Die Bilder des spanischen Stierkämpfers mit dem blutüberströmten Gesicht waren um die Welt gegangen: Das Leben von Juan José Padilla hing damals an einem seidenen Faden – ein Stier hatte ihm ein Horn ins Gesicht gerammt. Fünf Monate nach der grausigen Verletzung feierte der 38-Jährige nun sein triumphales Comeback. Nach seinem Auftritt in der Kleinstadt Olivenza im Südwesten Spaniens wurde der einäugige Torero unter dem Jubel der Fans von seinen Kollegen auf den Schultern aus der Arena getragen.
Padilla wurde vor einem Jahr von einem Stier schwer verletzt. (dpa)
Über seiner linken Augenhöhle trug er eine schwarze Klappe. Das Auge selbst hatte er bei jenem unglücklichen Kampf am 7. Oktober 2011 in Saragossa verloren, als das Horn eines Stiers ihm den Backenknochen durchstoßen hatte und oberhalb der Augenhöhle aus dem Gesicht herausgeragt war. In einer sechsstündigen Operation retteten die Ärzte sein Leben. Später stellten sie in einer Reihe von weiteren Eingriffen sein entstelltes Gesicht wieder her.
Stiere für die Ärzte
Die beiden Stiere, die Padilla bei seinem Comeback am Sonntagabend tötete, widmete er den Medizinern, die ihn behandelt hatten. «Für den Stierkampf bin ich wieder hundertprozentig fit», sagte der Torero. «Die Augenklappe wird künftig zu meinem Leben gehören. Ich finde, sie steht mir.» Der Stier damals in Saragossa habe ihm ein Auge zerstört, aber nicht seinen Willen gebrochen. «Der Stierkampf ist mein Leben», betonte Padilla.
Der «Zyklon von Jerez», wie der Andalusier genannt wird, gehörte bislang nicht zu den Toreros der ersten Garnitur. Er hatte sich in unzähligen Kämpfen in Provinzarenen durchschlagen müssen. Die Verletzung machte ihn jedoch zu einem bekannten und gefragten Mann. Padilla erhielt Verträge für Auftritte an renommierten Schauplätzen wie in Valencia, Sevilla oder Arles (Südfrankreich). «Er ist zu einer lebenden Legende geworden, ähnlich wie die spanische Fußballnationalelf», schwärmte der Torero Miguel Abellán in einem Kommentar für die Zeitung «El Mundo».
Hoffen auf bessere Zeiten
Die Branche verknüpft mit dem «Wunder des Padilla» («La Razón») die Hoffnung, dass für den – in einer schweren Krise steckenden – Stierkampf nun bessere Zeiten anbrechen. Die Besucherzahlen in den Arenen sind seit Jahren rückläufig; das staatliche Fernsehen TVE überträgt seit 2006 keine Kämpfe mehr, weil diese in den frühen Abendstunden stattfinden, wenn besonders viele Kinder vor den Bildschirmen sitzen. Die Region Katalonien im Nordosten des Landes ließ die «Fiesta» ganz verbieten.
Die Konservativen, die seit Dezember 2011 in Madrid regieren, stehen dem blutigen Spektakel positiver gegenüber als die vorige Regierung der Sozialisten. «Die Stierkämpfe gehören zum Markenzeichen Spaniens», sagte der neue Kulturminister José Ignacio Wert. «Sie sind eine kulturelle Ausdruckform und bedürfen unseres Schutzes.» Die Zukunft des Stierkampfs ist allerdings nicht so sehr eine Frage der Politik. Das Hauptproblem der «Fiesta» besteht darin, dass die große Mehrheit der jungen Spanier davon nichts mehr wissen will.
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