Die IT-Industrie trumpft auf der weltgrößten Computermesse CeBIT als Konjunkturlokomotive auf. Neue Dienste wie Cloud Computing und De-Mail sollen das Wachstum ankurbeln. In Deutschland wird die Branche in diesem Jahr erstmals die Umsatzmarke von 150 Milliarden Euro durchbrechen. Das Geschäft mit Computern, Smartphones und Dienstleistungen gilt als Stütze der europäischen Wirtschaft. Zugleich kann sich die Branche auch auf der CeBIT den Problemen mit IT-Sicherheit und Datenschutz nicht entziehen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel betonte bei der offiziellen Eröffnung am Montagabend, das Vertrauen der Nutzer sei entscheidend für neue Dienste: «Man muss sicher sein, dass die Daten nicht verschwinden und von anderen benutzt werden.» Google- Verwaltungsratschef Eric Schmidt würdigte in seiner Rede die Rolle des Netzes bei der Veränderung der Welt. «Das Web ist mehr als ein Computernetzwerk, es ist ein globales Bewusstsein.» Eine dauerhafte Zensur des Informationsaustauschs sei zum Scheitern verurteilt.
4200 Aussteller
Die CeBIT, die von Dienstag bis Samstag läuft, konnte in diesem Jahr mit mehr als 4200 Ausstellern aus 70 Ländern wieder etwas zulegen. Die Messe hofft, über 339 000 Besucher anzulocken.
Ein riesiger Wachstumstreiber für die Industrie ist das Cloud Computing, bei dem Daten, Software oder auch Rechenleistung direkt aus dem Netz bereitgestellt werden. Jedes Jahr dürften die Erlöse in dem Geschäft im Schnitt um 37 Prozent zulegen, lautet die Bitkom-Prognose. Aus 3,6 Milliarden Euro Umsatz im vergangenen Jahr sollen damit 2015 bereits 14 Milliarden werden. Auch Privatanwender sollen von den neuen Diensten profitieren.
Nicht auf der Höhe
Eine zentrale Voraussetzung für Cloud Computing ist IT-Sicherheit – und hier sind viele Unternehmen nicht auf der Höhe der Zeit. In einer Umfrage gab jede dritte Firma Nachholbedarf zu. Ein Viertel sieht im Datenschutz eine Herausforderung.
Verbraucherministerin Ilse Aigner warf Online-Riesen wie Google und Facebook abermals vor, mit ihren Geschäftsgebaren das Vertrauen in die Branche zu untergraben. Die Verbraucher nutzten die Möglichkeiten des Internets nur, wenn sie Vertrauen hätten, betonte Aigner.
Viele Neuheiten
Die Deutsche Telekom stieg auf der CeBIT mit einem teilweise kostenlosen Angebot in den Wettbewerb um verschlüsselte E-Mails ein. Microsoft wirbt auf der CeBIT um Software-Entwickler für sein nächstes Betriebssystem Windows 8, das im Herbst auf den Markt kommen soll. Über Windows 8 könnten Programme auf 231 unterschiedlichen Märkten in mehr als 100 Sprachen vertrieben werden, betonte Microsoft am Montag. Keine andere Plattform biete Entwicklern den Zugang zu so vielen Millionen Kunden. Windows 8 wird nicht nur auf PCs und Laptops laufen, sondern ist auch für die Nutzung auf Tablets ausgelegt.
Wie jedes Jahr schlägt die Branche auf der CeBIT Alarm wegen des Fachkräftemangels: Immer mehr Informatiker-Jobs bleiben unbesetzt. Im Dezember gab es alleine in Deutschland rund 30 500 offene Stellen, nach 21 000 nur ein Jahr zuvor, berichtete der Branchenverband VDI. Vor allem große Unternehmen gehen als Reaktion ins Ausland.
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