Eigentlich will BMW-Chef Norbert Reithofer sein Unternehmen am Dienstag nicht mit dem aufstrebenden Konkurrenten Audi vergleichen. Aber dann tut er es doch – und mit dem Selbstbewusstsein des Platzhirsches. 1,3 Millionen Autos, die Audi verkauft habe, stünden 1,67 Millionen Autos von BMW gegenüber, betont er. Schließlich müsse man die eigene Tochter Mini mitrechnen, denn sie decke für BMW ab, was Audi mit dem A1 mache.
Und auch für die Zukunft sieht Reithofer sein Unternehmen im Vorteil. 2020 wollen die Münchner die Nase noch immer vorne haben. Schon 2016, im Jahr des 100. Firmengeburtstags soll dafür die Marke von zwei Millionen Autos fallen – vier Jahre früher als ursprünglich angestrebt.
Doch während das Erreichen der Zwei-Millionen-Marke nicht allzu schwer werden dürfte – schon ein jährliches Plus von vier Prozent reicht – ist nicht so klar, ob BMW auch 2020 die Nase noch vorne haben wird. Zwar geht es den Münchnern blendend, wie die 4,9 Milliarden Euro Gewinn im Jahr 2011 belegen. Doch der kleinere Rivale Audi lag zuletzt mit 4,4 Milliarden Euro nur knapp dahinter. Zudem profitieren die Ingolstädter bei den Kosten vom Verbund mit der Konzernmutter VW, was ihnen zuletzt höhere Margen ermöglichte.
Audis Stärke in China gegen BMWs breite Aufstellung
Und dann ist da noch China. Gerade im Wachstumsmarkt Nummer eins dominieren die Ingolstädter seit Jahren das Premiumsegment, was ihrer Aufholjagd der vergangenen Jahre kräftigen Antrieb gab. Doch inzwischen ist China der mit Abstand wichtigste Markt für Audi – und das bedeutet auch eine gewisse Abhängigkeit. Bei BMW sieht man darin bereits einen möglichen Schwachpunkt des Konkurrenten, wie die Führungsriege am Dienstag andeutete.
Abhängigkeiten seien nichts Gutes, sagt Produktionsvorstand Frank Peter Arndt, und Reithofer verweist auf die breite Aufstellung von BMW und die damit verbundene Krisenresistenz. Zumindest von China, dessen Autokonjunktur zuletzt erste Ermüdungserscheinungen zeigte, ist BMW weniger abhängig, auch wenn man dort selbst kräftig wachsen will. Doch im Moment kommt China erst hinter den USA und Deutschland auf Platz drei der wichtigsten Märkte der Münchner. Und auch in den USA ziehen die Verkäufe jüngst wieder kräftig an.
Und trotzdem sucht man in München bereits das nächste China. Man prüfe Standorte in den «BRIKT-Staaten» Brasilien, Russland, Indien, Südkorea und der Türkei, hieß es am Dienstag. Dort habe man binnen zehn Jahren 1.000 Prozent Wachstum gesehen. Man schaue, wo der nächste große sich entwickelnde Markt sein könnte. Das, was in den letzten Jahren China war. Wenn BMW vorne bleiben will, dürfen die Münchner Audi dort nicht noch einmal den Vortritt lassen.
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