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Die Fondswelt schlägt neue Töne an

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Fonds gibt es in Hülle und Fülle und für fast jeden Gusto ist etwas dabei, seien es nun Aktien, Wein oder Gemälde. Ein Musikfonds, wie er am Mittwoch auf der Frühjahrskonferenz des Luxemburger Fondsverbandes ALFI vorgestellt wurde, ist jedoch ein Exot.

Wenn sich zwei Tage lang Hunderte Fondsexperten aus der ganzen Welt auf dem Kirchberg treffen, dann in der Hauptsache darum, um über sehr komplizierte Themen wie neue Gesetzestexte und ihre Umsetzung zu sprechen.

Verlorener Marktanteil

Luxemburg hat bei der Registrierung von Fonds, die in mehreren Ländern verkauft werden, an Marktanteil verloren. Das stellt eine am gestrigen Mittwoch vorgestellte Studie der Beratungsgesellschaft PwC fest.

Der Marktanteil viel von über 74 auf 72 Prozent. Die Hälfte der zwei Prozent verlor das Großherzogtum an seinen größten Konkurrenten Irland, das jetzt auf 15 Prozent kommt. Didier Prime, Partner bei PwC, erklärt dies mit dem Wechsel der Anleger auf andere Anlageklassen. Der Trend sei im vergangenen Jahr weiter in Richtung börsengehandelter Indexfonds und Geldmarktfonds umgeschwungen. Beides sind Sparten, in denen Luxemburg weniger gut aufgestellt ist als Irland. Vor zwei Jahren bereits habe die Regierung auf Anraten der Fondsindustrie die „taxe d’abonnement“ auf Produkten dieser Klasse gesenkt oder ganz aufgehoben. Irland sei in diesen Bereichen damals aber schon besser aufgestellt gewesen als Luxemburg, so Prime.

Fuß zu fassen, scheint die Luxemburger Fondsindustrie allerdings in Afrika. Die Anzahl der in Luxemburg registrierten Fonds, die dort verkauft werden, stieg von 126 auf 151. Alleine in Botsuana kamen 23 Fonds dazu.

Manchmal überrascht die Frühjahrskonferenz, organisiert vom Dachverband der Luxemburger Fondsindustrie, aber auch mit einem Redner, der aus dem Schema F wie Fondsindustrie heraussticht.

Investmentfonds und Musik

Ein solcher Redner war am Mittwoch Johan Ahlström. Ihm gelang es, in der letzten Sitzung vor dem Mittagsmahl die Zuhörer in seinen Bann zu ziehen. Kein Wunder, brachte er doch zwei der schönsten Themen unter einen Hut: Investmentfonds und Musik.

Der Geschäftsführer von Kobalt Capital erklärte seinem Publikum, wie es in Musikrechte investieren kann. Musik findet man in Werbung, in Filmen im Radio als Hintergrundbeschallung im Aufzug, auf einer Party. „Musik ist überall um uns herum“, sagt Ahlström. „Auch wenn wir sie nicht aktiv anhören.“

„Schätzungen zufolge – und fragen sie mich nicht, wie man das herausgefunden hat – hören 3,5 Milliarden Menschen regelmäßig Musik“, so Ahlström. Damit auch Investoren davon profitieren können, hat der Verleger Kobald einen Fonds aufgelegt, der in Musikrechte investiert.

Ausnahmen

„Am Anfang steht ein Songschreiber“, erklärt Ahlström den Mechanismus dahinter. Dieser kann eine Personalunion mit dem Künstler bilden, muss aber nicht. In der Popmusik ist es sogar eher selten der Fall.

Die Musik dieser Songwriter sorgt für Arbeit in zwei verschiedenen Sparten. Auf der einen Seite gibt es die Plattenlabels, die die Aufnahmen machen. Auf der anderen Seite sind die Verleger, die sich den Copyright-Rechten auf den Liedern widmen. Meist finden beide Aktivitäten in einem einzigen Unternehmen statt. Es gibt aber auch Ausnahmen, und eine davon ist der Verleger Kobalt.

