Mittwoch24. Dezember 2025

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Ein Gruppenfoto mit Folgen

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(AP)

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Erneut sorgt eine US-Militäreinheit in Afghanistan für Aufregung. Marines ließen sich vor einer Fahne mit einem SS-Symbol fotografieren.

Scharfschützen der US-Marineinfanterie in Afghanistan haben vor einer Fahne mit einem historisch höchst problematischen Symbol posiert. Das bestätigte ein Sprecher der US-Einheit, Oberstleutnant Stewart Upton, am Donnerstag in San Diego. Es hat grosse Ähnlichkeit mit den Runen der nationalsozialistischen Schutzstaffel (SS). Die Nazi-Einheit hatte im Zweiten Weltkrieg unzählige Kriegsverbrechen begangen.

Das Marinekorps habe sich mit dem Problem befasst, sagte Upton weiter. Die Soldaten, die auf dem im Internet zirkulierenden Foto zu sehen seien, gehörten nicht mehr der Einheit an. Das Foto sei im September 2010 in der afghanischen Provinz Sangin gemacht worden. Die Stiftung für Religionsfreiheit im Militär reagierte empört. Ihr Vorsitzender Mikey Weinstein forderte in einem Brief an Verteidigungsminister Leon Panetta eine Bestrafung der Beteiligten.

Ein «naiver Fehler»

Der Aufruhr zwang das Marinekorps zu weiterer Schadensbegrenzung. Die Verwendung des Symbols sei «nicht akzeptabel», hiess es in einer Mitteilung vom Donnerstag. Die Soldaten würden aber nicht bestraft, weil es sich laut einer Untersuchung um einen «naiven Fehler» gehandelt habe. Das SS-Symbol stehe für «Scout Snipers», eine Scharfschützeneinheit des Marinekorps, sagte eine Sprecherin der Elitetruppe gegenüber der Nachrichtenagentur AP.

Es ist bereits das zweite Mal in diesem Jahr, dass das Verhalten von Marineinfanteristen in Afghanistan für Aufregung sorgt. Im Januar war im Internet ein Video aufgetaucht. Es zeigt vier US-Soldaten, die auf die Leichen von toten Taliban-Kämpfern urinieren. Der Vorfall weckte Erinnerungen an den Folterskandal im Gefängnis Abu Ghraib im Irak. Das Verteidigungsministerium in Washington kündigte eine Untersuchung an.

Schon früher verwendet

Auch der aktuelle Fall könnte noch nicht ausgestanden sein. Er kaufe den Marines die Erklärung nicht ab, dass es sich um einen «unschuldigen Fehler» handle, sagte Marvin Hier vom Simon Wiesenthal Center in Los Angeles gegenüber AP. Das amerikanische Volk habe ein Recht darauf zu erfahren, was geschehen sei. In jedem Buch über die Nazi-Zeit finde man das gefürchtete SS-Symbol. 200 000 Amerikaner seien gestorben, um die Welt davon zu befreien, seine Verwendung neben der US-Flagge sei «absolut jenseitig» sagte Hier.