Es handelte sich um eine der größten regierungskritischen Kundgebungen in Tschechien seit dem Ende des Kommunismus vor über 20 Jahren. Die Demonstranten forderten eine Rücknahme der geplanten Ausgabenkürzungen, den Rücktritt der Regierung sowie vorgezogene Parlamentswahlen. Zum Klang von Vuvuzelas und Trommeln marschierten sie zum zentralen Wenzelsplatz.
Die Demonstranten trugen Banner mit der Aufschrift «Stoppt die Regierung» oder «Blöder Kapitalismus, blöde Regierung, blöde Kürzungen.» Einer der Kundgebungsteilnehmer, Tomas Frejkovsky, war mit 200 weiteren Menschen aus der östlichen Stadt Ostrava angereist. «Ich muss drei Jobs annehmen, um über die Runden zu kommen», sagte der 45-Jährige. «An all dem leiden die gewöhnlichen Leute.»
«Werden das Land lähmen»
Organisiert wurde die Protestaktion von den großen Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen. Diese drohten mit schärferen Protestaktionen wie einem Generalstreik, falls ihre Forderungen nicht erfüllt würden. «Wir werden das Land lähmen, bis die Regierung stürzt», erklärte Gewerkschaftsführer Bohumir Dufek.
Die konservative Regierung hatte die Reformpläne zuvor als unverzichtbar bezeichnet, um das Haushaltsdefizit unter drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu drücken und die Märkte zu beruhigen. Ministerpräsident Petr Necas zeigte am Samstag in einer Stellungnahme Verständnis für die Protestler, verteidigte die Maßnahmen aber gleichzeitig. «Als Regierungschef spüre ich eine große Verantwortung, dass das Land nicht in eine Schuldenfalle tappt», erklärte er.
Regierung auf wackeligen Beinen
Wahlen sind in Tschechien erst für 2014 vorgesehen. Allerdings könnte sich in diesem Zusammenhang eine Forderung der Demonstranten erfüllen: Nach einer Reihe von Parteiaustritten bei einem der Koalitionspartner infolge eines Korruptionsskandals steht die Regierung auf wackligen Beinen.
Zu Demaart
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