Kobalt

„Das Copyright gibt das Recht auf Tantiemen“, so Ahlström. Und das über eine lange Zeit. In der Musik läuft ein Autorenrecht auf ein Lied erst 70 Jahre nach dem Tod des letzten beteiligten Songschreibers aus. „Diese Zeitspanne hat für die Beatles-Songs, die Lennon und McCartney zusammen geschrieben haben, noch nicht einmal begonnen.“

Kobalt verwaltet nur die Rechte und kriegt dafür einen Teil der gewonnenen Tantiemen. Eine gängige Praxis sei auch ein Vorschuss auf Tantiemen zu geben. In einem solchen Fall verbucht Kobalt alle Tantiemen, solange der „Kredit“ läuft, und verrechnet sie damit.

Komplizierte Geschichte

Die Rechte zu verwalten, sei meist eine komplizierte Geschichte, wie Ahlström erklärt, da sie in jedem einzelnen Land einzeln geltend gemacht werden müssen, braucht es neben internationalen auch regionale Büros und die nationalen Verwertungsgesellschaften. Bis die Autoren zu ihren Zahlungen kommen, könne es ein bis zwei Jahre dauern.

Ahlström kennt seine Branche gut. Deutsche z.B. seien notorische CD-Käufer, im Gegensatz zu den Amerikanern, die mehr und mehr digitale Musik kaufen. Die Schlagermusik tut wohl ihren Teil dazu, meint Ahlström. Ein typischer CD-Käufer sei über 40 Jahre alt. Die Zahlen, die der Musikfachmann zeigt, sind positiver als jene, die man aus den Beschwerden der Musiklabels gemeinhin kennt. So seien zwar die CD-Verkäufe stark zurückgegangen, die Summe der Tantiemen steige jedoch.

„Das Radio spielt auch in einer Rezession noch Musik“, meint Ahlström. Zudem habe die Musikindustrie einen neuen Abnehmer: „Videospiele haben heute das Budget eines Kinofilms.“ Und zu jedem guten Spiel gehört auch ein guter Soundtrack, für den die Benutzer Rechte bezahlen.

Musikpiraten

Vor Musikpiraten hat Ahlström keine Angst: „Ich habe früher auch Langspielplatten gekauft und sie auf Band kopiert“, sagt er. Er geht davon aus, dass wenn die Musikpiraten älter werden und eigenes Geld verdienen, sie mehr und mehr auch Lieder digital kaufen. 2011, so Ahlström, war das erste Jahr, in dem die Steigerung bei den digitalen Verkäufen die Rückgänge bei CD-Verkäufen wettmachte.

Auch hat er einige schlagkräftige Argumente aus Investorensicht für seine „neue“ Asset-Klasse. Vor allem in einem „reifen Stadium“ hätten Lieder die Tendenz, sich sehr stabil zu verhalten. Will heißen: hat ein Lied den Zenit seines Erfolges überschritten, pendeln sich die Einkünfte daraus auf einem fixen Niveau ein, auf dem sie eine lange Zeit bleiben. Geschieht aber etwas Unerwartetes, dann hat das meist einen positiven Effekt.

Ein Cover, ein Werbespot mit dem Lied, der Tod eines Künstlers, all das treibt die Verkäufe nach oben. Auch seien die verschiedenen Medien, in denen Musik verwertet wird, „von Natur aus unkorreliert“. Eine Eigenschaft, die Investoren in der Regel gefällt.

Rechte-Verwaltung

Daneben verspricht Kobalt eine Optimierung der Rechte-Verwaltung über eine Plattform, die es ins Leben gerufen hat. Das System funktioniere wie Onlinebanking, so Ahlström. Damit kämen die Rechteinhaber – und damit der Verleger – schneller an ihr Geld, alles sei transparenter und es entstünden weniger Fehler als in der Kette, in der üblicherweise das Geld weitergereicht werde. So kämen am Ende 20 Prozent mehr beim Künstler an.

Wer nun in diesen Fonds investieren will, um von den Autorenrechten zu profitieren, der muss ein dickes Portemonnaie haben. Der Minimumbetrag, den der luxemburgische Investmentfonds verlangt, ist eine Million Dollar.