem weniger qualifizierte Arbeitnehmer eine Stelle finden können“, erklärt Schneider. Denn für diese Arbeitnehmer sei es immer schwieriger geworden, einen Arbeitgeber zu finden.

Es gäbe aber auch Firmen, für die Luxemburg nicht unbedingt interessant ist. „Als DHL nach Luxemburg kommen wollte, war es für sie entscheidend, nachts vom und zum Findel fliegen zu können. Das war aber mit uns nicht zu machen.“

Neue Sektoren

Etienne Schneider denkt aber auch darüber nach, neue Sektoren nach Luxemburg zu holen. Welche das sein könnten, darüber möchte der Minister demnächst die Öffentlichkeit informieren.

Ein Dorn im Auge sind Schneider viele bürokratischen Hürden, die es neuen Betrieben erschweren, sich anzusiedeln. Außerdem wäre es für Schneider sinnvoll, das Wirtschafts- und das Mittelstandsministerium zusammenzulegen.

Bürokratische Hürden sollen verringert werden

„Wir haben immer wieder Probleme mit nicht mehr zeitgemäßen Vorschriften“, so der Minister. „So mussten über Land verlaufende Hochspannungsleitungen immer einen Mindestabstand von 30 Metern zu den nächsten Gebäuden haben. Mittlerweile verlaufen diese Leitungen unterirdisch. Und dabei ist ein Sicherheitsabstand von drei Metern ausreichend. Doch diese Technologie gab es vormals nicht. Insofern müssen alle diese Vorschriften überarbeitet werden.“

In dem Zusammenhang hat Schneider vorgeschlagen, ein Spezialgesetz zu verabschieden, um die bürokratischen Prozeduren zu verkürzen, beispielsweise bei der Umklassierung von Grundstücken. „Wir brauchen eine Revolution der Verwaltung von oben“, so Schneider. „Und mit diesen Vereinfachungen würden wir auch niemandem wehtun, im Gegenteil.“

Ambitioniert

Der neue Minister will vor allem für die Betriebe im Land da sein. Deswegen hat er seine Verwaltungsaufgaben weitmöglichst delegiert und Posten in Verwaltungsräten abgegeben. „Die Regierung wollte, dass ich den Posten im Verwaltungsrat von ArcelorMittal übernehme, aber das habe ich abgelehnt, weil ich meine Unabhängigkeit bewahren möchte.“

Außerdem hat er ein siebenköpfiges Direktorium aus Ministerialbeamten aus der Taufe gehoben. „Als Minister sehe ich mich nicht als Verwalter, sondern als Ansprechpartner für die Unternehmen“, so Schneider.

Und Schneider ist ambitioniert. Wenn man in die Politik geht, müsse man den Willen haben, ganz nach oben zu kommen. „Und diesen Willen habe ich“, fügt Schneider mit einem Augenzwinkern hinzu.

(Stefan Osorio-König/Tageblatt.lu)