Sonntag21. Dezember 2025

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Der Ton wird schärfer

Der Ton wird schärfer
(dpa)

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Fünf Wochen vor der französischen Präsidentenwahl hat sich der Ton in der Auseinandersetzung zwischen Amtsinhaber Nicolas Sarkozy und seinem Herausforderer François Hollande merklich verschärft.

Bei einer Wahlkampfveranstaltung in Lyon am Wochenende warf Sarkozy dem Sozialisten vor, das französische Volk mit seinen wirtschaftpolitischen Vorstellungen hinters Licht zu führen. Hollande wiederum erklärte, Sarkozy versuche sein eigenes Versagen mit Beleidigungen zu kaschieren. In Umfragen hat Sarkozy seinen Rückstand auf Hollande etwas verringern können. Der Präsident wird in voraussichtlich zwei Durchgängen am 22. April und am 6. Mai gewählt.

Sarkozy warf vor 8000 jubelnden Anhängern Hollande eine zusammenhanglose und ruinöse Wirtschaftspolitik vor. «Es ist respektlos, den Franzosen am Morgen zu sagen, dass man die Schulden verringern will, am Abend, dass man keine Einsparungen vorhabe und am nächsten Morgen nach einigem Nachdenken, dass man mehr ausgeben wird». Im Wahlkampf «kann man nicht verbergen, was für ein Präsident man werden wird», rief Sarkozy. «Man kann nicht ständig nichts sagen und sich zu nichts bekennen. Man kann vor der Debatte nicht weglaufen, und die Probleme ignorieren.»

«Ordinärer Stil»

Hollande hatte versichert, bis 2017 für einen ausgeglichenen Haushalt zu sorgen. In einer Fernsehdebatte schien er aber davon wieder abzurücken, indem er erklärte, er gebe Wachstum Vorrang vor Sparen. Bei einem Treffen mit sozialdemokratischen und sozialistischen Parteichefs aus Europa kündigte er zudem Änderungen am kürzlich beschlossenen europäischen Fiskalpakt an. Den Pakt, der nach deutschem Vorbild eine Schuldenbremse enthält, bezeichnete Hollande als Illusion und risikobehaftet. Dadurch würden nur die Grundlagen für eine dauernde Krise und neue Ungleichgewichte in den Etats gelegt.

Die jüngsten Angriffe Sarkozys wies Hollande als Vorwürfe eines Mannes zurück, der zunehmend verzweifelt sei. «Er hat nichts vorzuweisen, seine Bilanz ist einfach zu schlecht und er hat nichts Neues zu bieten. Alles, was er tun kann ist, sich selbst und seinen Mangel an Zurückhaltung zu präsentieren.» Hollandes Sprecher legte noch einen drauf: Die Tiraden seien typisch für Sarkozys ordinären Stil. Dem Präsidenten fehle es schlicht an Würde, wenn es um Themen wie die Einwanderung gehe.

Merkel verärgert

Sarkozy hatte versprochen, die Einwanderung nach Frankreich zu halbieren. In Lyon sagte er, wenn die französischen Grenzen nicht ausreichend kontrolliert würden, sei das Gefühl nationaler Einheit in Gefahr. Mit seinem Rechtsruck versucht Sarkozy, den Rechtsextremen Stimmen abzujagen. In Umfragen konnte der Präsident seinen Rückstand auf Hollande für den ersten Wahlgang verringern. In der zweiten Runde würden allerdings weiterhin deutlich mehr Franzosen Hollande ihre Stimme geben.

Mit seiner Absage an einen Auftritt von Merkel im Wahlkampf verärgerte der Präsident einem «Spiegel»-Bericht zufolge die Kanzlerin. Vor Vertrauten habe Merkel über die Sprunghaftigkeit Sarkoys geschimpft. Inzwischen sei sie jedoch gar nicht mehr unglücklich über einen Auftrittsverzicht. Merkel wolle vermeiden, mit Sarkozys jüngsten rechtspopulistischen Äußerungen in Verbindung gebracht zu werden, hieß es in dem Bericht.